Dominic Nahr ist Schweizer Fotograf des Jahres 2024
Gezeichnet vom Krieg: Diana Borysenko, 45 Jahre alt, Reiseleiterin. Die Menschen in der Ukraine sind alle auf ihre Art und Weise 'Vom Krieg gezeichnet', so der Titel von Dominic Nahrs Bilderserie, die den ersten Preis in der Kategorie Porträts gewonnen hat.
Keystone/NZZ/Dominic Nahr
Der für seine Kriegsreportagen bekannte Schweizer Fotograf Dominic Nahr ist der grosse Gewinner der "swiss press foto 24". Ein Blick auf seine und andere preisgekrönte Arbeiten.
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Kritischer Journalismus ist kein Produkt einer freien Gesellschaft, sondern deren Voraussetzung - aus dieser Überzeugung heraus schreibt Marc Leutenegger über Politik und gesellschaftliche Institutionen. 15 Jahre lang tat er es für eine Lokalzeitung in Zürich, im November 2020 ist er zu swissinfo.ch gewechselt, als Leiter der dreisprachigen Redaktion Schweiz.
Thomas Kern wurde 1965 in der Schweiz geboren. Er wurde in Zürich zum Fotografen ausgebildet und begann 1989 als Fotojournalist zu arbeiten. 1990 Mitbegründer der Schweizer Fotografenagentur Lookat Photos. Thomas Kern hat zweimal einen World Press Award gewonnen und wurde in der Schweiz mit mehreren nationalen Stipendien ausgezeichnet. Seine Arbeiten wurden vielfach ausgestellt und sind in verschiedenen Sammlungen vertreten.
Am Ende hielt er gleich drei Glastrophäen in der Hand, die eine für den Hauptpreis und zwei für Unterkategorien: Domic Nahr, 40-jährig, im appenzellischen Heiden geboren, in Hongkong aufgewachsen und in Zürich verwurzelt, Kriegsreporter und Fotojournalist.
Der Fotograf Dominic Nahr freut sich über den Gewinn des Awards Swiss Press Photographer of the Year, sowie den Gewinn der Kategorien Porträt und Ausland.
Alessandro della Valle/Keystone
Nebst dem Titel “Swiss Press Photographer of the Year” gewann Nahr mit seinen Arbeiten für die Neue Zürcher Zeitung auch die Kategorien Porträt und Ausland (eine Übersicht über alle Arbeiten gibt es hierExterner Link).
Dies für die Porträtserie “gezeichnet vom Krieg”, aufgenommen in der Ukraine, beziehungsweise seine Arbeit über die Erschütterung Marokkos infolge des verehrenden Erdbebens von September 2023.
In der Kategorie Ausland belegte Nahr hinter sich selbst ausserdem mit einer Fotostrecke aus Libyen gleich auch noch den zweiten Platz.
Sie sind alle weg. Ich bin jetzt allein. Einwohner beten, bevor sie die Leiche von Said Ben Aid in dem zerstörten Bergdorf Adouz mit 200 Einwohnern, von denen 34 gestorben sind, begraben. Das Erdbeben in Marokko hat in den kleinen Dörfern im Atlasgebirge eine Spur der Zerstörung hinterlassen. Hunderte sind tot, ganze Orte und Familien ausradiert. Die Hinterbliebenen kämpfen verzweifelt ums Überleben. 1. Preis Kategorie Ausland
KEYSTONE/NZZ/Dominic Nahr
In dem zerstörten Bergdorf Adouz mit 200 Einwohnern, von denen 34 ums Leben gekommen sind, wühlen sich Reisende mit allen Mitteln durch die Trümmer, um nach Überlebenden oder Toten zu suchen. 1. Preis Kategorie Ausland
KEYSTONE/NZZ/Dominic Nahr
Ein Monat alte Zwillinge liegen auf Decken, nachdem sie das Erdbeben überlebt haben. 1. Preis Kategorie Ausland
KEYSTONE/NZZ/Dominic Nahr
Klimademonstration mit Masken der Credit Suisse-Chefs vor der letzten Jahresversammlung der Credit Suisse als eigenständige Bank, fast unmittelbar nach der Notübernahme durch die UBS in der Woche zuvor. 1. Preis Kategorie Aktualität
KEYSTONE/Mark Henley
‘Crétin Suisse’ (Trottel Suisse) steht mit Kreide geschrieben auf dem Trottoir vor dem Hauptsitz der Credit Suisse am Paradeplatz in Zürich. 1. Preis Kategorie Aktualität
KEYSTONE/Mark Henley
Vor dem UBS-Hauptsitz blicken die Leute auf den Hauptsitz der Credit Suisse, wo eine kleine Demonstration stattfindet. 1. Preis Kategorie Aktualität
KEYSTONE/Mark Henley
Die Menschen, die auf diesen Bildern posieren, wohnen auf einem Campingplatz am Rande von Lausanne. 1. Preis Kategorie Alltag
KEYSTONE/Guillaume Perret
Auslöser der zum Teil intimen Porträts war eine Arbeit des Fotografen über das Verhältnis zum eigenen Körper. Daraus ist im Laufe des Jahres die Serie ‘Résidents’ entstanden. 1. Preis Kategorie Alltag
KEYSTONE/Guillaume Perret
Das Thema ist aber nicht nur das Verhältnis zum eigenen Körper, sondern auch die Freiheit und Selbstbestimmung an und für sich. 1. Preis Kategorie Alltag
KEYSTONE/Guillaume Perret
Spitzbergen – von der Welt abgeschnitten: In den zwei Plattenbauten im Hintergrund leben vor allem Singles. Die Gebäude wurden vor einigen Jahren renoviert und mit farbigen Fassaden eingekleidet. 3. Preis Kategorie Ausland
KEYSTONE/Mario Heller
Spitzbergen – von der Welt abgeschnitten: Nach der anstrengenden Schicht schwitzen sich hier die Bergarbeiter Alexander Yatsunenko (links) und Alexander Komirko (rechts) nicht nur den Schmutz aus ihren Poren, sondern auch ihre Gedanken aus dem Kopf. 3. Preis Kategorie Ausland
KEYSTONE/Mario Heller
Spitzbergen – von der Welt abgeschnitten: Viele der jungen Bewohner rauchen regelmässig. Die Zigaretten sind aus Russland importiert und sehr billig. Das Rauchen ist hier ein beliebter Zeitvertreib und ein wichtiges soziales Schmiermittel. 3. Preis Kategorie Ausland
KEYSTONE/Mario Heller
Ein alter Mann plant seinen eigenen Tod. 2. Preis Kategorie Alltag
KEYSTONE/Karine Bauzin
Der Lausanner Michel Germond, 82, von Schmerzen gezeichnet, will mit der Sterbehilfe-Organisation Exit aus dem Leben scheiden. Fröhlich geht es beim Abschiedsapéro zu und her. 2. Preis Kategorie Alltag
KEYSTONE/Karine Bauzin
Traurig sagt der ehemalige Taxifahrer seinem Auto Lebewohl. 2. Preis Kategorie Alltag
KEYSTONE/Karine Bauzin
Die legendären Steherrennen, die in den Sommermonaten jeweils Dienstags bei gutem Wetter auf der offenen Rennbahn in Oerlikon stattfinden. 2. Preis Kategorie Sport
KEYSTONE/Pascal Mora
Die Arbeit der Steher auf den Motorrädern war bisher reine Männersache. Seit dem 27. Juni fährt mit Nicoel Fry…
KEYSTONE/Pascal Mora
. . . zum ersten Mal eine Frau mit. Als Schrittmacherin auf dem Motorrad vor Radrennfahrer Martin Ruepp sorgt sie für das richtige Tempo. 2. Preis Kategorie Sport
KEYSTONE/Pascal Mora
Alexander Juma, 37 , Soldat. 1. Preis Kategorie Porträt
KEYSTONE/NZZ/Dominic Nahr
Mikola Lasorko, 59, Techniker. 1. Preis Kategorie Porträt
KEYSTONE/NZZ/Dominic Nahr
Der erste Preis im Genre der Aktualität ging an Mark Henley, den gebürtigen Briten und Wahlgenfer. Henley, der gelegentlich auch für SWI swissinfo.ch arbeitet, hat mit seinen Schwarz-Weiss-Aufnahmen wesentlich zur Ikonografie des Niedergangs der Credit Suisse beigetragen.
Sexualbegleiter und Steckenpferdsportlerinnen
In der Kategorie Alltag triumphierte Guillaume Perret mit seiner intimen Studie eines Campingplatzes.
Die Kategorie “Schweizer Geschichten” gewann Matthieu Zellweger, mit seiner unprätentiösen Dokumentation der Arbeit in der Sexualbegleitung von Menschen mit Behinderung.
Im Sport ging der erste Platz an Jonathan Labusch, der mit seiner Linse einen Blick in die Welt des Hobby Horsings geworfen hat, dem Pferdesport mit Steckenpferd.
Frauen sind untervertreten
Was auffällt: Die ersten Plätze sind ganz in Männerhand. Mit Annick Ramp (3. Platz, Schweizer Geschichten) und Karine Bauzin (2. Platz, Alltag) finden sich nur zwei Frauen unter den Prämierten des Jahres.
Die Preisverleihung fand am 26. April in der Universität Bern statt im Rahmen des Swiss Press AwardExterner Link, der weitere Kategorien wie Text, Online oder Video erfasst.
Das Gesamtpreisgeld von 140’000 Frank wird von der unabhängigen Stiftung Reinhardt von Graffenried getragen. “Swiss press photo” gilt als wichtigster Fotopreis der Schweiz.
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Als Fotograf mitten im Krieg
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Dominic Nahr hat viele Krisen und Kriege hautnah miterlebt. Er erzählt von seiner Arbeit, seinem Antrieb und was das Elend der Welt mit ihm macht.
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