Dimitri wird 65
Am 18.September wird er 65. Doch wichtiger als dieser Geburtstag sind Dimitri drei andere Jubiläen, die er dieses Jahr feiert: 40 Jahre Bühne, 30 Jahre Dimitri-Theater und 25 Jahre Theaterschule in Verscio (TI).
«64, 65 oder 66: Das macht keinen grossen Unterschied», meint Clown und Mime Dimitri im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Ein grosses Fest werde zu seinem Geburtstag nicht steigen. Aber sicher beschäftige auch ihn das Älter werden. «Mit 65 nähert man sich langsam dem Ende, deshalb muss man jeden Tag leben, als ob es der letzte wäre.»
Wieviele Bühnenauftritte Dimitri in seiner 40-jährigen Karriere hinter sich hat, weiss er selber nicht genau. Er hat sich erst seit kurzem auf 50 Vorstellungen pro Jahr beschränkt. Um sein Programm durchzuhalten, muss er sich fit halten.
Lachen ist lebenswichtig
«Ich bin ein Glückspilz, dass ich durch meine Kunst eher zeitlos bin», meint der bekannte Clown mit seinem schalkhaften Lächeln. Seinen Klassiker «Porteur» hat er schon hunderte Male gespielt. «Ich staune manchmal selber, dass die Leute immer noch Freude an diesem Stück haben.»
«Lachen ist lebenswichtig», lautet Dimitris Philosophie. Er sei bereits glücklich, wenn er ein Kind zum Lachen bringe. Und seinen Beruf grenzt er klar von der Schauspielerei ab. «Ich bin nackt; der Clown ist der nackteste aller Artisten, weil er sich selber darbietet.» Er schlüpfe in keine Rolle.
Kindheit in Ascona
Dimitri wuchs in Ascona als Sohn einer Künstlerfamilie auf. Er wusste schon mit sieben Jahren, dass er Clown werden wollte. In Langnau (BE) absolvierte er eine Töpferlehre und nahm nebenbei Musik-, Ballett-, Akrobatik-, und Schauspielunterricht. Auf kleinen Bühnen trat er auf, bevor er zur Truppe des Mimen Marcel Marceau stiess.
Sein erstes Solo-Programm präsentierte Dimitri 1959 im Marionettentheater in Ascona. In den folgenden Jahren kreierte er vier weitere Soloprogramme und gastierte im In- und Ausland. Mit dem Zirkus Knie ging er drei Mal auf Tournee.
Sorge um das Theater
Vor 30 Jahren eröffnete Dimitri zusammen mit seiner Frau Gunda ein eigenes Ensemble mit eigenem Theater in Verscio, das auch viele Gastkünstler anzog. Fünf Jahre später folgte die Theaterschule «Scuola Teatro Dimitri», die sich inzwischen im Bereich von Akrobatik, Tanz, Mimik und Pantomime einen Namen gemacht hat.
In die Freude und den Stolz über die Jubiläen mischt sich bei Dimitri aber auch Sorge. «Dieses Jahr hatten wir wir Angst, das Theater und unsere Truppe wegen finanzieller Probleme auflösen zu müssen.» Die Schule schlage sich etwas besser durch und werde voraussichtlich in die Tessiner Fachhochschule (Supsi) aufgenommen.
Traum in Erfüllung gegangen
Im August dieses Jahres hat sich Dimitri einen langgehegten Wunsch erfüllt. In einigen Räumen des Theaters in Verscio konnte er ein «Museo comico», ein «Museum des Komischen» eröffnen. Hunderte privater Sammelstücke sind dort jetzt dank der Mithilfe des berühmten Ausstellungsmachers Harald Szeemann der Öffentlichkeit zugänglich.
Dimitri bewegt sich aber nicht nur in der Welt des Theaters. Er ist auch sozial engagiert, insbesondere für Flüchtlinge. Aus diesem Grund hat er die Nominierung des UNO-Kinderhilfswerks zum Unicef- Botschafter angenommen. Er habe kein besonderes Interesse für Politik, sei aber «ein Antifaschist und kein Liebhaber der Rechten».
Auf den Spuren des Vaters
Dimitri wohnt mit seiner Frau Gunda in Borgnone im Centovalli. Sie haben fünf erwachsene Kinder, von denen drei ebenfalls künstlerisch tätig sind. Dimitri ist Träger des Grock-Preises und des Hans-Reinhardt-Rings.
1995 erhielt Dimitri als erster Ausländer die Weihe für den Pantheon der Clowns in Delavan (USA). 1998 verlieh die «Aargauer Zeitung» Dimitri und seiner Frau den AZ-Kulturpreis für ihre Verdienste um das Theater und die Schule in Verscio.
swissinfo und Agenturen
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