Die Schweiz existiert
An der Weltausstellung 2005 im japanischen Aichi will sich die Schweiz als dynamisch und innovativ präsentieren.
Am Mittwoch hat Präsenz Schweiz den Pavillon vorgestellt, in dem ein künstlicher Berg untergebracht sein wird.
Im Gegensatz zur Weltausstellung 1992 in Sevilla, in dem die Schweiz mit dem provokativen Slogan «die Schweiz existiert nicht» aufwartete, steht der Auftritt 2005 in Japan unter dem handfesten Motto «dynamische Schweiz».
Vom Bekannten zum Unbekannten
Und was die Schweiz in ihrem Pavillon präsentiert, kann sich sehen lassen. Abgeholt werden die Besucherinnen und Besucher über ein ihnen bekanntes Bild der Schweiz: Mit einem Berg, einer 35 Meter langen, 23,5 Meter breiten und 8,4 Meter hohen Holzkonstruktion.
In dessen Innern wird kurz noch einmal das Bild des «Heidilandes» zelebriert, um dann jedoch sofort in die visionäre und moderne Schweiz zu wechseln.
«Ich glaube, es ist eine grosse Chance für unser Land, in Japan ein Bild zu vermitteln, das der Realität entspricht», betont Jenö Stähelin, der ehemalige UNO- und Japan-Botschafter der Schweiz, der bei der Weltausstellung als Generalkommissar der Schweiz dabei sein wird.
«Die Schweiz hat in Japan ein sehr gutes Bild», sagt er gegenüber swissinfo. «Aber es ist eben ein bisschen noch das Bild des Heidlilandes.» Und dieses Image gelte es zu durchbrechen, denn die Schweiz bedeute den Japanern viel: «Die Schweiz wird in Japan als viel grösser wahrgenommen, als sie eigentlich ist.»
Teilnahme unbestritten
Dass die Schweiz in Japan auftreten will, war nie bestritten, zählt sie doch zu den wichtigsten ausländischen Investoren in Japan. So exportierte sie 2003 für 5,14 Mrd. Franken Güter nach Japan. Demgegenüber standen Importe von 2,64 Milliarden.
«Als es darum ging, ob die Schweiz in Japan an dieser Weltausstellung dabei sein soll, kam eigentlich nie ein Fragezeichen auf», sagt Botschafter Johannes Matyassy, als Chef von Präsenz Schweiz verantwortlich für das Budget von 15 Mio. Franken.
Dass dieses nur die Hälfte von Sevilla ausmacht, ist im wesentlichen darauf zurückzuführen, dass Japan die Ausstellungshallen gratis zur Verfügung stellt.
Im Innern des Bergs befinden sich vier Räume, die den Themen «Schweizer Mythen», «Visionen», «Risiken und Gefahren» sowie «Top of Science» gewidmet sind. Die Ausstellungen zeigen an die hundert Exponate, die thematisch miteinander verknüpft sind.
Intelligente Taschenlampe
Die Besucher werden mit einer speziell entwickelten «intelligenten» Armee-Taschenlampe durch den Pavillon geführt, die ihnen Erklärungen zu den Exponaten abgibt, sobald sie diese beleuchten. «Das hat es noch nie gegeben», sagt Matyassy. «Und ich verspreche mir davon auch, dass damit das Element der Interaktion hereinkommt.»
Zum Schluss erreicht der Besucher eine Aussichtsterrasse, wo sich der Blick in ein «Bergtal» öffnet. Entworfen wurde die fiktive Bergkette vom Künstlerpaar Monica Studer und Christoph van den Berg sowie der Autorengruppe «panorama 2000».
Die Schweiz ist eine von 125 Nationen, die an der Weltausstellung in der japanischen Präfektur Aichi präsent sind. Die Weltausstellung beginnt am 25. März 2005 und dauert sechs Monate.
Umfangreiches Rahmenprogramm
Doch die Weltausstellung war der Schweiz nicht genug: Vor- und nachher ist sie auf der Insel mit verschiedensten Aktivitäten präsent: «Eine Weltausstellung, die derart viel Aufmerksamkeit generiert, ist eine wunderbare Plattform, um das Bild der Schweiz zu vertiefen», sagt Pius Knüsel, Direktor der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.
Das Rahmenprogramm beginnt denn auch bereits am 11. Oktober in Tokyo. Eröffnet wird es durch Bundespräsident Joseph Deiss. Die Aktionen laufen weiter bis Mitte 2006.
«Die Japaner sind sehr interessiert an der Schweiz», zieht Knüsel gegenüber swissinfo eine erste positive Bilanz. «Es sieht so aus, dass gerade Live-Auftritte in Japan sehr willkommen sind.» Gefördert werden sollen dabei hauptsächlich zeitgenössische Koproduktionen von Kulturschaffenden beider Länder.
Mit dabei sind namhafte Künstler wie Pipilotti Rist, Peter Fischli und David Weiss oder das Architektenduo Herzog & de Meuron. Das Label Musiques Suisses hat die CD «Bergtöne» produziert, worauf 13 Formationen einen musikalischen Bogen durch die Schweiz schlagen.
swissinfo, Christian Raaflaub
Expo 2005 Aichi: 25.3. bis 25.9.2005
15 Mio. Besucher erwartet, bereits 9 Mio. Eintritte verkauft
Schweizer Budget: 15 Mio. Franken
Der Schweizer Pavillon ist 1300 m2 gross
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