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Ein globaler, aber in sich geschlossener Club

Kunst-Markt: An der Art Basel 2011 promenierten die Besucher unter einem Werk ohne Titel von Jason Rhoades. Keystone

Vom 14. bis 17. Juni findet in Basel zum 43, Mal die weltweit grösste Messe für zeitgenössische Kunst statt: Mit erwarteten 60'000 Besuchern wird die Art Basel zum Zentrum eines globalisierten Marktes, der keine Krise kennt.

«Ich bin Basler, aber für mich ist die Art kein schweizerischer, sondern ein internationaler Anlass. Ich wäre froh, wenn ich von den Kunstsammlern wahrgenommen würde, aber mein Traum ist es, so arbeiten zu können, wie ich will», sagt Reto Pulver.

Der 30-Jährige stellt zum ersten Mal an der Art Basel aus. Er lebt in Berlin und wird von einer Pariser Galerie vertreten, die von einem Italiener und einem Deutschen geleitet wird. Das ist typisch für die Art Basel.

Der 77-jährige Ben Vautier ist ein anerkannter Maler. Er machte 1992 anlässlich der Weltausstellung in Sevilla mit seiner Ausstellung «La Suisse n’existe pas» Schlagzeilen. Dennoch hat dieser kritische Künstler in Basel seinen Platz.

«Jedes Mal, wenn ich dort hingehe, bin ich beeindruckt. Hier sieht man alles und alle. Der gute Ruf der Messe kommt vielleicht daher, dass die Schweiz als sicheres Land gilt. Sie hat Banken und Industrie. Zudem gilt sie als weniger auf sich selbst bezogen als andere Länder», sagt Vautier.

Sammler und Fachleute

Künstler, Galeristen, Sammler und Kuratoren werden nach Basel kommen, um zu sehen und gesehen zu werden. Sicherlich werden auch einige Schaulustige kommen, doch im Kern ist die Art eine Messe für ein Fachpublikum und für Sammler.

Am Schlusstag wird in einer Medienmitteilung stehen, die 300 einflussreichsten und innovativsten Galerien der Welt, die in Basel vertreten waren, seien sehr zufrieden mit dem Geschäft. Zusätzlich wird es ein paar neue Rekorde zu vermelden geben. Die Umsatzzahlen werden jedoch geheim bleiben.

Strenge Selektion

«An der Art Basel teilzunehmen, bedeutet, auf der höchsten Stufe eines sehr stark unterteilten Marktes teilnehmen. Die Galerien und die Künstler gewinnen durch ihre Teilnahme an Gewicht», sagt Paul-André Jaccard, der Direktor des Instituts für Kunst an der Universität Lausanne, gegenüber swissinfo.ch.

«Es handelt sich um die weltweit beste Messe, denn die Selektion ist in allen Kategorien sehr streng. Jedes Jahr stelle ich eine Bewerbung zusammen und bin nie sicher, ob ich zugelassen werde», sagt die Galeristin Alice Pauli, die seit 1971 an der Art Basel teilnimmt: «Basel hat sehr stark an internationaler Bedeutung gewonnen, die Konkurrenz ist grösser geworden.»

Nur auf Einladung

Die wichtigen Events der Messe sind den eingeladenen Kunstsammlern vorbehalten. «In Basel treffen sich die Meinungsmacher, also jene Leute, welche die künftigen Trends bestimmen und den Geschmack der grossen Sammler beeinflussen», sagt Jaccard.

Seit die Auktionshäuser in den 1980er-Jahren den Markt der zeitgenössischen Kunst entdeckt haben, sind die Preise in die Höhe geschnellt. Das hatte auch ein steigendes Interesse der Banken zur Folge. So ist die Grossbank UBS seit 1984 Hauptsponsorin der Art Basel.

Papst, König oder Stalin

Kunst und Geld – ein ungleiches Paar? «Gar nicht», sagt Ben Vautier: «Früher war es der Papst, der König oder Stalin, der entschieden hat, was schön und was hässlich ist. Heute liegt diese Macht in den Händen von Coca Cola und der Hochfinanz. Es gibt sogar Wetten auf gewisse Künstler. Die Mächtigen lieben es, sich im Spiegel zu betrachten, und sie versuchen, die zeitgenössische Kunst zu kontrollieren.»

Jeder Künstler wolle der Beste sein, so Vautier: «Der Künstler versucht, seine Unabhängigkeit zu bewahren, indem er gegen die Regeln verstösst. Er mach zwar Werbung für Coca Cola, versucht sie aber zu verfremden, so wie Andy Warhol.»

Die zeitgenössische Kunst kennt keine Krise, und die Art Basel bleibt ihr wichtigstes Schaufenster mit Filialen in Miami und Hongkong. «Der Kunstmarkt wird immer stärker vernetzt und wirtschaftlich verflechtet», sagt Jaccard.

«Die Künstler globalisieren sich genauso wie die Messen, an denen die grossen Beträge umgesetzt werden. Dazu kommen die neuen Märkte in den Schwellenländern. Künstler und Sammler internationalisieren sich immer mehr.»

1970 gründete eine Gruppe von Galeristen um Ernst Beyeler die Art Basel.

Die Messe umfasst  verschiedene Formen der bildenden Kunst: Bilder, Zeichnungen, Skulpturen, Installationen, Fotos, Performances und Videos.

Die 43. Ausgabe findet vom 14. bis 17. Juli statt.

Mehr als 300 Galerien (von 1000 angemeldeten) aus 36 Ländern stellen 10’000 Werke von mehr als 2500 Künstlerinnen und Künstlern aus.

Daneben gibt es auch Ausstellungsreihen mit jungen Künstlern.

(Übertragung aus dem Französischen: Andreas Keiser)

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