Das Jodlerfest – ein Höhepunkt
Der weltweit bekannte Schweizer Jodelgesang erlebt einen Höhepunkt: Rund 200'000 Leute werden das 26. Eidgenössische Jodlerfest besuchen.
Rund 10’000 Aktive Jodlerinnen und Jodler messen sich in einem – nach strengen Regeln festgelegten – Wettgesang. Auch Teilnehmer aus dem Ausland sind dabei.
Es gibt in der Schweiz wenig Anlässe, welche eine so grosse Zahl von Besucherinnen und Besuchern mobilisieren können, wie das Eidgenössische Jodlerfest, das alle drei Jahre stattfindet.
Am gleichen Wochenende treten am Open-Air von Frauenfeld internationale Popstars wie Snoop Dogg oder Jovanotti vor «lediglich» 20’000 Fans auf. Die Jodler stellen diesen Anlass mit Leichtigkeit in den Schatten.
Allein am sonntäglichen Festumzug werden in Aarau um die 100’000 Zuschauer die Strasse säumen. Das sind dreimal mehr, als unser Schweizermeister, der FC Basel in sein Fussballstadion bringt.
Zurück zu den Wurzeln
«Wir haben eine lange Tradition in der Volksmusik und die sollten wir pflegen», sagt die Graphikerin Klaudia Meisterhans, welche kürzlich eine Ausbildung in Jodeln begann.
Meisterhans ist nur ein Beispiel für eine wachsende Zahl von Leuten in der Schweiz, welche auf diese Art ihre Wurzeln entdecken wollen.
Das Interesse am Jodeln und andern schweizerischen Traditionen zieht sich durch alle Alters- und Gesellschaftsschichten.
«Ich höre gerne Robbie Williams, aber wenn ich singe, dann jodle ich», sagte kürzlich eine 14-jährige in der Schweizer Boulevard-Zeitung «Blick».
Jodeln ist in der Schweiz allgegenwärtig, doch auch im Ausland hat der Gesang seine Anhänger. Dass verhältnismässig viele Teilnehmer aus dem Ausland anreisen, zeigt, dass selbst die Globalisierung festgefügte Traditionen nicht aushebeln kann.
Im Gegenteil, eine Welt, die dank modernster Techniken immer mehr zusammenrückt, hat es dem Schweizer Jodelgesang ermöglicht, sich auch ausserhalb der Landesgrenzen bekannt zu machen.
Japan jodelt
So reisen «Jodler» aus Japan, Australien oder den USA nach Aarau ans Jodlerfest.
Keiko Ito arbeitet in einem Büro der Universität von Tokio. Sie begann im Alter von 15 Jahren mit dem Jodelgesang, dem sie auf einer Schweizerreise zum erstenmal begegnet ist, und der sie so fasziniert hat, dass Ito auch jodeln lernen wollte.
«Schon immer habe ich gerne gesungen. Ich habe Heidi und den Film «Sound of Music» gesehen und da wurde meine Liebe zu den Alpen geweckt», sagt Ito gegenüber swissinfo.
Sie versucht die Lieder in Schweizer Dialekt zu singen und sie tritt als Gastjodlerin am diesjährigen Jodlerfest auf.
«Musik ist grenzenlos und die Melodien im Jodelgesang empfinde ich als Kraft», sagt Ito. «Die Lieder, die ich vortrage kommen aus tiefem Herzen.»
Wie alle Teilnehmer am Jodlerfest, tritt auch die Jodlerin aus Japan in der vorgeschriebenen Kleidung auf.
Ein Wettgesang – kein Event
Das Jodlerfest ist kein Event zum Schenkelklopfen und Mitklatschen. Es ist ein ernster Wettgesang der besten Schweizer Jodlerclubs, Jodlergruppen und Einzeljodler. Sie mussten sich zuerst an den regionalen Jodlerfesten für das «Eidgenössische» in Aarau qualifizieren.
Eine Jury aus Fachleuten beurteilt den Vortrag, der zwar vor Zuhörerinnen und Zuhörern – darunter viele Fachleute und ehemalige Jodler – stattfindet, bei dem jedoch Ruhe herrschen muss.
Anschliessend erfolgt die Bewertung, die «sehr gut», «gut» oder «genügend» heisst. Um zu einem «sehr gut» zu gelangen, muss der Vortrag perfekt sein. Selbstredend, dass ein Jodler, eine Jodlerin, absolut konzentriert antreten muss.
Gefeiert wird anschliessend. Aber in Massen. Betrunken sind in der Regel die Besucher, nicht die Aktiven.
swissinfo, Dale Bechtel
(Übertragung aus dem Englischen von Urs Maurer)
Rund 10’000 Jodler, Fahnenschwinger und Alphornspieler nehmen am 26. Jodlerfest in Aarau teil.
Das Fest findet vom 16. bis 19. Juni in Aarau statt.
Es sind auch Teilnehmer aus Australien, den USA und Japan anwesend.
Das Jodlerfest ist ein Grossanlass. Es werden um die 200’000 Besucherinnen und Besucher erwartet.
Jodeln ist keine Schweizer Erfindung.
Die Urspünge des Jodelns gehen bis in die Steinzeit zurück.
Es hat eine lange Tradition in Rumänien, Polen, Kaukasien, Skandinavien aber auch in den Alpen.
Die Art, wie gejodelt wird, ist von Region zu Region verschieden.
Signale über grössere Distanzen zu übermitteln, war vermutlich die ursprüngliche Funktion des Jodelns.
Ein Jodellied besteht aus drei Textstrophen und einem Jodel.
Hier findet sich auch der Einfluss des populären Gesanges, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts via Österreich in die Schweiz gelangte und hier umgeformt wurde.
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