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Etabliertes Forum für die freie Comic-Szene

Ein Comic von Daniel Clowes, dem Hauptact von Fumetto. Daniel Clowes, Fumetto

Fumetto, das internationale Comix-Festival in Luzern, wird heuer zum 20. Mal durchgeführt. Niklaus Zeier war von Beginn weg an der Organisation beteiligt. Er blickt auf die Entwicklung des Festivals zurück.

Fumetto ist ein Comix-Festival, nicht ein Comic-Festival. Der Mix-Gedanke habe sich von Anfang an durchgesetzt, sagt Niklaus Zeier, einer der Mitbegründer und Mitorganisator seit 20 Jahren.

«Wir verstehen Comics nicht nur als das, was in Büchern abgebildet wird. Wir zeigen auch dreidimensionale Comics, in Form von Theatern, Keramik, in Installationen oder anderen Formen.»

Von Anfang an mit Wettbewerb

«Entstanden ist die Idee, Comics auszustellen, aus dem Jugendhaus heraus. Einer unserer Jugendarbeiter hatte diese Idee 1992. Gleichzeitig schlug auch ein Comiczeichner aus der Innerschweiz vor, im alternativen Kulturzentrum seine Zeichnungen zu zeigen», erzählt Niklaus Zeier. Ausgestellt wurde schliesslich ein Wochenende lang im Werkhof, dem Jugendzentrum. «Wir haben einfach mal angefangen. Es war nicht von Anfang an klar, dass es noch eine zweite Comic-Schau geben würde.»

Der Comics-Wettbewerb, der bis heute ein Bestandteil des Festivals ist, wurde bereits bei der ersten Ausstellung durchgeführt. Damals seien es vor allem Arbeiten aus der Region eingereicht worden, sagt er. Wie viele Leute damals am Wettbewerb teilnahmen, weiss er nicht mehr. «Es fanden jedenfalls alle Werke im oberen Raum Platz.»

Heute ist das anders: Der Wettbewerb ist international geworden. Letztes Jahr haben über 1000 Personen teilgenommen, dieses Jahr sind es rund 700 aus 48 Ländern. Insgesamt haben seit Beginn mehr als 12’000 Personen aus allen Kontinenten am Wettbewerb teilgenommen.

Auch die Ausstellenden sind international geworden. Dieses Jahr ist dem amerikanischen Drehbuchautor und Underground-Comiczeichner Daniel Clowes eine grosse Einzelausstellung gewidmet. Der Schweizer Künstler Yves Netzhammer wird dieses Jahr prominent präsentiert. Damit nähert sich Fumetto immer der narrativen Kunst an.

Nischen-Veranstaltung geblieben

Fumetto war von Anfang an ein Forum für unabhängige Zeichner, für die so genannte Independent-Szene, nicht für die grossen Klassiker. Darum konnte es eine Nischen-Veranstaltung bleiben. Die Klassiker werden höchstens in Rückschauen präsentiert, um die Entwicklungsschritte des Comics zu illustrieren.

Die Comic-Szene der Deutschschweiz habe die Veranstaltung von Anfang an gut aufgenommen. «Wir hatten auch früh Kontakte zu der Hochschule und konnten Netzwerke aufbauen.» Der Wille der Veranstalter, die Kunstform Comic seriös in all ihren Facetten zu zeigen, sei anerkannt worden, meint Zeier rückblickend. Dies sichere die Qualität.

Fumetto sei keine Verlagsmesse, sagt der Mitorganisator. «Bei uns sitzen die Zeichnerinnen und Zeichner nicht stundenlang an einemStand und signieren ihre Bücher». In Luzern zeichnen die Künstler live, oder es gibt Gespräche, bei denen direkte Begegnungen mit dem Publikum möglich sind.

Kondom des Grauens und die Kappelenbrücke

Bei der zweiten Durchführung sei die Comic-Ausstellung auf einen Schlag bekannt geworden, dies dank einer Adaption des «Kondoms des Grauens» von Ralf König.

«Das Kondom des Grauens wurde in Luzern als Puppentheater aufgeführt und wurde ein riesiger Erfolg», sagt Zeier. Damit sei die Comic-Ausstellung in Luzern nicht nur in der Schwulenszene, sondern auch bei allen anderen, die diese Art von Humor lustig fänden, bekannt geworden. «Die vier Aufführungen waren restlos ausverkauft. Das Interesse für unsere Veranstaltung hat dadurch exponentiell zugenommen.»

Eine weitere Potenzierung des Interesses an einer Comic-Veranstaltung schreibt Niklaus Zeier einem Glücksfall zu. Nach dem Brand der Kappelenbrücke wurde diese 1993 wiederaufgebaut. «Wir durften bei deren Eröffnung anstelle der alten Bilder – die später wieder an ihren ehemaligen Platz gehängt wurden – Comics aufhängen. Und das vor den Augen der Weltpresse.»

Freie Szene ist nicht lukrativ

Nach den ersten paar Veranstaltungen konnte sich das Festival konsolidieren und , hat «seine Richtung gefunden», wie Zeier sagt. «Mit einem Budget von rund einer Million Franken ist Fumetto finanziell gesehen kein Erfolg. Mit Comics, und vor allem mit der freien Szene, lässt sich nicht viel Geld verdienen.»

Vom 9.4. bis am 17. 4. findet das 20. Internationale Comix-Festival Luzern statt.

Als international renommiertes Festival bietet Fumetto der Schweizer Szene eine hoch-
stehende Plattform für Comics.

Junge und bekannte Schweizer Künstler sind jedes Jahr zahlreich im Programm vertreten.

Der Fördergedanke ist im Selbstverständnis des Festivals tief verankert.

Das Festival hat sich mit den Erfolgen und der steigenden Bedeutung stetig weiterentwickelt.

Heute gehört es zu den führenden Comic-Festivals in Europa und ist mit über 50’000 Besucherinnen und Besuchern einer der grössten Anlässe der Festivalstadt Luzern.

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