Förderung der Schweizer Welt in China
Die Chinesen kennen und lieben die Schweizer Berge, Uhren und Schokolade. Zum 60. Jahrestag der dipolomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern will die Schweiz zeigen, dass sie weit mehr zu bieten hat als die gängigen Klischees.
Präsenz Schweiz gehört zum schweizerischen Aussenministerium und hat die Aufgabe, das positive Image im Ausland zu fördern. Im Vorfeld des 60. Jahrestag der diplomatischen Beziehungen 2010 zwischen China und der Schweiz will sie auch Seiten der Schweiz aufzeigen, die in China wenig bekannt sind: Die Errungenschaften in Bildung und Wissenschaft.
Wie Manuel Salchli, Chef Internationale Grossveranstaltungen bei Präsenz Schweiz (PRS), in einem E-Mail-Interview mit swissinfo.ch erklärte, hat die Schweiz eine PR-Kampagne für China 2007-2011 ausgearbeitet.
Die Landeswerbung wurde für zwei Grossereignisse geplant, die während dieser Zeit in China stattfinden: die Olympischen Spiele im Jahr 2008 sowie die Weltausstellung Expo 2010 in Shanghai.
swissinfo.ch: Welches sind die Ziele dieser Kampagne?
Manuel Salchli: China gehört zu den Schwerpunktländern der Schweiz. Die Schlüsselbotschaften dieser Kampagne sind die Schweizer Lebensqualität sowie der internationale Ruf der Schweiz.
Sie wurden auf der Grundlage einer umfassenden Image-Studie entwickelt, die 2006 durchgeführt wurde. Der Schweizer Pavillon an der Expo in Shanghai soll die Wechselwirkung zwischen Stadt und Land zeigen, welche in Beziehung zu diesen Botschaften stehen. Der Pavillon ist also ein wichtiger Teil der Schweizer PR-Kampagne in China.
swissinfo.ch: Wie hoch sind die Kosten dieser Landeswerbung?
M.S.: Präsenz Schweiz verfügt über ein Jahresbudget von knapp 10 Millionen Franken. Für den Schweizer Pavillon in Shanghai gibt es ein separates Budget.
Am 29. März 2006 hatte der Bundesrat die Teilnahme der Schweiz an der Expo 2010 Schanghai bestätigt und ein Gesamtbudget von 20 Millionen genehmigt. Vier Millionen Franken müssen von privater Seite aufgebracht werden.
swissinfo.ch: Wie erfolgreich sind solche Operationen?
M.S.: Weltausstellungen sind heutzutage eine internationale Plattform, welche aktuelle Themen aufgreifen und mithelfen, wirtschaftliche, soziale und ökologische Probleme zu lösen.
Sie sind eine gute Gelegenheit, Wissen auszutauschen, Networking auf- und auszubauen und das Image des Landes im Ausland zu fördern.
An der Expo 2010 werden 70 Millionen Besucherinnen und Besucher erwartet, was die Weltausstellung in Shanghai zur grössten dieser Art macht. Die Gelegenheit, dort das Image der Schweiz zu fördern, darf deshalb nicht verpasst werden.
Der Schweizer Pavillon hat zum Ziel, zu den Top 5 der nationalen europäischen Pavillons zu gehören und während der sechsmonatigen Ausstellung 2,5 Millionen elektronisch-registrierte Besucher anzulocken.
swissinfo.ch: Welchen konkreten Nutzen erwarten Sie?
M.S.: Die langfristige Dimension des Projekts ist wichtig für die Schweizer Regierung, für die Wirtschaft der Schweiz und für die wissenschaftliche Gemeinschaft der Schweiz. Der Schweizer Pavillon bietet eine ideale Plattform, um Kontakte zu knüpfen und die Beziehungen zwischen schweizerischen und chinesischen Meinungsführern zu fördern.
In diesem Monat zum Beispiel treffen sich Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf und eine Delegation von Schweizer Parlamentariern mit hochrangigen Vertretern der chinesischen Regierung im Zusammenhang mit der Eröffnungs-Zeremonie des Schweizer Pavillons. Unsere Projekte in China erleichtern folglich die Schaffung wichtiger Beziehungen.
swissinfo.ch: Welches Image der Schweiz wollen Sie vermitteln?
M.S.: Der Auftrag von Präsenz Schweiz wird von der Gesamtstrategie der Regierung für Verständigung im Ausland definiert. Eine umfassende Image-Studie kam zum Schluss, dass Errungenschaften der Schweiz auf dem Gebiet von Bildung und Innovation in China nicht sehr bekannt sind.
Folglich gehört es zu unserem Ziel, das Interesse Chinas an Schweizer Know-how zu erhöhen und das Fachwissen der Schweiz bezüglich Wissenschaft und Bildung zu fördern. Mit anderen Worten: Wir müssen die hohe Lebensqualität und den guten Ruf unseres Landes kommunizieren.
swissinfo.ch: Schadet die Debatte um das Bankgeheimnis dem Image der Schweiz in China?
M.S.: Detaillierte Analysen (der Diskussion um das Bankgeheimnis) haben gezeigt, dass dieses Thema das Image der Schweiz in China bis zum jetztigen Zeitpunkt nicht beeinflusst hat.
swissinfo.ch: Wie beurteilen Sie das gegenwärtige Image der Schweiz in China?
M.S.: Die Schweiz hat bereits jetzt ein ausgezeichnetes Image in China. Die Image-Studie von 2006 ergab, dass sie im Ranking weit oben steht im Vergleich mit anderen Ländern und sowohl die allgemeine Öffentlichkeit wie auch Meinungsführer die Schweiz äusserst positiv bewerten.
Das positive Image basiert auf Stereotypen. Die Assoziierung mit schöner Landschaft, Schokolade und Uhren sind weitverbreitet. Obwohl politische Stabiltät, Umweltschutz und Lebensqualität positive Noten bekommen, sind das innovative Potential und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz weniger bekannt und werden kritischer eingeschätzt.
Dieses positive Ranking kann nicht als selbstverständlich angesehen werden, und die Schweiz muss in China laufend beworben werden, damit dieses positive Image erhalten und weiterentwickelt wird.
swissinfo.ch
(Übertragung aus dem Englischen: Gaby Ochsenbein)
Als Teil des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) ist Präsenz Schweiz für den Auftritt der Schweiz im Ausland zuständig und setzt dabei die Strategie des Bundesrates für die Schweizer Landeskommunikation um.
Präsenz Schweiz setzt diesen Auftrag um mit Projekten im Ausland, der Einladung von ausländischen Medienschaffenden und Entscheidungsträgern in die Schweiz, der Entwicklung und Distribution von Informationsmitteln über die Schweiz im Ausland und Auftritten der Schweiz an internationalen Grossveranstaltungen.
Neben dem Auftritt an der Expo 2010 in Shanghai, China, organisiert Präsenz Schweiz ähnliche Auftritte an den Olympischen Winterspielen in Vancouver, Kanada, und an der Weltausstellung 2012 in Yeosu, Südkorea.
Die diplomatischen Aktivitäten zwischen der Schweiz und China laufen derzeit auf Hochtouren. Die Schweizer Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf besucht diese Woche China, wo sie an der Eröffnungs-Zeremonie des Schweizer Pavillons in Shanghai teilnehmen wird.
Der chinesische Regierungschef Wen Jiabao besuchte im Januar die Schweiz.
Geplant ist ferner ein Schweiz-Besuch von Chinas Staatspräsident Hu Jintao, wie der chinesische Botschafter in Bern, Dong Jinyi, jüngst bestätigte. Dong erklärte, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern seien «noch nie so gut gewesen wie zur Zeit».
Die Schweiz war das erste westliche Land, das mit China einen Menschenrechtsdialog institutionalisierte. Der 1991 eingeführte Dialog führte zu regelmässigen Treffen zwischen den beiden Ländern. Im Juli 2008 fand die letzte Dialogrunde in Peking statt.
China ist laut Angaben des Schweizer Wirtschaftsministeriums seit 2002 der wichtigste asiatische Handelspartner der Schweiz. 2006 betrugen die Schweizer Exporte nach China 4,1 Mrd. Franken und die Importe aus China 3,9 Mrd. Franken.
Die Schweiz und China verhandeln derzeit über ein Freihandelsabkommen.
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