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Ein Alphorn-Blues zu Chiles Jubiläum

Regula Ochsenbein/swissinfo.ch

Chile und weitere südamerikanische Länder feiern 2010 ihre 200-jährige Unabhängigkeit. Zu den Feiern sind auch Künstler aus anderen Ländern eingeladen. Als erster Gast trat in Chile die Schweizer Alphorn-Bläserin Eliana Burki auf.

Während den chilenischen Unabhängigkeitsfeiern soll der Kulturaustausch nicht nur in den Metropolen, sondern vor allem in den abgelegenen Dörfern und Regionen zum Tragen kommen.

Dass die Schweizer Musikerin Eliana Burki ihre erste kulturelle Botschaft aus der Schweiz ausgerechnet nach San José de Maipo brachte, kommt nicht von ungefähr.

Das kleine Bergdorf, es liegt in einem engen Tal 50 km von Santiago Richtung Andenkordillere entfernt, pflegt enge Beziehungen zur Schweiz.

Im Dezember des letzten Jahres kam sogar der damalige Schweizer Bundespräsident und Kulturminister Pascal Couchepin zu Besuch.

Damals war nämlich bekannt geworden, dass San José de Maipo im September 2009 Chile am «Festival des Gens des Hauts Pays» im schweizerischen Sainte-Croix vertreten würde.

Wegen heftiger Unwetter musste der Auftritt der Alphornbläserin vom Dorfplatz in die Turnhalle verlegt werden. Viele Dorfbewohner blieben der Veranstaltung fern, weil sie um ihre einfachen Häuser bangten.

Dafür gesellte sich ein halbes Dutzend Strassenhunde als Zaungäste zum Publikum, das sich von der jungen Musikerin nicht zweimal einladen liess, zum Rhythmus der Musik zu klatschen. Viele Dorfbewohner erstanden sich am Ende des Konzerts ein Autogramm oder eine CD der Schweizer Musikerin.

Andere nutzten in der Kaffeepause die einmalige Gelegenheit, sich mit Eliana Burki auf einem Erinnerungsfoto zu verewigen.

Schweizer Alpensound in Chiles Metropole

Auf ihrer Tournee in Chile gab Eliana Burki aber auch in der Hauptstadt Santiago Konzerte: Sie spielte vor einem auserlesenen Publikum in der Lounge des Hotels, in dem sie mit ihrer Band untergebracht war.

Sie trat auch im Golfklub eines Luxusviertels der Hauptstadt auf, wo die Gäste Schweizer Spezialitäten degustieren konnten. Im Kulturzentrum gab sie ebenfalls ein Konzert bei der Eröffnung einer Ausstellung mit Werken von Schweizer Künstlern zum Thema Emigration, Immigration und Abstammung.

Und an der Schweizer Schule in Chile waren 600 Kinder von Eliana Burki ebenso begeistert wie die Musikerin von ihrem jungen Publikum.

Höhepunkt der Auftritte des Alphornstars und ihrer Band aber war das Konzert am Gründungsort Santiagos vor der Kathedrale und dem Rathaus.

Das Publikum, unter ihnen auch Vertreter der Schweizer Kolonie, hörte unbekannte Töne aus einem der traditionellsten Volksinstrumenten der Schweiz.

Die ältere Generation empfand die Rock-, Blues und Jazz-Klänge aus dem Alphorn anfänglich als befremdend. Aber bald wurden auch betagte Zuhörer in den Bann der Virtuosität der erst 26-jährigen Musikerin gezogen.

Viele fragten sich, wie eine zierliche Frau überhaupt ein so grosses Instrument spielen könne. Und sie waren bewegt, als sie mitten im Stadtzentrum das bekannte Schweizer Volkslied «Lueget vo Bärge u Tal» zu hören bekamen.

Fast mit einem Alphorn geboren

Im Alter von vier Jahren habe sie zum ersten Mal die Klänge eines Alphorns gehört, erzählt die Schweizer Künstlerin gegenüber swissinfo.ch. «Ich wusste sofort, dass es mein Instrument ist.»

Ihre Mutter habe nur ein einziges Mal versucht, ihr das Klavierspielen beliebt zu machen.

«Als ich fünfjährig wurde, bekam ich das erste Alphorn geschenkt, und mit acht Jahren gab ich bereits mein erstes Konzert. Seither verdiene ich mein Leben mit dem Alphorn.»

Er habe auch einmal versucht, Alphorn zu spielen, sagte der Schweizer Botschafter André Regli in seiner Begrüssungsrede, aber dem Instrument kaum einen Ton entlocken können.

Entscheidend sei die Blas- und Atemtechnik, erklärt Bürki, die mit dem Alphorn vor allem Jazz, Rock und Blues spielt. Volksmusik habe sie bald einmal gelangweilt: «Ich wollte neue Sachen ausprobieren. Als ich elfjährig war, komponierte mir mein Alphornlehrer den ersten Blues.»

Regula Ochsenbein, Santiago de Chile, swissinfo.ch

Konzerte von Eliana Burki und Band in Santiago, auch an der Schweizer Schule.

Konzert Eliana Burkis im Bergdorf San José de Maipo; 25 Bewohner dieses Dorfs nehmen Mitte September am «Festival des Gens des Hauts Pays» in Sainte-Croix teil.

Ausstellung von Schweizer Malern in einem Kulturzentrum Santiagos zum Thema Auswanderung und Abstammung.

In Zusammenarbeit mit der schweizerisch-chilenischen Handelskammer Verzierung eines Zugs der U-Bahn Santiagos mit dem Schweizer Kreuz. Im Innern der Wagen befinden sich Schautafeln mit Informationen über die Schweiz von der Einwanderung im 19. Jhd. bis zu Exportprodukten.

Konzerte Eliana Burkis in Temuco und Valdivía, wo seit kurzem ein neuer Schweizer Klub besteht.

Museumsprojekt in Puerto Yartou, Feuerland; Freiburger Einwanderer gründeten dort Anfang des 20. Jhd. eine Schreinerei und eine Schule.

Die Musikerin ist 26 Jahre alt, spielt seit 5 Alphorn und trat mit 8 zum ersten Mal öffentlich auf.

Früh wandte sie sich von der traditionellen Volksmusik ab, beherrscht klassische Musik und spielt nun vorwiegend Jazz, Rock und Blues.

Sie ist häufig Gast in der Schweiz und hat schon viele Konzerte in Europa, den USA und Asien gegeben.

Im September ist sie zum 2. Mal in Lateinamerika: Chile, Peru und Ecuador.

2008 kam ihre erste CD «Heartbeat – Funky Swiss Alphorn» heraus.

Für 2010 plant sie eine neue CD.

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