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Ein Hauch von Mailand in Luzern

Der in Frankreich lebende Kolumbianer Haider Ackermann entwirft lockere und dennoch elegante Street Wear. Keystone

Zum 11. Mal fand am vergangenen Wochenende in Luzern das Gwand Fashion Festival in Luzern statt. In der Mode sind Vielfalt und Individualität angesagt.

Seit drei Jahren ist die Gwand auch international ausgerichtet, nachdem sie anfangs nur Schweizer Designer gefördert hatte.

Der Swiss Textiles Award, der dieses Jahr zum fünften Mal vergeben wurde, ist mit 150’000 Franken weltweit der höchst dotierte Modepreis.

Die Preissumme wird jedoch nicht in bar ausbezahlt, sondern versteht sich als punktuelle Hilfe zum Ausbau einer internationalen Modekarriere.

Gewinner ist der Franzose Haider Ackermann, der mit seiner stilvollen Show die Jury überzeugte. Multikulturell könnte man Haiders Kleidungsstücke nennen, denn er mischt Schnittmuster aus verschiedenen Kulturen und schafft dadurch eine Art Street Wear, die ebenso locker wie elegant wirkt.

Scheinbare Gegensätze harmonisch vereint

Der Ackermann-Preis beinhaltet einen Designauftrag für Konzept und Entwurf einer Minikollektion und ist mit 80’000 Franken dotiert. Designermode für ein breites Publikum soll es sein, wobei die Kollektion anschliessend realisiert und durch den Ackermann-Katalog auch vertrieben wird.

Mit dem Ackermann-Preis wurde das Label Lutz, unter welchem Lutz Huelle und David Ballu zusammen arbeiten, ausgezeichnet. Ihre Kreationen zeichnen sich durch scheinbare Gegensätze aus, die harmonisch zusammengefügt werden. So kann ein Schal gleichzeitig ein Oberteil sein, oder Kleider können wie Schals aussehen.

Die Modeschau zeichnete sich durch hohe Qualität und Vielfalt aus Formen, Mustern, Schnitten und erotischen Details aus.

Marylin als Muse

Vor allem die Show des Schweizers Laurent Mercier erhielt tosenden Applaus. Die mit blonden Marylin-Monroe-Perücken geschmückten Mannequins stolzierten über den Laufsteg in Stöckelschuhen und knappen Bodies, die mit Federn, Schleifen Korsetts, Pelzstolas oder langen Schärpen verziert waren.

Es ist die Spezialität der Gwand und auch deren Existenzgrundlage, Designer und Designerinnen zu fördern, die weder direkt von der Schule kommen, noch bereits international erfolgreich sind.

«Das Gute am Swiss Textiles Award ist, dass er an Designer geht, die schon einen Namen haben, aber noch keinen materiellen Erfolg. Mit dem Preis geben wir ihnen die Chance, auch wirtschaftlich durchstarten zu können,» erklärt Suzanna Vock, Initiantin und Direktorin der Gwand.

Die Gwand sorgte in letzter Zeit für Schlagzeilen, weil sie sich aufgrund einer teuren Show im Jahre 2002 einen riesigen Schuldenberg aufgelastet hat.

Deshalb fand die Gwand auch nicht in den Luzerner Messehallen statt, sondern im günstigeren und dennoch reizvollen Hotel Schweizerhof. Zudem wacht neu eine Stiftung über den Anlass.

Mailänder Lehrjahr

Zum ersten Mal wurde an der Gwand der annabelle award für junge Schweizer Modeschaffende vergeben. Dieser finanziert ein einjähriges Praktikum beim italienischen Designer Antonio Berardi in Mailand.

Gewinnerin ist die Walliserin Sophie Scheibler. In ihrer Kollektion hat sie Digitalbilder von Alltagsgegenständen wie Kaffeekannen oder Büchern vergrössert und auf Jersey gedruckt.

Eine weitere Neuheit war auch der Prix Juste-au-Corps, der Mode und Theater verbindet und das beste Kostüm auszeichnete. Der Preis wurde vom Luzerner Theater vergeben und sieht ein Engagement für eine Schauspiel- oder Opernproduktion vor.

Die fünf Finalisten hatten die Aufgabe erhalten, bestimmte Figuren aus der Operette «Der Graf von Luxemburg» von Franz Lehár einzukleiden.

Bald im KKL?

Nächstes Jahr, so der Wunsch von Suzanne Vock, soll die Veranstaltung im Kultur und Kongresszentrum (KKL) über die Bühne gehen und wieder grosszügiger und opulenter ausfallen, mit vielen Rahmenveranstaltungen und unterschiedlichen Modeschauen.

swissinfo, Carole Gürtler in Luzern

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