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Dada-Haus – nun doch erhalten

Das Dada-Haus in der Zürcher Altstadt, das ehemalige "Cabaret Voltaire". Keystone

Dada lebt immer irgendwo. Und geht es nach der Zürcher Stadtregierung, kehrt Dada wieder an seine Geburtsstätte zurück. Im ehemaligen Cabaret Voltaire soll nun doch ein Kulturbetrieb entstehen.

Die Stadtregierung beantragt dem Parlament das historische Gebäude zu mieten – für vorerst 5 Jahre und 1,19 Mio. Franken.

Zusätzliche Finanzierung kommt von der Swatch Group, die pro Jahr 300’000 beisteuert.
Vor rund einem Jahr war es um die Pläne für die historische Stätte, die zum Swisslife/Rentenanstalt-Konzern gehört, zu Protesten, Petitionen und parlamentarischen Auseinandersetzungen gekommen. Das Haus, in dem Wohnungen und Läden entstehen sollten, war zeitweise besetzt worden.

Statt zum umstrittenen Wohn- und Ladengebäude soll das so genannte Dada-Haus nun ein Kulturbetrieb mit internationaler Ausstrahlung werden. Dies gab Stadtpräsident Elmar Ledergerber bekannt.

Einjähriges Gezerre

Bewilligt das Parlament das Geld, findet das einjährige Gezerre um die Zukunft der Geburtsstätte des Dadaismus ein Ende. Im vergangenen Frühjahr war die baufällige Liegenschaft während mehrerer Wochen von rund 50 Kunstschaffenden besetzt worden.

Im Sommer schienen sich die Pläne für ein Dada-Kultur- und Begegnungsort dann zu zerschlagen. Der Stadt war es trotz Zusagen von Privaten nicht gelungen, die Finanzierung des Betriebes zu sichern.

Schon damals hatte sich Swatch beteiligen wollen. Nick Hayek hatte aber stets erklärt, die Stadt müsse die Projektführung übernehmen.

Die Immobilienfirma Swissville, eine Tochtergesellschaft der Rentenanstalt, fand schliesslich einen anderen Mieter. Im Januar dieses Jahres dann die Kehrtwende: Swissville kam auf den Mietvertrag zurück.

Der neue Konzernchef der Swisslife, Rolf Dörig, war laut Ledergerber massgeblich an dem Entscheid beteiligt.

Dada-Kompetenz

Projektleiter Thomas Kramer sieht das Dada-Haus als Treffpunkt, Galerie, Veranstaltungsort und Kompetenzzentrum. Geplant sind eine Dokumentation zum Dadaismus und ein Begegnungszentrum mit Bar.

Weitere Idee seien jährliche Festwochen und Ausstellungen. Zürich beherberge zwar die weltweit grösste Dada-Sammlung, sie befinde sich aber im Keller des Kunsthauses, sagte Kramer.

Ledergerber schwebt an der Spiegelgasse 1 im Niederdorf ein «attraktiver Kulturbetrieb mit internationaler Ausstrahlung» vor. Dada habe weltweit einen grossen Namen. Es sei erstaunlich, dass ausgerechnet in Zürich wenig davon zu spüren ist. Geht es nach dem Stadtrat, nicht mehr lange.

Werte und Vorstellungen in Frage gestellt

Im 1916 gegründeten Zürcher Cabaret Voltaire hatte der
Dadaismus seinen Ursprung. Kunstschaffende wie Hugo Ball, Emmy
Ball-Hennings, Tristan Tzara, Hans Arp, Sophie Taeuber-Arp, Richard
Huelsenbeck und andere stellten unter dem Eindruck des Ersten
Weltkriegs alte Werte und Vorstellungen in Frage.

Sie wehrten sich auch gegen die Vereinnahmung der Kunst für irgendwelche Zwecke. Diese Geisteshaltung habe heute genau wie vor fast 90 Jahren ihre Berechtigung, heisst es in den Unterlagen der Stadt Zürich zu dem Projekt.

swissinfo und Agenturen

Am 5. Februar 1916 gründete der Poet und Philosoph Hugo Ball (1886-1974) in einer Zürcher Bar das «Cabaret Voltaire», eine Mischung aus Nachtclub und Kunstsalon.
Junge DichterInnen und KünstlerInnen wurden eingeladen, ihre Werke vorzutragen, Bilder aufzuhängen oder selbst zu musizieren.

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