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Das Filmfestival Zürich greift nach den Sternen

Keystone

Das noch junge Zürcher Filmfestival setzt bereits mit der dritten Ausgabe Akzente in der Schweizer Filmlandschaft. Gast ist der amerikanische Regisseur Oliver Stone.

Organisiert wird das Festival von einer jungen Generation von Filmbegeisterten, die ihre Affinität mit der glamourösen Seite der Filmwelt nicht verstecken.

Als das ehemalige Topmodel Nadja Schildknecht und die Produzenten Antoine Monod und Karl Spoerri vor zwei Jahren die ersten Ausgabe des «Zurich Film Festival» ankündeten, waren die Reaktionen eher negativ.

Die Kritiker sprachen von Oberflächlichkeit und von lokalen VIPs, die sich lieber in schicken Limousinen und auf roten Teppichen denn im Kino zeigten.

Die Skeptiker scheinen sich auf der ganzen Linie geirrt zu haben. Unter den gezeigten Filmen hatte es auch einige Entdeckungen. Das Festival hat in der Zwischenzeit sein Publikum gefunden.

«Das Festival ist eine ausgezeichnete Plattform. Die Programmation ist hochstehend», urteilt Stefan Staub vom Filmverleiher Frenetic, der dieses Jahr mit drei Filmen präsent ist.

Staub ist zudem überzeugt, dass das Festival vielmehr eine Bereicherung der Filmlandschaft ist und nicht in erster Linie die bestehenden Festivals konkurrenziert.

Der Glanz- und Glamour-Faktor

Begeistert zeigt sich auch Ivo Sacchi, Chef von Universal Music. «Ich schätze das Konzept mit dem klaren Akzent auf Entdeckungen. Zürich hat eine grosse Liebe zum Film. Es war also klar, dass die Stadt ein solches Festival braucht.»

Was die Konkurrenz zu Locarno betrifft, urteilt Sacchi: «Das kann man nicht vergleichen. Doch der Glamour-Faktor ist in Zürich höher.»

Die Stadt Zürich anerkennt die Anstrengungen und unterstützt den Anlass mit einer Subvention von 25’000 Franken. Zudem stellt sie die Veranstaltungsorte gratis zur Verfügung.

Der Bund hat kürzlich beschlossen, den Event ab 2008 mit jährlich 50’000 Franken zu unterstützen.

Preis für Stone

Für die Organisatoren wichtiger ist allerdings die Anwesenheit des amerikanischen Regisseurs Oliver Stone. Der Autor von Filmen wie «Platoon», «JFK», «Natural Born Killers» oder «Wall Street» wird in Zürich das Goldene Auge, einen Preis für sein Werk, entgegennehmen.

In einem Werkstattgespräch wird Stone zudem über sein Schaffen reden. «Stone kommt gerne nach Zürich. Er ist von unserem Konzept überzeugt», freut sich Programmdirektor Antoine Monod.

Von den Kritikern am Roten Teppich und am Glamour lässt sich Monod nicht beeindrucken. «Das erinnert mich an die Zeiten, als die Schweiz gegenüber jeglichem Glanz misstrauisch war. Wie wenn Kultur dreckig sein müsste, um interessant zu sein.»

Wichtiger als Locarno?

Monod weist darauf hin, dass ohne Glanz und Glamour die Kritiker zufrieden wären, nicht aber die Sponsoren. «Dann hätten wir weniger Geld und weniger gute Filme.»

Pragmatisch beurteilt Monod die Finanzplanung. «Wir wollen kein Loch im Budget, wir wollen, dass es uns weiterhin gibt.»

Was heisst das mittelfristig für Locarno? «Es ist klar, dass wir Cannes oder Berlin nicht konkurrenzieren können. Aber im deutschen Sprachraum ist Zürich doch einiges wichtiger als Locarno.

swissinfo, Ariane Gigon Bormann, Zürich
(Übertragung aus dem Französischen: Andreas Keiser)

1. Ausgabe: Oktober 2005. Motto: «Passion and young blood». Die Programmierung war auf Erstlinge junger Regisseure ausgerichtet. 8000 Besucher.

2. Ausgabe: Oktober 2006. 18’000 Besucher. Budget: Rund 2 Mio. Fr.

3. Ausgabe: 27. September bis 7. Oktober 2007: Sechs Kinosäle und ein Theater für die Diskussionen. Erwartet werden zwischen 25’000 und 30’000 Besucher. Budget: Rund 3 Mio. Fr.

Hommage und Master Class. Nach Stephen Frears im Jahr 2006 wird Oliver Stone am 6. Oktober ein «Goldenes Auge» entgegennehmen. Seine wichtigsten Filme werden aufgeführt. Der Regisseur von «JFK» nimmt auch an einem der sechs Master Class-Ateliers teil, mit 25 viel versprechenden Nachwuchs-Cineasten.

Wettbewerb: Es gibt drei Sektionen: Debütspielfilme, Nachwuchs-Spielfilme, Nachwuchs-Dokumentarfilme (darunter Porträts von Karl Lagerfeld und Arnold Schwarzenegger).

Die Jury wird präsidiert vom Produzenten Albert Ruddy («Le Parrin», «Million Dollar Baby»). Mit dabei sind die Schweizer Regisseurin Bettina Oberli, der deutsche Schauspieler Moritz Bleibtreu, der Schweizer Musiker und Regisseur Dieter Meier, der deutsche Schauspieler und Regisseur Justus von Dohnany und der US-Schauspieler und Regisseur Matthew Modine.

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