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Englisch als fünfte Landessprache?

Ab welchem Alter soll in der Schule Englisch gelernt werden? swissinfo C Helmle

Die englische Sprache gewinnt im Leben der Schweizer Bevölkerung zusehends an Bedeutung.

Schon bald dürfte Englisch in vielen Kantonen als erste Fremdsprache in den Schulen unterrichtet werden.

Wird Englisch in Zukunft zum internen Kommunikationsinstrument zwischen den verschiedenen Sprachregionen der Schweiz? Bis vor wenigen Jahren war eine solche Frage absurd erschienen. Denn in den Schulen galt das Gebot, als erste Fremdsprache eine andere Landessprache zu lernen. In der Regel Deutsch oder Französisch.

Doch viele Kantone haben begonnen, Englisch aufzuwerten. Wegweisend war in diesem Zusammenhang der Entscheid des Kantons Zürich, Englisch anstelle von Französisch als erste Fremdsprache in den Primarschulen einzuführen.

Der Zürcher Beschluss geht auf September 2000 zurück. Zuvor hatte schon der kleine Kanton Appenzell-Innerrhoden einen ähnlichen Entscheid gefällt. Doch erst das demografische und wirtschaftliche Gewicht Zürichs führte dazu, dass auch andere Deutschschweizer Kantone das Primat des Französischen zu Gunsten des Englischen in Frage stellten.

The end of Switzerland?

Die Reaktionen auf den Zürcher Entscheid blieben nicht aus. Am Tag nach der Medienkonferenz des Zürcher Erziehungsdirektors Ernst Buschor titelte die Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» provokativ «The end of Switzerland?»

Vor allem in der französischen und italienischen Schweiz wird befürchtet, dass der Vorzug des Englischen den nationalen Zusammenhalt bedroht. Für die Sprachminderheiten ist der Erwerb der deutschen Sprache zudem aus beruflichen Gründen nach wie vor notwendig. Englisch bedeutet eine zusätzliche Sprache.

Unabhängig von den Unterschieden zwischen der deutschen und lateinischen Schweiz, wächst das Interesse fürs Englische in der ganzen Eidgenossenschaft. Immer mehr Eltern wollen, dass ihre Kinder die Hauptsprache der globalisierten Welt erlernen. In Wissenschaft und Forschung, aber auch bei Unternehmen wie UBS, Swisscom oder Novartis ist Englisch als Verkehrssprache heute schon Alltag.

Grenzen des Föderalismus

Noch ist offen, wie viele Kantone Englisch als erste Fremdsprache einführen werden. Und es scheint nicht ausgeschlossen, dass das Ziel, nach der obligatorischen Schulzeit zwei Fremdsprachen gleich gut zu beherrschen, wichtiger wird als die Frage, welche Fremdsprache die Schülerinnen und Schüler zuerst lernen.

Die Debatte um das Englische an den Schulen hat jedenfalls grundlegende Schwierigkeiten des föderalistischen Systems der Schweiz offen gelegt. Der Kontrast zwischen der Autonomie der Kantone im Schulwesen sowie dem Schutz der Sprachminderheiten im Kontext des nationalen Zusammenhalts ist mehr als deutlich geworden.

Andrea Tognina
(Übertragung aus dem Italienischen: Gerhard Lob)

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