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Der Schweizer Pavillon soll an kriselnder Expo in Osaka auftrumpfen

Schweizer Pavillon
Der Schweizer Pavillon im Bau, kurz vor der Fertigstellung. © Manuel Herz Architekten

Am 13. April wird die Expo 2025 in Osaka eröffnet. Das Interesse der japanischen Bevölkerung an der Weltausstellung ist allerdings noch gering. Mit dabei ist – mit einem innovativen Pavillon – auch die Schweiz.

James Wolfensberger aus Zürich wird im April einige Wochen in Japan verbringen, um die Kirschblüte zu bewundern und Bekannte wiederzusehen. Aber auch ein Besuch an der Expo in Osaka steht auf dem Programm.

Der 63-jährige IT-Spezialist, der nebenbei auch Videokunst macht, sagt: «Für mich ist das ‹Gefühl› wichtig, wenn ich eine Ausstellung oder ein Gebäude sehe. Ich freue mich auf die Expo, wo ich eine Erfahrung machen kann, die ich im Fernsehen oder im Internet nicht finden kann.»

Manuel Herz
Manuel Herz hat bei dem Entwurf vor allem die Tatsache berücksichtigt, dass die Expo nur sechs Monate dauern wird und alle Gebäude nach dem Ende der Veranstaltung abgerissen werden müssen. Manuel Herz Architects

Der Schweizer Pavillon wird möglicherweise eine der Attraktionen an der Expo sein, die Wolfensbergers Erwartungen erfüllen werden.

Gemäss Manuel Herz, der den Pavillon mit seinem Basler Architekturbüro, dem Szenografen Bellprat und dem Bauunternehmen Nüssli entworfen hat, zeichnet er sich besonders durch «den geringst-möglichen ökologischen Fussabdruck der Expo 2025» aus.

Das bedeutet, dass der Pavillon vom Bau bis zur Entsorgung die geringsten Auswirkungen auf die natürliche Umwelt haben wird.

Herz erklärte gegenüber SWI swissinfo.ch, dass er bei dem Entwurf vor allem berücksichtigt habe, dass die Expo nur sechs Monate dauern wird und alle Gebäude nach dem Ende der Veranstaltung abgerissen werden müssen.

«Nachhaltigkeit ist zu einem der wichtigsten Themen geworden in der Architektur und beim Bauen.» Deshalb zeichnet sich der Schweizer Pavillon durch den Einsatz leichter Baumaterialien und eine modulare Struktur aus.

Ausserdem ist geplant, dass der gesamte Pavillon nach der Expo wiederverwendet, und an einem anderen Ort in Japan wieder aufgebaut wird.

Die Hauptausstellungshalle des Schweizer Pavillons an der Expo 2025 in Osaka besteht aus fünf Kugeln: vier auf dem Boden und eine im Gebäudeteil.

Jede Kugel besteht aus zwei Schichten unterschiedlicher Folien. Die innere Schicht besteht aus Polyvinylchlorid (PVC), das unter anderem auch für Einkaufstaschen verwendet wird. Die äussere Schichte ist aus Ethylen-Tetrafluorethylen-Copolymer (ETFE), das für Leichtigkeit bekannt ist.

Diese Hüllen werden wie Kissen aufgeblasen und von einem Stahlrahmen getragen. Diese so genannte «pneumatische Konstruktion» ermöglicht, ein vielfach leichteres Gebäude zu bauen, als es eine Beton- oder Mauerwerkskonstruktion wäre. Die Hüllen wiegen insgesamt weniger als 400 kg.

Grob kann gesagt werden: Je leichter das Gebäude, desto geringer die Emissionen. Trotz des geringen Gewichts soll die Kugel einem Taifun oder einem Erdbeben widerstehen können, haben japanische und schweizerische Ingenieure berechnet.

Zudem weist der Pavillon eine modulare Struktur auf. Die Kugeln lassen sich leicht demontieren und einzeln transportieren. Das minimiert den CO2-Ausstoss und erleichtert, die Kugeln nach der Ausstellung wiederzuverwenden.

Derzeit wird mit mehreren japanischen Unternehmen über den Verkauf des Pavillons nach der Expo verhandelt. Im vergangenen Herbst hat das Kyoto Design Lab, der akademische Partner von Manuel Herz Architekten, einen WorkshopExterner Link über die Wiederverwendung der Materialien durchgeführt. Die Ergebnisse werden auf der Expo vorgestellt.

Die einzigartige seifenblasenähnliche Struktur wurde durch die Expo 1970 in Osaka inspiriert: «Damals war es wirklich ein Feuerwerk von mutigen, lustigen, humorvollen, experimentellen Pavillonkonstruktionen, wenn man sich die Bilder von Osaka 1970 anschaut», sagt Architekt Herz.

Geringes Interesse im Gastgeberland

Der Bau des Schweizer Pavillons wird voraussichtlich wie geplant bis Ende März abgeschlossen sein. Doch nicht alle ausländischen Pavillons sind bisher so erfolgreich unterwegs.

Ursprünglich waren 60 Länder für den Bau eines eigenen Pavillons gemeldet, mittlerweile sollen es nur noch 47 Länder sein, laut der japanischen Zeitung Yomiuri ShinbunExterner Link.

Wegen höherer Baukosten sind einige Länder wie beispielsweise Brasilien oder Slowenien auf die günstigere Variante umgestiegen, einen vom Organisator gebauten Pavillon zu belegen. Oder sie haben wie Mexiko oder Argentinien die Präsenz an der Expo ganz abgesagt.

In der japanischen Bevölkerung ist das Interesse an der Expo ebenfalls gering. Laut der halbjährlichen Umfrage zur Expo, die das Mitsubishi Research Institute zu der Expo seit April 2021 durchführt, gaben im Oktober 2024 nur 24% der Befragten in Japan an, dass sie an der Expo in Osaka interessiert seien.

Dies ist ein Rückgang gegenüber den fast 30% in der ersten Umfrage. Auch die Zahl derjenigen, die antworten, die Expo besuchen zu wollen, ist in ähnlichem Umfang geschrumpft.

Externer Inhalt

Shoko Okuno vom Mitsubishi Research Institute analysiert, dass «mit der Zeit mehr Menschen negative Nachrichten von der Expo wahrgenommen haben» und deshalb der Anteil der Gleichgültigen oder Ablehnenden zunimmt.

Besonders bei der älteren Generation, die der negativen Medienberichterstattung im Fernsehen überdurchschnittlich ausgesetzt ist, hat das Interesse an der Expo abgenommen.

«Je mehr Erinnerung jemand von der Expo 1970 hat, die als grosser Erfolg anerkannt wurde, desto schwieriger ist es für sie, einen Erfolg zu erwarten», sagt Okuno gegenüber SWI swissinfo.ch.

«Die jüngere Generation hingegen, die keine Erfahrungen mit den vergangenen Expos hat, interessiert sich offenbar lediglich für die charakteristischen Elemente der jeweiligen Expo: Inhalt, Design und Interaktion mit Ausländern.»

Myaku-Myaku und Heidi
Um Interesse für die Osaka Expo zu wecken, arbeiten das offizielle Maskottchen “Myaku-myaku” und die “japanische” Heidi fleissig zusammen Keystone / Cyril Zingaro

 Sind Expos ein Auslaufmodell?

Es gibt auch kritische Meinungen, die das Expo-Format als «veraltet» betrachten in einer Zeit, in der Wissen und Netzwerke online breit verfügbar sind.

Der prominente japanische Schriftsteller Yasutaka Tsutsui sagte in einem Interview mit Yahoo! NewsExterner Link: «Die Idee, jetzt eine weitere Weltausstellung abzuhalten, ist veraltet. Japan hat kein Geld, und die Teilnehmerländer ebenso wenig.»

Das mangelnde Interesse spiegelt sich im Ticketvorverkauf: Nach Angaben der Japan Association for the 2025 World ExpositionExterner Link wurden per Mitte Februar nur 7,88 Millionen Eintrittskarten verkauft, nur gut die Hälfte des Ziels, bis zur Eröffnung 14 Millionen Tickets verkauft zu haben.

Optimismus aus der Schweiz

Aus Schweizer Sicht herrscht mehr Optimismus. Manuel Salchli, Generalkommissar des Schweizer Pavillons, sagt, dass die letzten zwei Monate einer Expo die meistbesuchten seien.

Er muss es wissen, ist er doch seit der Expo 2005 im japanischen Aichi für den Schweizer Pavillon an zahlreichen Weltausstellungen verantwortlich. Auch sitzt er dem Lenkungsausschuss der 160 Teilnahmeländer vor.

Manuel Salchli
Manuel Salchli stellt den Schweizer Pavillon während einer Pressekonferenz zur Osaka-Kansai Expo im Dezember 2024 vor. SWI swissinfo.ch/Tomoko Muth

Für ihn sind die Zahlen der Besucher:innen denn auch nicht das zentrale Erfolgskriterium, sondern vielmehr deren Zufriedenheit und welchen Beitrag eine Expo im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung leistet.

«Der Erfolg kann also auch daran gemessen werden, wie viele neue Technologien oder Lösungen präsentiert wurden, die später weitreichenden Einfluss auf die Gesellschaft haben», so Salchli zu SWI swissinfo.ch.

Die Schweiz hat denn auch in der Vergangenheit an fast jeder internationalen Expo teilgenommen.

Dennoch sind Sparmassnahmen auch für die Schweiz kein Fremdwort: Die Budgets für die Dubai Expo 2020 und die Osaka Expo waren im Vergleich zu früheren Ausstellungen rund 25% niedriger.

Deshalb hat die Schweiz, wie andere Länder auch, in Erwägung gezogen, in Osaka auf den Bau eines eigenen Pavillons zu verzichten und einen Standardpavillon der Organisatoren zu beziehen.

Gemäss Salchli wurde diese Idee aber verworfen, weil bereits ein Auftrag mit festen Baukosten erteilt worden war, als sich diese Frage stellte.

Der Architekt des Schweizer Pavillons Manuel Herz hebt besonders hervor, dass der Schweizer Auftritt 2025 die wichtigsten Eigenschaften der Schweiz repräsentiert: Innovation, Neugier und Natur.

«Das ist eines der Gebäude, das hoffentlich inspirieren wird, das hoffentlich auch zum Schmunzeln bringen wird, das hoffentlich Freude machen wird.»

Sehen Sie hier, wie sich Präsenz Schweiz den Pavillon vorstellt:

Editiert von: Reto Gysi von Wartburg

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