Der Vater von Sherlock Holmes brachte das Skifahren in die Schweiz
Der britische Schriftsteller Conan Doyle hat während seiner Aufenthalte in der Schweiz das Skifahren gelernt. Er trug dazu bei, den Skisport zu popularisieren und beanspruchte gar die Urheberschaft des Skifahrens in der Schweiz für sich. Ein Sporthistoriker sieht das Ganze differenzierter.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
3 Minuten
Keystone-ATS
English
en
Sherlock Holmes creator’s Swiss skiing legacy: fact or fiction?
Doyle, der 1894 in Davos weilte, weil seine Frau an Tuberkulose litt, bestellte in Norwegen Skier und trainierte auf dem Hügel gegenüber dem Hotel in Davos, dem Jakobshorn, wie in Vincent Delays «Conan Doyle, Sherlock Holmes und die Schweiz» zu lesen ist.
Angespornt durch seine Erfolge brach der Schriftsteller mit seinen Skiern auf eine Skitour von Davos nach Arosa auf. «Als wir dort ankamen, empfanden wir den Stolz von Pionieren.»
Über diese Expedition schrieb Doyle eine Reportage im «Strand Magazine», der Londonder Zeitung, in der er auch die Abenteuer von Sherlock Holmes veröffentlichte. Dies hat vielleicht eine Rolle in der Begeisterung der Engländer für die Schweiz gespielt. Delay behauptet in seinem Buch, dass man Conan Doyle die Einführung des Skifahrens in der Schweiz verdankt.
«Wir verdanken es wahrscheinlich nicht nur dem Autor von Sherlock Holmes», nuancierte der Sporthistoriker Grégory Quin von der Universität Lausanne gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Zusammen mit Laurent Tissot, Jean-Philippe Leresche und Daniel Yule hat der Historiker Quin das kürzlich erschienene Buch «Skiland Schweiz» geschrieben.
Eine skandinavische Praxis
«Der erste in der Schweiz registrierte Skiclub in Glarus stammt aus dem Jahr 1893», erklärte Quin. Also ein Jahr, bevor Doyle in Davos weilte. «Es gibt also de facto bereits ein chronologisches Problem.» Skandinavier, die in die Schweiz kamen, um in der Nordschweiz Handel zu betreiben, brachten in den 1880er- und 1890er-Jahren Skier mit.
Doyle begann sich für das Skifahren zu interessieren, als er einen Zeitungsbericht des Norwegers Fridtjof Nansen über seine Grönlanddurchquerung im Jahr 1888 las. Er war weder in Europa noch in der Schweiz der Einzige: Junge Glarner gründeten nicht nur den ersten Skiclub der Schweiz, sondern regten auch lokale Handwerker dazu an, Skier herzustellen – indem sie die Norweger kopierten, bevor sie ihr eigenes Fachwissen entwickelten – und Wettbewerbe zu veranstalten, erklärt Quin in seinem Buch.
Das Skifahren war zunächst ein Sport für Studenten. «Und der erste Skiclub in Glarus, wie auch die späteren in der übrigen Schweiz, waren zunächst Vereine wohlhabender Städter», so Quin.
Immer besseres Material
Nicht nur Conan Doyle war vom Skifahren in der Schweiz angetan. Auch die französische Schriftstellerin Collette berichtete drei Jahrzehnte später über ihre Skierfahrungen in der Schweiz. Als sie in den 1920er Jahren in Gstaad oder St. Moritz weilte, erklärte sie in einem Briefwechsel, dass sie immer wieder stürzte.
Zu dieser Zeit verfügten die Skifahrer bereits über besseres Material – «wie Skier mit Kanten» – und begannen, sich an den Hang zu wagen. Conan Doyle musste die Skier noch «mehr oder weniger» an den Schuh binden. Bis sich das Skifahren in der Schweiz aber tatsächlich durchsetzte, sollte es noch einige Jahrzehnte dauern.
Beliebte Artikel
Mehr
Swiss Abroad
Diese Schweizer Auswanderer prägten die USA nachhaltig
Wie kann die Monopolisierung der KI durch mächtige Länder und Unternehmen verhindert werden?
KI hat das Potenzial, viele Probleme der Welt zu lösen. Aber die reichsten Länder und Technologieunternehmen könnten versuchen, diese Vorteile zu beanspruchen.
Kate Winslet erhält den Golden Icon Award beim Zurich Film Festival
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Die Schauspielerin Kate Winslet nahm ein Bad im Zürichsee, bevor sie am Zurich Film Festival den Golden Icon Award für ihr Lebenswerk entgegennahm.
Unfall mit Feuerwerk als Ursache der Explosion in Nussbaumen AG
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Die Explosion in einer Tiefgarage am Donnerstagabend in Nussbaumen AG ist nach Erkenntnissen der Polizei auf einen Unfall mit Feuerwerk zurückzuführen. Bei der Explosion wurden ein 43-jähriger Italiener und ein 24-jähriger Schweizer getötet.
Essbare Roboter könnten laut Schweizer Forschern bald Realität sein
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Komplett essbare Roboter könnten bald auf unseren Tellern landen. In einer Analyse in der Fachzeitschrift "Nature Reviews Materials" zeigte ein Forschungsteam aus Lausanne, welche Zutaten für die verschiedenen Roboterteile genutzt werden könnten.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Die Schweiz verschärft ihre Bestimmungen zu Ehen Minderjähriger. Unter anderem sind sogenannte Sommerferienheiraten künftig generell ungültig. Der Nationalrat hat am Mittwoch die letzte Differenz zum Ständerat bei der Vorlage ausgeräumt.
Zuger Abstimmung zur Transparenz-Initiative wird wiederholt
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Der Kanton Zug wird die Abstimmung zur Transparenz-Initiative am 22. September wiederholen. Dies hat der Regierungsrat am Mittwoch bekannt gegeben. Er hatte die Abstimmung am Sonntag wegen fehlerhafter Auszählung für ungültig erklärt.
Krokodile aus Lausanne finden in Marokko eine neue Heimat
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
16 junge vom Aquarium Aquatis in Lausanne gezüchtete Westafrikanische Krokodile sind am Mittwoch nach Marokko transportiert worden. 60 Jahre nach dem Verschwinden sollen die Reptilien dort schrittweise wieder in ihre natürliche Umgebung eingeführt werden.
Ständerat will Schweizer Wappen auf Nati-Trikots erlauben
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Schweizer Nationalmannschaften sollen künftig ganz legal mit dem Schweizer Wappen auf dem Trikot auflaufen dürfen. Der Ständerat hat eine Motion angenommen, mit der das Wappenschutzgesetz entsprechend angepasst werden soll.
Nationalrat kritisiert das Klima-Urteil gegen die Schweiz
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Auch der Nationalrat kritisiert das Klima-Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. Wie schon der Ständerat will er keine zusätzlichen Massnahmen für den Klimaschutz. Die grosse Kammer hat am Mittwoch eine entsprechende Erklärung angenommen.
Deepfake-Stimmen täuschen Menschen – nicht aber das Gehirn
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Das Gehirn reagiert anders auf künstlich imitierte Stimmen als auf echte. Dies passiert, selbst wenn Menschen die sogenannten Deepfake-Stimmen nicht als Fälschung erkennen, wie eine Studie der Universität Zürich im Fachmagazin "Communications Biology" zeigt.
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch
Externer Inhalt
Ihr Abonnement konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuchen Sie es erneut.
Fast fertig... Wir müssen Ihre E-Mail-Adresse bestätigen. Um den Anmeldeprozess zu beenden, klicken Sie bitte den Link in der E-Mail an, die wir Ihnen geschickt haben.
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch