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Die lange Schweizer Präsenz in Mosambik

Der Schweizer Emil Abegg Anfang des 20. Jahrhunderts in Mosambik. (Emil Abegg) swissinfo.ch

Seit dem 18. Jahrhundert leben Schweizerinnen und Schweizer in Mosambik. Die ersten arbeiteten für die niederländische Ostindien-Kompanie.

In einem Buch erzählt Adolphe Linder, wie der schwarze Kontinent seit jeher Händler, Missionare, Unternehmer, Landwirte, Jäger und Abenteurer aus der Schweiz angezogen hat.

Das Buch ist Linders Lebenswerk. Der Auslandschweizer wurde 1923 in Mosambik geboren. Neben seiner Arbeit als Ingenieur Agronom in Südafrika hat Linder eine grosse Leidenschaft: Die Geschichte.

Er durchstöberte in Europa und Afrika die Archive und veröffentlichte 1998 ein Werk mit dem Namen Les Suisses au Mozambique. Es ist das vollständigste Buch, das je über die Schweizer Präsenz in einem afrikanischen Land geschrieben wurde.

Handelsniederlassungen

Im ersten Kapitel wird die Ankunft der Pioniere beschrieben. «Gegen 1730 lebten zwei Schweizer und zwei Liechtensteiner in Mosambik», erklärt Linder. «Sie standen im Dienste der Niederländischen Ostindien-Kompanie. Diese unterhielt damals eine Niederlassung und ein Fort in der Bucht von Lagoa sowie eine Garnison, die vor allem aus Deutschen und Holländern bestand.»

Ab dem 19. Jahrhundert ist die Schweizer Präsenz besser dokumentiert. Die meisten Ausgewanderten waren Händler, die in Mosambik Handelshäuser aus Marseille vertraten. Diese boten damals gute Löhne, und Afrika galt als viel versprechendes Land.

Die industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts führte in Ländern wie England oder Deutschland zu Veränderungen. Portugal war davon kaum betroffen und besass auch keine grosse Handelsflotte.

Gefragte Schweizer

Deshalb wurde der Handel mit den portugiesischen Kolonien in Afrika von Frankreich und Holland dominiert. Und diese stellten gerne disziplinierte Bürger eines neutralen Landes wie der Schweiz ein. Die wichtigsten Handelsprodukte waren Erdnüsse, Kautschuk, Wachs und Elfenbein.

Trotz ihrer Bedeutung war die Handelsniederlassung in der Bucht von Lagoa Mitte des 19. Jahrhunderts ein armseliger und ungesunder Ort, wo sich einige portugiesische Soldaten die wenigen Häuser mit den europäischen und indischen Händlern teilten. Die Einheimischen lebten in kleinen Dörfern ausserhalb der Stadt.

Eine neue Art Einwanderer

Der Ort Lourenço Marques – wie die heutige Hauptstadt Maputo damals hiess – wurde 1887 gegründet. Ein Jahr später verfügte die Stadt bereits über eine öffentliche Beleuchtung mit Gaslampen.

Ausser den Schweizer Händlern, die bereits im Land lebten, erschien im gleichen Jahr eine neue Art Schweizer Emigrierender: die Missionare. Die ersten waren Paul und Ruth Berthoud. Das Paar traf am 5. Juli 1887 in Mosambik ein, nach einer wochenlangen Reise im Ochsenwagen. Sie kamen aus Lesotho, wo sie bereits eine Mission geleitet hatten.

Aller Rückschläge zum Trotz

Paul Berthoud hatte in den ersten Jahren in Afrika wegen Krankheiten und anderer Widrigkeiten seine ganze Familie verloren, aber für ihn war seine Arbeit ein Lebenswerk. In jener Zeit schrieb er sein erstes Alphabetisierungsbuch sowie die erste Bibel in der Tsonga-Sprache.

Nach seiner zweiten Heirat reiste er nach Lourenço Marques. Er fürchtete sich nicht vor der Stadt, die wegen ihres für Ausländer ungesunden Klimas im Ruf stand, ein «Grab für Weisse» zu sein. Damals lebten schon über zweitausend Menschen in der Hauptstadt der portugiesischen Kolonie.

Drei Jahre nach seiner Ankunft kauften die Berthouds ein Stück Land und baute darauf eine Kirche aus Holz und Zinkplatten, in der 600 Personen Platz hatten. So begann die Saga der Schweizer Mission in Mosambik.

Diese beschränkte sich nicht auf Bibelunterricht. Sie arbeitete auch in den Schulen und stellte sich damit gegen die Segregationspolitik, welche die Portugiesen in der Erziehung für die kolonisierten Völker verfolgten.

Schweizer Firmen

Laut einer Volkszählung lebten 1894 acht Schweizer Staatsangehörige in Lourenço Marques. Die Eröffnung der Eisenbahnverbindung mit der südafrikanischen Provinz Transvaal und die Erhebung der Stadt in den Rang der Landeshauptstadt im Jahr 1898 beschleunigten den Entwicklungsprozess. Ein Jahr später lebten bereits 2236 Europäerinnen und Europäer in der Stadt, darunter 18 aus der Schweiz, vor allem Händler.

Dutzende von Schweizer Firmen liessen sich daraufhin in verschiedenen Städten in Mosambik nieder. Einige waren in der Kolonie aktiv bis 1975, als die Unabhängigkeit ausgerufen wurde. Andere prägten die Geschichte des Landes durch ihre Grösse.

Eine dieser Schweizer Firmen war die Compagnie du Boror, die 1892 vom Schweizer Emile Stucky de Quay gegründet wurde, um den Portugiesen bei der Kolonisierung des Landes zu helfen. In ihrer Blütezeit 1929 besass die Firma eine Plantage von 14’000 Quadratkilometern Grösse, mit zwei Millionen Kokospalmen, 600 Kautschukbäumen sowie einige Sisalplantagen.

Wie die meisten Privatfirmen in Mosambik wurde auch die Compagnie du Boror in den Jahren nach Einführung der Unabhängigkeit verstaatlicht.

swissinfo, Alexander Thoele

1498 entdeckte Vasco da Gama Mosambik für die Portugiesen, die dort Handelsniederlassungen gründeten.

1962 Gründung der Front de libération du Mozambique (FRELIMO).

Die FRELIMO beginnt ihren Kampf gegen Portugal am 25. Juni 1964.

25. April 1974 bringt die Nelkenrevolution in Lissabon den Sturz der Diktatur. Dies öffnet den Weg für eine friedliche Lösung der Kolonialkonflikte.

Unabhängigkeitserklärung am 25. Juni 1975.

1977 beginnt der Bürgerkrieg zwischen der marxistischen Regierung und der Nationalen mosambikanischen Widerstandsbewegung (RENAMO), die vor allem von Südafrika unterstützt wird.

Am 4. Oktober 1992 werden die Friedensverträge unterzeichnet.

Mosambik ist von den Kriegen geprägt und verwüstet. Es ist eines der ärmsten Länder der Erde.

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