Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Eugen ist da!

Bäschteli, Eugen, Wrigley und Eduard auf der Flucht. (Bild: Mara Truog) Mara Truog

Der Buchklassiker "Mein Name ist Eugen" läuft in den Schweizer Kinos. Die Streiche der Lausbuben wurden aufwändig auf 60er-Jahre getrimmt.

Ob der bisher teuerste Schweizer Film zum Kassenschlager wird, werden die kommenden Wochen zeigen.

“Mein Name ist Eugen. Das sagt genug, denn eine solche Jugend ist schwer.” So beginnt das Buch aus dem Jahre 1955 und so beginnt der Film, der 50 Jahre später in die Schweizer Kinos kommt.

Beide handeln vom Leben von Eugen, seinen Freunden Wrigley – er kaut ständig die Kaugummis derselben Marke – Eduard und Bäschteli. Sie sind die vier Lausbuben aus den 50er-Jahren, deren Erlebnisse heute zum Schweizer Kulturgut zählen.

Immer noch führt Eugen, in angestrengt hochgestochenem Aufsätzli-Deutsch, gespickt mit Helvetismen, als Off-Erzähler durch die Geschichte. Deren ursprüngliches Setting wurde um zehn Jahre in die Zukunft katapultiert, ins Jahr 1964. Auch andere Anpassungen waren nötig.

Das Pennälerhafte hat überlebt

“Wir mussten einen roten Faden in die Episoden einweben. Aber die wichtigsten Streiche, an die sich jeder erinnert, wie zum Beispiel das Malheur mit dem Helm oder die zerplatzte Sirupflasche, kommen im Film natürlich vor. Wir haben uns aber für den Film erlaubt, einige Streiche neu zu erfinden”, erklärt Regisseur Michael Steiner.

Um die Atmosphäre wie im Buch entstehen zu lassen, wurde kein Aufwand gescheut: Drehorte wurden mit Oldtimern bestückt und auf 60er-Jahre getrimmt, Grossmütter aus dem luzernischen Entlebuch strickten 50 Paar Wollsocken für die Schauspieler.

Fast ein Drittel des Films wurde nach dem Dreh digital nachbearbeitet: Die Landschaften hinter den Zugsfenstern wurden eingefügt, Tag elektronisch zur Nacht umgearbeitet und Animationen eingebaut.

Riesenbudget dank Sponsoren

Mit einem Budget von 6 Mio. Franken gilt der Film als einer der teuersten Schweizer Filme. Der Film läuft am 15. September mit 60 Kopien in der Deutschschweiz an, normalerweise starten Schweizer Filme mit nur drei Kopien. Sogar der erfolgreichste Schweizer Film, “Achtung, Fertig, Charlie”, brachte es nur auf 58 Kopien.

Gross ist auch das Marketing: Eine der Schlüsselszenen – ein mit Wasser gefülltes Faltboot durchstösst vom Dachboden aus drei Stockwerke eines Berner Mehrfamilienhauses – läuft bereits vor dem Kinostart als Werbespot im Fernsehen und wirbt für eine Versicherungsfirma, die gleichzeitig Hauptsponsor des Films ist.

Ein Viertel des Riesenbudgets stammt – auch das ist für Schweizer Filme ungewöhnlich – von Sponsoren.

Laiendarsteller und Schweizer Showgrössen

Die Darsteller von Eugen, Wrigley, Bäschteli und Eduard wurden aus 1200 Kindern ausgewählt. Sie erhielten zwei Monate lang Schauspielcoaching.

Mit Erfolg: Manuel Häberli ist ein verschmitzt-gutherziger Eugen, Janic Halioua ein intelligent-verschrobener Wrigley, Alex Niederhäuser ein treuherzig-dumber Eduard und Dominic Hänni ein Muttersöhnchen zum Knuddeln.

Für die Sequenz, als sie in der Berner Postgasse vom Dach fallen, wurden sie von extra aus den USA eingeflogenen Stunt-Kindern gedoubelt.

In den Nebenrollen agieren die üblichen Verdächtigen, wenn auch in hochprozentiger Konzentration: Beat Schlatter, Mike Müller, Patrick Frey, Stephanie Glaser, Norbert Schwientek, César Keiser, Viktor Giacobbo, Stefan Gubser und Nella Martinetti geben sich ein Stelldichein.

Happy End wie im Buch

Die Vorlage für den Film erschien 1955 im Zwingli-Verlag und wurde bis heute in 26 Auflagen 200’000 Mal verkauft. Verfasst wurde das Buch vom Berner Pfarrer und späteren Gemeinderat Klaus Schädelin als Fortsetzungsgeschichte für das Pfadfinder-Magazin “Hello”. Es blieb Schädelins einziges Buch.

Und wie im Buch geht es auch im Film zu: Die Buben werden von Eltern, Dorfbewohnern, Polizisten und Kopfgeldjägern verfolgt. Trotzdem machen sie ihr legendäres Vorbild ausfindig: den Schatzsucher Fritzli Bühler, gespielt von Beat Schlatter. Und mehr oder weniger alles wird gut.

swissinfo und Agenturen

Kinostart in der Deutschschweiz: 15. September 2005
Produktion: 40 Schauspieler, über 500 Statisten und 120 Mitarbeitende
57 Drehtage an 107 Drehorten in der ganzen Schweiz
Budget: 6 Mio. Franken, ein Viertel davon durch Sponsoring
Kopien: 60 Stück

Das Buch “Mein Name ist Eugen” von Klaus Schädelin erschien 1955. Ein halbes Jahrhundert später kommt es als Film in die Schweizer Kinos.

Verfilmt wurde der Schweizer Klassiker von Regisseur Michael Steiner und den Drehbuchautoren Michael Sauter und Christoph Frey.

Die vier Darsteller für die Hauptrollen wurden von 1200 Kindern ausgewählt.

Der Film wurde aufwändig auf die Mitte des vergangenen Jahrhunderts getrimmt, um die Zeit aufleben zu lassen, in der die Vorlage spielt.

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft