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Das Schweizer Kreuz mit den Weltausstellungen

Der "Klangkörper Schweiz" an der Expo 2000 in Hannover. Keystone Archive

Der Auftritt der Schweiz an Weltausstellungen wird immer wieder zum Politikum. Schliesslich geht es um das Bild des Landes in der Welt.

Einen handfesten Kulturskandal gab es 1992, als die Schweiz Besucherinnen und Besucher mit dem Satz «Die Schweiz existiert nicht» empfing.

Der Eiffelturm in Paris, das Atomium in Brüssel oder die Space Needle in Seattle haben alle etwas gemeinsam: Sie sind Wahrzeichen einer Weltausstellung, die in der jeweiligen Stadt durchgeführt wurde.

Doch nicht nur architektonisch setzten Weltausstellungen Akzente. Ihr Einfluss auf Industrie, Handel, Politik und Kultur ist unbestritten. Während die ersten Ausstellungen noch reine Leistungsshows waren, liegt heute das Augenmerk auf Kultur und Wissenschaft.

Seit über 150 Jahren

Die erste Weltausstellung, die «Great Exhibition», fand 1851 im Londoner Hyde Park statt. Bereits 14’000 Aussteller aus 25 Ländern oder Kolonien vermochten ein Publikum von über 6 Millionen anzuziehen.

Der Titel «Grosse Ausstellung der industriellen Leistungen aller Nationen» war Programm, ging es doch hauptsächlich um eine Inventarisierung der Zivilisation.

Die frühen Ausstellungen vereinigten die Welt jeweils unter dem Dach eines grossen Gebäudes. Bereits 1867 in Paris konnte der Platzbedarf jedoch nicht mehr gedeckt werden. Das damals eingesetzte Konzept der Länderpavillons hat sich bis heute gehalten.

«Die Schweiz existiert nicht»

Mit den Länderpavillons erhielt jedes Land die Möglichkeit, sich selber darzustellen. Dies sorgte nicht nur in der Schweiz praktisch jedes Mal vor den unregelmässig stattfindenden Weltausstellungen für Streitereien um die Art und Weise, wie denn das Land präsentiert werden sollte.

So hatte der Auftritt der Schweiz 1982 im spanischen Sevilla mit dem Satz «Die Schweiz existiert nicht» eine Kontroverse in der Kulturpolitik losgetreten, die das Land in eine Identitätskrise stürzte und die auch heute noch ab und zu aufflammt.

Der Auftrag des Bundesrats war damals klar gewesen: Ein anderes Bild der Schweiz zu zeigen, fern von den gängigen Klischees.

«Es gab bei uns anfangs auch Leute, die lieber eine Rutschbahn mit Bratwurststand gebaut und Kuckucksuhren verkauft hätten», wurde der Projektverantwortliche für den Pavillon, Peter Denger, in der Presse zitiert.

Trotz der grossen Kritik in der Schweiz fiel das Echo der Besucher und der ausländischen Medien fast durchwegs positiv aus. Der Mut der Schweiz wurde bewundert.

«Die Schweiz gibt es»

Im Gegensatz zu Sevilla wollte die Schweiz an der nächsten Weltausstellung erster Kategorie in Hannover 2000 Missverständnisse verhindern. Sie präsentierte sich in einem Klangkörper aus Holz, entworfen vom Stararchitekten Peter Zumthor.

Architektur, Gastronomie, Musik und Textildesign vereinten sich im Schweizer Pavillon zu einem Gesamtkunstwerk. Richtig greifbar werde die Schweiz damit allerdings nicht, bemängelten Besucherinnen und Besucher.

«Die Schweiz gibt es», rief der damalige Bundespräsident Adolf Ogi am Schweizer Tag aus. Sie wolle sich der Welt nicht klischeehaft, sondern weltoffen, kreativ, sinnlich und klingend präsentieren.

«Der Berg»

Etwas eingeschränkter in der Gestaltung des Auftritts ist die Schweiz nun im japanischen Aichi, weil die Organisatoren bereits vorgefertigte Pavillons zur Verfügung stellen.

Im Pavillon steht ein Berg, der allerdings nicht bestiegen werden kann. Die Ausstellung findet vielmehr in den Tunnels im Berg drinnen statt. Einerseits wollen die Ausstellungsmacher der Tradition gerecht werden, andererseits auch eine moderne, zukunftsorientierte Schweiz präsentieren.

Während die Besuchenden in einem ersten Raum mit Klischees (Swiss Myths) abgeholt werden, zeigen die anderen drei Räume Aktuelles und Visionen aus der Schweiz («Visions», «Risks ans Caution», «Top of Science»).

Weil die Pavillons schon stehen, kommt der diesjährige Auftritt auch für die Schweiz günstiger: Budgetiert sind 15 Mio. Franken. Der Kulturpavillon in Sevilla hatte zum Vergleich 32 Mio. gekostet, der Klangkörper Schweiz in Hannover hatte Kosten von 23,5 Mio. verursacht.

swissinfo, Christian Raaflaub

Die erste Weltausstellung fand 1851 in London statt.
Weltausstellungen finden unregelmässig und in 2 Kategorien statt. Die letzten:
1970: Osaka, Japan
1992: Sevilla, Spanien
1998: Lissabon, Portugal (2. Kategorie)
2000: Hannover, Deutschland
2005: Aichi, Japan
Die nächste Weltausstellung ist 2010 im chinesischen Schanghai geplant.

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