Der Schweizer Film sucht mehr Beachtung
Gleichzeitig mit der Eröffnung der 39. Solothurner Filmtage will das neu gegründete Zentrum "Swiss Films" der 7. Kunst in der Schweiz zu mehr Bedeutung verhelfen.
Ein Blick auf den Auftakt des Filmjahres, das nach Solothurn auch Zürich und Genf belebt.
Der Schweizer Film kämpft seit Jahren. Nur mit Mühe kann er zeigen, dass es ihn gibt. Daran hat auch die im ganzen deutschsprachigen Raum erfolgreiche Komödie «Achtung fertig Charlie» nichts geändert.
Für eine bessere Filmförderung im In- und Ausland haben sich die Stiftung Pro Helvetia, das Schweizerische Filmzentrum und die Kurzfilm Agentur zusammengetan und Swiss Films gegründet.
Und das neue Zentrum ist an den 39. Solothurner Filmtagen, die bis zum 25. Januar dauern, natürlich präsent.
Im Landhaus, dem Mittelpunkt des Anlasses, hat Swiss Films einen Stand, will «Schnittstelle zwischen den Filmschaffenden und vor allem den ausländischen Gästen» sein, wie Micha Schiwow, der Direktor des neuen Zentrums und frühere Chef des Schweizerischen Filmzentrums, erklärt.
Swiss Films organisiert auch die Verleihung des Schweizer Filmpreises, die jedes Jahr anlässlich der Filmtage stattfindet.
In Solothurn wird die helvetische Produktion des vergangenen Jahres gezeigt. Die Aarestadt ist aber auch ein wichtiger Treffpunkt für alle Berufsleute dieser Kunstgattung. Sie sind da, um an Konferenzen, Diskussionen, Preisverleihungen und verschiedenen Cocktails teilzunehmen.
Probelauf
Swiss Films hat die Arbeit diesen Januar aufgenommen. Das Zentrum hat seinen Sitz (13 Personen) in Zürich, mit einer eine Aussenstelle (2 Personen) in Genf Carouge, die vor allem für die «lateinische» Schweiz, also die französisch- und italienischsprachigen Landesteile arbeitet.
Das neue Zentrum hat ein Budget von rund 3 Mio. Franken. Das Geld kommt vor allem vom Bundesamt für Kultur und von Pro Helvetia. Man einigte sich auf diese Mischfinanzierung, da es sich vorerst um ein dreijähriges Pilotprojekt handelt.
Danach wird sich entscheiden, ob Swiss Films in Pro Helvetia integriert oder eine unabhängige Organisation wird … oder wieder verschwindet. Es ist also so etwas wie ein Probelauf.
Denn das Zentrum stiess lange auf grossen Widerstand: «Es kam zu einem eigentlichen ‘Kulturkampf’. Der Verwaltungsrat von Pro Helvetia blendete die wirtschaftliche Dimension der Kultur vollständig aus», stellt Micha Schiwow fest.
«Das ist aber gerade im Filmbereich nicht sehr sinnvoll. Ein Film ist Handelsware und Kunstwerk zugleich, man kann das eine nicht vom anderen trennen. Lange Zeit hatte man seine liebe Mühe mit dieser fundamentalen Gegensätzlichkeit», so Schiwow.
Nun, lieber spät als nie … Die Schweizer Filmkreise können sich nun freuen, dass Pro Helvetia zumindest in dieser Sache den künstlerischen Alltag endlich etwas pragmatischer sieht.
Im In- und Ausland
Swiss Films soll unter anderem helfen, dass Schweizer Filme an Festivals im Ausland teilnehmen können, oder dort Retrospektiven organisieren, die dem Schweizer Film gewidmet sind. Eine solche ist mit Bruno Ganz in den USA vorgesehen.
Insbesondere für die Nachbarländer will man sich etwas einfallen lassen, und zwar in wichtigen Städten wie Berlin, Rom, Wien und Paris. Denn, so Schiwow, im Ausland «wird die Schweiz nicht mehr als Ort einer lebendigen Filmwelt wahrgenommen».
Swiss Films arbeitet also mit bereits gedrehten Filmen und nicht mit Filmprojekten. Mit Förderungs-Massnahmen, aber auch mit praktischer Unterstützung, wie zum Beispiel der Untertitelung bestimmter Werke, damit sie auch Zugang zum internationalen Markt haben.
Auch in der Schweiz selber hat das Zentrum alle Hände voll zu tun. Denn das Schweizer Publikum beachtet seine eigenen Filme kaum – auch wenn die Zahlen für 2003 mit rund 5% des Marktanteils, das sind etwa 930’000 Eintritte, ein wenig über jenen des Vorjahres liegen.
Die Zunahme geht einzig auf den Erfolg der Deutschschweizer Komödie «Achtung, fertig, Charlie!» zurück.
Im Inland möchte Swiss Films auf bestehenden Strukturen wie Klubkinos oder den berühmten Kurzfilm-Abenden aufbauen, die in der Romandie sehr beliebt, in der Deutschschweiz aber noch unbekannt sind.
swissinfo, Bernard Léchot
(Übertragung aus dem Französischen: Charlotte Egger)
Die 39. Solothurner Filmtage finden vom 19. – 25. Januar 2004 statt.
Am 21. Januar wird in Solothurn der Schweizer Filmpreis verliehen.
In Swiss Films, mit Sitz in Zürich und einer Aussenstelle in Carouge, werden die Förder-Aktivitäten des Schweizerischen Filmzentrums, der Filmabteilung von Pro Helvetia und der Schweizerischen Kurzfilm Agentur zusammengelegt.
Durch diese Zusammenlegung, die während drei Jahren getestet werden soll, können die drei Organisationen Kosten sparen und gleichzeitig ein einheitliches Ressourcen- und Informationszentrum schaffen.
Swiss Films will sich der Förderung des Schweizer Films im Ausland, aber auch in der Schweiz selber widmen.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch