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«Der Auslandschweizer-Kongress findet statt»

swissinfo.ch

Der Auslandschweizer-Kongress findet wie geplant vom 1. bis 4. September in Interlaken statt. Dies trotz der grossen Überschwemmungen im Berner Oberland.

Im Gespräch mit swissinfo erklärt Rudolf Wyder, Direktor der Auslandschweizer-Organisation, warum es wichtig ist, den Kongress nicht abzusagen.

Das Unspunnenfest 2005 wurde wegen der Überschwemmungen in Interlaken abgesagt. Die Auslandschweizer-Organisation (ASO) hatte ihren Kongress speziell auf dieses Datum gelegt, ist doch das Fest eine grosse Attraktion für die Landsleute im Ausland.

Die ASO bedauert sehr, dass dieser Traditions-Anlass abgesagt werden musste, will ihren Kongress aber trotzdem wie geplant durchführen.

swissinfo: Warum findet der Auslandschweizer-Kongress trotzdem statt?

Rudolf Wyder: Wir haben diesen Entscheid im Einvernehmen mit den Behörden und den touristischen Institutionen in Interlaken gefällt. Es ist gewissermassen auch ein Akt der Solidarität mit dieser geprüften Region, dass wir jetzt trotzdem tagen.

Die Sitzung des Auslandschweizer-Rats in Interlaken ist besonders wichtig: Es ist die erste Sitzung einer neuen vierjährigen Amtsdauer. Der Rat wird sich neu konstituieren.

swissinfo: Für Samstag und Sonntag standen Besuche im Mystery-Park und am Unspunnenfest auf dem Programm. Was bieten Sie den Auslandschweizern jetzt?

R.W.: Wir arbeiten im Moment daran, ein Ersatzprogramm auf die Beine zu stellen.

swissinfo: Hat das Klischee, dass Auslandschweizer mehr an Alphorn und Folklore hängen, als die Daheimgebliebenen, etwas Wahres an sich?

R.W.: Ich glaube, es hat etwas Wahres, dass Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer eher überdurchschnittlich an schweizerischem Brauchtum und Folklore interessiert sind.

Das heisst aber nicht, dass das Leute sind, die dann einfach am Gestern hängen, sondern das ist einfach eine ihrer Fasern, die an der Schweiz hängen.

swissinfo: Thema des Kongresses ist der Tourismus. Sie stellen die Frage, ob die Schweiz noch in der Champions League mitspielt. Wie weit ist dieses Thema für die Auslandschweizer relevant?

R.W.: Auslandschweizer sind, wenn sie in die Schweiz kommen, häufig selber Touristen. Und sie sind dann auch in der Lage, Vergleiche anzustellen zwischen dem schweizerischen Tourismus-Angebot und dem, was sie in ihren Gastländern und anderen Teilen der Welt erleben.

Es ist den Auslandschweizern aber auch sehr wohl bewusst, dass das ein sehr wichtiger Exportzweig für die Schweiz ist.

swissinfo: Thema im Auslandschweizer-Rat wird auch die Erweiterung der Personenfreizügigkeit sein, über welche die Schweiz am 25. September abstimmen wird. In der Regel legen die Auslandschweizer bei Abstimmungen eine grössere Offenheit gegenüber Fremdem und Unbekanntem an den Tag. Erwarten Sie ein Ja zur Vorlage?

R.W.: Der Auslandschweizer-Rat, der die Interessen der Auslandschweizer hier in der Schweiz wahrnimmt, hat sich bereits vor einem Jahr mit dem Thema Bilaterale II und der Erweiterung des Personenfreizügigkeits-Abkommens auf die neuen EU-Staaten auseinandergesetzt und sich damals ganz klar dafür ausgesprochen.

Jetzt geht es konkret um die Abstimmungsparole für den 25. September. Und ich wage die Prognose, dass der Auslandschweizer-Rat sich sehr klar für die Ausdehnung der Personenfreizügigkeit aussprechen wird.

swissinfo: Inwieweit profitieren die Auslandschweizer von der erweiterten Personenfreizügigkeit?

R.W.: Auslandschweizer sind sich natürlich sehr bewusst, dass die internationale Mobilität eine Tatsache ist, die nicht nur für Ausländer und ausserhalb von Europa gilt, sondern auch für Schweizer Geltung hat und in Anspruch genommen wird.

Sie sind international mobile Schweizer. Deshalb reagieren sie auch zunächst sensibel auf dieses Thema, und dann auch verständnisvoll.

swissinfo: Wie könnte sich ein Nein auswirken? Ein schlechteres Image der Schweiz, unter dem die Auslandschweizer dann zu leiden hätten?

R.W.: Das wäre sicher eines der Probleme, würde dieses Abkommen abgelehnt. Es würde auch bedeuten, dass sich die EU nicht damit abfinden könnte, dass die Schweiz zwar Personenverkehr mit den alten EU-Staaten will, aber nicht mit den neuen.

Würde die Personenfreizügigkeits-Vereinbarung mit der EU ausser Kraft treten, würden zehntausende unserer Landsleute voraussichtlich mit zusätzlichen bürokratischen Hürden und Mobilitäts-Hindernissen kollidieren. Ich hoffe sehr, dass uns das erspart bleibt.

swissinfo: Die Zahl der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer steigt stetig. Im Dezember 2004 waren es 623’000. Die SRG will nun eine der Informationsquellen der Auslandschweizer massiv abbauen, nämlich swissinfo. Wie kommt das in der Fünften Schweiz an?

R.W.: Die Auslandschweizer-Organisation hat sich sogleich bei Bekanntwerden dieser Pläne der SRG vehement dagegen gewehrt, dass swissinfo verkleinert, komprimiert oder sogar abgeschafft wird.

Und die Dachorganisationen der Schweizer Vereine in verschiedenen europäischen Ländern haben sich ebenso vehement gegen diese angebliche Sparmassnahme zur Wehr gesetzt. Wir haben kaum Verständnis gefunden unter unseren Landsleuten im Ausland.

Die ASO hält daran fest, dass das ein Fehlentscheid der SRG war, swissinfo aufheben zu wollen. swissinfo ist die für den Auslandmarkt und das Ausland-Publikum spezialisierte Unternehmenseinheit der SRG, und wir brauchen sie auch in Zukunft für die Auslandschweizer, aber auch für die schweizerische Präsenz im Ausland.

swissinfo-Interview: Gaby Ochsenbein und Christian Raaflaub

Der Kongress findet vom 1. bis 4. September in Interlaken statt.
Thema: «Tourismus im globalen Wettbewerb: Spielt die Schweiz noch in der Champions League?»
Die ASO erwartet zwischen 400 und 500 Landsleute aus dem Ausland.
Der Auslandschweizer-Rat tagt am 1. September und konstituiert sich für vier Jahre neu.

Der 83. Auslandschweizer-Kongress steht dieses Jahr ganz im Zeichen des Tourismus.

Die bekanntesten Redner zum Thema sind Finanzminister Hans-Rudolf Merz und alt Bundesrat Adolf Ogi, heute Sonderberater des UNO-Generalsekretärs für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden.

Ausserdem finden diverse Workshops und eine Diskussionsrunde mit hochkarätigen Teilnehmern statt wie beispielsweise dem Starkoch Anton Mosimann.

Die Veranstaltung wird unter anderem unterstützt von Schweiz Tourismus, Präsenz Schweiz und swissinfo.

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