Die Welt hat ihre neuen sieben Weltwunder
Die Liste der sieben neuen Weltwunder, zu denen auch das Kolosseum in Rom gehört, steht. Sie wurde in Lissabon bekannt gegeben. Die Initiative geht auf den Schweizer Bernard Weber zurück.
Die UNESCO als Hüterin des Weltkulturerbes hat sich von der Aktion distanziert. Sie hält sie für unseriös.
Die Grosse Mauer in China, die Christus-Statue in Rio de Janeiro, die Inka-Ruinen von Machu Picchu in Peru, die Ruinen der Maya-Stadt Chichen-Itza in Mexiko, der Taj Mahal in Indien, die Felsenstadt Petra in Jordanien und das Kolosseum in Rom: Das sind die sieben neuen Weltwunder.
Sie wurden am Samstagabend in einer Zeremonie in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon bekannt gegeben. Die Initiative ging auf den Luzerner Filmemacher, Piloten und Millionär Bernard Weber zurück.
Er hatte die Menschen in aller Welt aufgerufen, sich per Internet, SMS oder Telefon an der Wahl der prachtvollsten Baudenkmäler der Neuzeit zu beteiligen. Auch Wahrzeichen wie die New Yorker Freiheitsstatue, der Eiffelturm und das Schloss Neuschwanstein standen zur Wahl.
Riesiges Echo
Auf der Internet-Seite seiner Privatstiftung gingen nach eigenen Angaben rund 100 Millionen Stimmen ein. Damit wäre dies eine der grössten Internet-Abstimmung aller Zeiten.
«Nie zuvor in der Geschichte haben so viele Menschen an einer weltweiten Entscheidung teilgenommen», sagte die Schauspielerin Hilary Swank bei der Vorstellung der Liste. Die Show fand vor rund 50’000 Zuschauern im «Stadion des Lichts» statt. Durch die Gala führte neben Swank auch Ben Kingsley.
Viel Prominenz
Für die Musik sorgten unter anderem Jennifer Lopez, José Carreras und Chaka Khan.
Unter den Ehrengästen waren der portugiesische Präsident Aníbal Cavaco Silva, Regierungschef José Sócrates, der frühere UNO-Generalsekretär Kofi Annan, Königin Rania von Jordanien und der Astronaut Neil Armstrong.
Scharfe Kritik der UNESCO
Die UNESCO als Hüterin des Weltkulturerbes hat sich von der Aktion distanziert. Sie hält diese für unseriös.
Die «private Medienkampagne» entbehre jeder Wissenschaftlichkeit und gebe nur die Meinung derer wider, die Zugang zum Internet hätten.
Nur noch die Pyramiden von Gizeh
Von den sieben antiken Weltwundern existieren nur noch die Pyramiden von Gizeh bei Kairo. Die anderen wurden durch Erdbeben oder Kriege zerstört oder zerfielen im Laufe der Zeit.
Deshalb riefen die Initiatoren, die Organisation «New7Wonders» um den Schweizer Bernard Weber, 1999 die Aktion zur Kür der «neuen Weltwunder» ins Leben. In Ägypten stiess die Initiative auf Widerstand: Eine Bewerbung der Pyramiden wurde als entwürdigend abgelehnt. Diese liefen den Organisatoren zufolge in der Abstimmung «ausser Konkurrenz» und haben einen Status als «Ehren-Weltwunder».
Schloss Neuschwanstein und Eiffelturm unter ferner liefen
Insgesamt gingen jedoch fast 200 Bewerbungen ein. Anfang 2006 wurde die Liste auf die 21 vielversprechendsten Kandidaten gekürzt. Von den Finalisten landete neben dem bayerischen Märchenschloss Neuschwanstein auch der Pariser Eiffelturm auf den hinteren Rängen, ebenso wie die Akropolis in Athen, Kreml und Basilikuskathedrale in Moskau oder die Statuen der Osterinseln im Pazifik.
Zu den Verlierern zählen ausserdem die Angkor-Tempel in Kambodscha, die Alhambra in Granada, die Hagia Sophia in Istanbul, der japanische Kiyomizu-Tempel, der mystische Steinkreis Stonehenge in England und die Oasen-Stadt Timbuktu in Mali.
swissinfo und Agenturen
Die erste vollständige Liste der bekannten «Sieben Weltwunder» findet sich in einem Epigramm des phönizischen Schriftstellers Antipatros von Sidon, der um 140 Jahre v. Chr. einen Reiseführer des großgriechischen Raumes im Altertum schrieb.
Die sieben Weltwunder der Antike, welche von den Griechen und Römern als die grossartigsten Werke der Menschheit betrachtet wurden, sind: die Zeus-Statue in Olympia, der Artemis-Tempel in Ephesus, das Grabmal von Mausolos in Halikarnassos, die hängenden Gärten in Babylon, der Koloss von Rhodos, der Leuchtturm von Pharos in Alexandria sowie die Pyramiden von Gizeh.
Die Pyramiden von Gizeh bei Kairo in Ägypten sind heute das einzige noch existierende Weltwunder der Antike.
Als ihr Ziel nennt die Stiftung des Schweizers Bernard Weber die Förderung der kulturellen Vielfalt.
Die Hälfte der Einnahmen aus der Vermarktung der Initiative soll renovierungsbedürftigen Kulturdenkmälern zu Gute kommen.
Die in Zürich ansässige Stiftung unterstützt dabei unter anderem den Wiederaufbau der im Frühjahr 2001 von den Taliban zerstörten Buddha-Statuen von Bamiyan in Afghanistan.
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