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Die Rock-Show, die alle Grenzen sprengt

Mick Jagger und Ron Wood (hinten) wollen 70'000 Schweizer Fans entzücken. Keystone

Die Rolling Stones spielen am Samstagabend auf dem Militärflugplatz Dübendorf. Es ist das grösste Konzert, das je in der Schweiz stattgefunden hat.

Die Stones, die als die grösste Rockband der Welt gelten, hatten für den Schweizer Auftritt auf ihrer «A Bigger Bang»-Tour einen prominenten Fürsprecher: einen Bundesrat…

Armeeminister Samuel Schmid höchstpersönlich gab den Befehl aus, die Militärbasis für die Rock-Veteranen zu räumen. Die bundesrätliche Unterstützung von Berner Boden aus machte möglich, dass in der Schweiz zum ersten Mal ein Rockkonzert auf einem Militärgelände stattfindet.

Denn die Stadien in der Schweiz sind zu klein geworden, um alle Fans der Monster-Show von Mick Jagger, Keith Richards, Charlie Watts und Ron Wood aufzunehmen.

Vor drei Jahren waren 50’000 Menschen ins Zürcher Letzigrund geströmt. Jetzt fasst das Zürcher Fluggelände 70’000 Rockfans. Denn in der Schweiz sind Jagger & Co. nach 45 Jahren Rolling Stones beliebter denn je.

«Das wird das grösste Konzert, das die Schweiz je gesehen hat», sagte Dano Tamasy, Sprecher der Konzertagentur Good News, welche den Anlass organisiert.

2006: Die Materialschlacht von Dübendorf…

Eine Tournee der Rolling Stones – das sind auch immer Zahlen, die Schwindel auslösen: 80 Sattelschlepper, die insgesamt 1560 Tonnen Material transportieren.Für den Aufbau der 62 Meter langen und 27 Meter breiten Bühne werden 350 Personen benötigt. Das Budget für den Monster-Anlass beträgt zehn Mio. Franken.

Zwei «Balkone» mit exklusiven Logen – so hoch wie ein dreistöckiges Haus – fassen die Bühne links und rechts ein. Einer dieser unmittelbar über der Bühne liegenden Plätze kostet übrigens das Kleingeld von 1500 Franken, das Zehnfache eines Tickets für das «normalen» Besucherinnen und Besucher.

Nicht zu vergessen die Riesenleinwand von 18 mal 13 Meter, auf der auch die Fans ganz zuhinterst noch etwas von Jagger & Co. erhaschen.

Mal drei

Damit die Shows wie am Schnürchen durch ganz Europa über die Bühne gehen können, existiert das ganze Equipment der «A Bigger Bang»-Tour gleich in dreifacher Ausführung.

Die Bühne und die Musiker allein machen aber noch kein Konzert. In Dübendorf mussten noch Seitentribünen aufgebaut werden, sowie 50 Verpflegungsstände und 400 Toiletten. Diese Arbeiten nahmen insgesamt drei Wochen in Anspruch.

Nicht mehr satanisch, aber immer noch majestätisch

Die Stars haben natürlich auch ihre Ansprüche. Für Jagger, Richards, Watts und Wood wurde das Innere eines Flugzeug-Hangars in einen kleinen Palast verwandelt, der mit Spannteppichen und wallenden Tüchern sowie persönlichen Möbeln, den Garderoben sowie Dekorationen ausstaffiert wurde. Eigens für Keith Richards ist gar das Rauchverbot ausser Kraft gesetzt.

Sir Mick pflegt sich auf einer 50 Meter langen Bahn aufzuwärmen, während Ron Wood und Keith Richards einen Billardtisch wünschen. Den Weg zur Bühne legen die Stars übrigens in einer Limousine zurück. Mit 60 sind die Ansprüche halt auch nicht mehr dieselben wie mit 25…

Und sie rocken und rocken und rocken…

Auf der Tour spielen die Stones nie exakt dasselbe Set. Zum festen Programm gehören aber die Klassiker Jumping Jack Flash, Honky Tonk Women, Sympathy for the Devil, Midnight Rambler, Brown Sugar, Miss You, You Can’t Always Get What You Want und Satisfaction, ihr grösster Hit. Für etwas andere Noten sorgen die Stones-Versionen zweier Stücke von Bob Marley und Ray Charles.

«Dies wird die letzte Tournee sein, …bis zur nächsten», ulkte Gitarrist Keith Richards vor vier Jahren. Und diesmal? Auch im Jahr 2006 deutet nichts darauf hin, dass die Rockveteranen in Rente gehen wollen. Viele Fans sehen die Stones denn auch als alte Bluesmusiker, die ihren letzten Atemzug auf der Bühne aushauchen.

swissinfo, Marc-André Miserez
(Übertragung aus dem Französischen: Renat Künzi)

Bis 1970 floss das meiste Geld, das die Rolling Stones (und das vieler anderer Beat-Gruppen) in die Taschen ihrer Manager. Doch in der Zwischenzeit haben sich die Stones saniert.

Als die Verkäufe der Tonträger zurückgingen, setzten die Rolling Stones – wie all die andern Rockgruppen – vermehrt auf riesige Liveaufritte, um an das grosse Geld zu kommen.

Gemäss der amerikanischen Musikzeitschrift Billboard erzielten die Stones mit ihrer aktuellen Tournee im ersten Semester 2006 einen Umsatz von 180 Mio. Franken.

Als die drei Urmitglieder Mick Jagger, Keith Richards und Charlie Watts kürzlich in Holland (das die Tantiemen nicht besteuert) ihren Nachlass regelten, wurden Einzelheiten über das von einer Holländischen Treuhandgesellschaft verwaltete Einkommen bekannt.

Gemäss deutschen und britischen Medienberichten, sollen die drei Urmitglieder der Rolling Stones, Mick Jagger, Keith Richards und Charlie Watts in den vergangenen 20 Jahren lediglich 7,2 Mio. Dollar Steuern bezahlt haben. Das bei einem geschätzten Einkommen von rund 450 Mio. Franken.

Ab Samstag Mittag (05.08.) sind die Türen am Flughafen Dübendorf – in der Nähe von Zürich – offen.
Als Vorprogramm (ab 17.00 Uhr) spielt die britische Rockgruppe Kasabian, dann die Schweizer Lovebugs aus Basel, die schon 2003 am Zürcher Konzert der Stones Vorgruppe waren.
Das Konzert wird gegen 23.00 Uhr enden.
60 Extrazüge, im Ticketpreis inbegriffen, bringen die Fans zum Konzert.
Die Eintrittspreise variieren von 160 bis 300 Franken, Logenplätze kosten 600 Franken.
Das Konzert war bis vor Beginn nicht restlos ausverkauft.

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