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Der neue US-Präsident heisst Barack Obama

Der neue Präsident Obama mit Familie: Natasha, Malia und Ehefrau Michelle. Keystone

Zum ersten Mal in der Geschichte hat das amerikanische Volk einen schwarzen Präsidenten gewählt. Der 47-jährige Senator aus Illinois setzte sich bei der Wahl am Dienstag deutlich gegen den Republikaner John McCain durch.

Der demokratische Senator Barack Obama ist der 44. und erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten. Nach prognostizierten Siegen in den drei Westküstenstaaten Kalifornien, Washington und Oregon gewann Obama auch im heftig umkämpften Bundesstaat Florida.

Auch in den beiden Parlamentskammern konnten die Demokraten ihre Mehrheit ausbauen. Im Repräsentantenhaus kommen sie auf 235 der 435 Mandate, im Senat konnten sie ihre Mehrheit verteidigen.

Damit kann der neue Präsident Barack Obama auf eine breite Unterstützung durch seine eigene Partei im Kongress bauen.

«Die Ära, in der die Republikaner in Washington das Präsidentenamt, die Mehrheit im Kongress oder sogar beides in der Hand hatten, geht damit nach 14 Jahren zu Ende», schreibt die Online-Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung.

Die politische Zäsur sei aber wohl noch tiefer. Obama habe die politische Landkarte neu gezeichnet und in Gebieten triumphiert, die über Jahrzehnte hinweg als republikanische Hochburgen gegolten hatten.

Seit Mitte der sechziger Jahre, so die NZZ, habe kein demokratischer Präsidentschaftskandidat einen derart hohen Wähleranteil errungen wie der Senator aus Illinois.

Resultat kurz nach 23 Uhr Ostküstenzeit

Der 47-Jährige kam laut CNN zunächst auf 293 der Wahlmännerstimmen, sein republikanischer Rivale John McCain erreichte 139. Kurz nach 23.00 Uhr Ostküstenzeit (0500 MEZ Mittwoch) brach überall im Land tosender Jubel unter Hunderttausenden Obama-Anhängern aus, als mehrere Sender die Nachricht verbreiteten.

Obama hatte zuvor die wichtigen und heftig umkämpften Staaten Ohio, Pennsylvania und Virginia gewonnen. Diese waren der Grundstein für seinen Erfolg. Nach den Siegen an der Westküste stand fest, dass «the Man of Change» ins Weisse Haus einzieht.

Obama konnte nach vorläufigen Angaben 338 Wahlmännerstimmen auf sich vereinen, McCain bloss 156. Für den Sieg sind 270 Elektoren erforderlich.

«Amerika – der Ort, an dem alles möglich ist»

Der Republikaner John McCain hat seine Niederlage bei der US-Präsidentschaftswahl eingestanden. Vor Anhängern im Biltmore Resort von Phoenix in Arizona gratulierte er seinem demokratischen Widersacher Obama zum Wahlsieg.

Der 72-Jährige erinnerte an die Meinungsverschiedenheiten im Wahlkampf und rief seine Anhänger zugleich auf, dem nächsten Präsidenten mit «gutem Willen» gegenüberzustehen.

Auch der scheidende US-Präsident George W. Bush gratulierte Barack Obama zu seinem Sieg bei der Präsidentschaftswahl.

Kurz später sprach der designierte Präsident Obama in seiner Heimatstadt Chicago zu seinen Anhängern: «Wenn es irgend jemanden gibt, der noch immer daran zweifelt, dass Amerika der Ort ist, an dem alles möglich ist, der sich fragt, ob der Traum unserer Gründerväter heutzutage noch lebt, der noch immer die Macht unserer Demokratie in Frage stellt – die heutige Nacht ist die Antwort.»

«Es hat lange gedauert, aber heute Nacht, durch das, was wir heute bei dieser Wahl getan haben, in diesem entscheidenden Moment, ist der Wandel nach Amerika gekommen.»

Zunächst noch hoffnungsloser Aussenseiter

Bereits im Februar 2007 hatte Obama seine Bewerbung um die Präsidentschafts-Kandidatur angekündigt. Zunächst galt er als hoffnungsloser Aussenseiter. Wahlexperten waren überzeugt, dass Obama gegen die ehemalige First Lady Hillary Clinton keine Chance habe.

Doch er überzeugte mit rhetorischer Brillanz, welche die Menschen fesselte. Sein Botschaft ist eingängig – «Hoffnung», «Wandel» und «Versöhnung». Im Kern wirbt er für ein «neues Amerika».

Obama gilt als nachdenklicher, pragmatischer links-liberaler Politiker, der vor allen den üblichen Parteienstreit und den Politikstil in Washington überwinden will.

Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Beschränkung des Einflusses der Lobbyisten und höhere Steuern für die Reichen.

Obama will die US-Truppen aus dem Irak zurückziehen. Von den Europäern erwartet er aber ein stärkeres Engagement in Afghanistan.

«Zukunftsgerichtete Wahl»

Der Schweizer Bundespräsident Pascal Couchepin bezeichnete die Wahl von Barack Obama zum US-Präsidenten als zukunftsgerichteten Entscheid.

Die Amerikaner hätten sich für einen schwarzen Präsidenten und einen katholischen Vizepräsidenten entschieden und damit gezeigt, dass Amerika im Stande sei, sich neuen Horizonten zu öffnen, sagte Couchepin am Mittwochmorgen im Westschweizer Radio RSR.

swissinfo und Agenturen

Barack Obama, 1961 in Honolulu auf Hawaii geboren, ist Jurist. Seit 2004 ist er Senator für Illinois.

Er ist auch der erste afroamerikanische US-Präsident.

Am 10. Februar 2007 verkündete er vor 18’000 Zuhörern in Springfield (Illinois) seine Präsidentschaftskandidatur.

In den Vorwahlen gewann Obama in 29 der 50 US-Bundesstaaten. Dass sich seine Hauptkonkurrentin Hillary Clinton dennoch bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit ihm lieferte, lag vor allem daran, dass Obama in den meisten bevölkerungsreichen Staaten schwächer abschnitt als sie.

Am 3. Juni 2008 erreichte Obama die notwendige Zahl von Delegiertenstimmen, um sich eine Mehrheit für die Nominierung zum Präsidentschafts-Kandidaten seiner Partei zu sichern.

Der designierte Vizepräsident Joseph R. Biden, Jr., geboren 1942, ist Professor für Rechtswissenschaft und Senator für Delaware.

Am 23. August 2008 wählte ihn Obama als Kandidat aus.

Biden wurde 1973 erstmals Senator und gewann seitdem fünf weitere Wahlen.

Aussenpolitisch war er bereits früh Anhänger einer aktiven und notfalls gewaltsamen US-Aussenpolitik im Balkan und nannte Slobodan Milosevic schon früh einen Kriegsverbrecher.

2004 galt Biden als möglicher Aussenminister unter Kandidat Kerry.

swissinfo.ch

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