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Globi – der ewig junge Superschweizer

Globi, der blaue Vogelmensch mit der Baskenmütze ist in der Schweizer Volksseele tief verwurzelt. (Zeichnung Heiri Schmid, Globi-Verlag) Globi, der blaue Vogelmensch ist in der Schweizer Volksseele tief verwurzelt. (Zeichnung: Heiri Schmid, Globi-Verlag)

Er ist bekannt wie Wilhelm Tell, humorvoll, immer zu Streichen bereit, hilfsbereit, ein wenig cholerisch, hat einen Dickschädel, ist aber auch lern- und kritikfähig.

Globi, der emanzipierte Schweizer Markenartikel, ist bereits über 70 und aktuell wie noch nie.

«Ein Ei liegt still verlassen da, tief in der Wüste Sahara. Der Tag ist heiss, die Sonne sengt, Kri-Krack! Die Schale ist gesprengt!…» So tritt Globi 1932 in die Welt. Auf dieser fühlt er sich offensichtlich auch heute noch – multimedialer denn je – sehr wohl.

Ganze Generationen von Jugendlichen wuchsen mit dem mittlerweile 71 Jahre alten blauen Vogel-Mensch-Verschnitt mit dem gelben Schnabel auf, der immer eine karierte Hose und eine Baskenmütze trägt.

Eine grosse Ausstellung, Bücher von und über ihn sowie ein abendfüllender Kinofilm befassen sich mit Globi, dem berühmtesten Vogel der Schweiz.

Globis Geburtshelfer waren J. K. Schiele, Werbechef des Warenhauses Globus und der Grafiker Robert Lips. In den 30er Jahren suchte Globus für das 25-Jahre-Jubiläum einen «Festonkel». Mit dem blauen Vogel-Menschen gelang ihnen auf Anhieb eine Figur, die sich von der Werbefigur zum Bilderbuch- und Comic-Helden entwickelte.

Globi begleitete seitdem Generationen von Schweizerinnen und Schweizern mit seinen Streichen und Abenteuern durch ihre Kinderstuben – bis zum heutigen Tag.

Bunter Lebenslauf

1935 erscheint der erste klassische Band «Globis Weltreise». Jährlich kommt ein neues Buch dazu.

In Globis Werdegang spiegeln sich die Schweizer Mentalität aber auch die Zeitgeschichte. 1938 verkündete der Bundesrat die Geistige Landesverteidigung. Bei Kriegsbeginn waren deshalb alle Institutionen der Schweiz aufgefordert, sich in den vaterländischen Dienst zu stellen.

1939 besucht Globi die Expo.02-Vorläuferin, die «Landi». Titel: «Globi an der Landesausstellung». Unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs und der besonderen Lage der neutralen Schweiz erscheint 1940 «Globi wird Soldat». Das Werk wird gar von General Guisan beglaubigt.

Die «Globi-Zeitung» vermittelt während dieser Jahre ihrer jugendlichen Leserschar neben Unterhaltung auch patriotische Werte.

Die 1941 mit der wirtschaftlichen Landesversorgung einhergehende «Anbauschlacht» von landwirtschaftlichen Gütern fand Einzug im Buch «Wie Globi Bauer wurde».

Nach dem Krieg reiste Globi in die Welt hinaus. Er knüpfte an seinem ersten Buch «Globis Weltreise» an und besuchte Paris, Venedig und Spanien, trieb sich im Wilden Westen herum. Dann sprengte Globi alle Horizonte und reiste ins Traumland und ins Märchenreich. Im Schlaraffenland stellte Globi fest, dass Faulenzen auch langweilig sein kann: Schweizerische Werte auch da.

Bei den Kindern, die damals noch ohne Fernsehen aufwuchsen, entstand ein regelrechtes Globi-Fieber. 1948 gehörten die Globi-Bücher zu den meistverkauften der Schweiz – das millionste Buch ging über den Ladentisch. Ende der 1950er Jahre legte Globi seine Werbefunktion endgültig nieder und wurde zur eigenständigen Buch- und Kultfigur.

Globis Konkurrenz

Knorrli, Bio oder der Pepita-Papagei entstanden erst ab den 1940er Jahren. Zwischen 1950 und 1970 veröffentlichte Ringier die «Abenteuer von Ringgi und Zofi». Und der Kakao-Getränke-Hersteller Banago warf «Nagoli» ins Rennen um die Publikumsgunst.

Die Machart dieser Produkte glich den Globi-Büchern: Dasselbe Versmass, sechs Bilder pro Seite. Aber keines dieser Werke konnte an Globis Erfolgsgeschichte anknüpfen.

Die 1970er Jahre bedeuteten einen Tiefpunkt in Globis Karriere. Die 68er-Bewegung hatte der Gesellschaft neue Werte beschert. Auch die Kinder- und Jugendkultur wurde von diesem Umbruch erfasst. Die überlieferten Themen waren plötzlich nicht mehr gefragt.

Neu standen Probleme wie Emanzipation und Umweltschutz zur Diskussion. Die Globi-Clubs und die Globi-Zeitung entsprachen nicht mehr dem Zeitgeist. Deshalb wurde Anfang der 1970er Jahre die Globi-Zeitung zu Grabe getragen.

Globi wurde zudem vorgeworfen, ein Rassist und patriarchalischer Frauenhasser zu sein. In den 1980er Jahren übernahm eine neue Crew das Zepter in Globi-Verlag. In den neu erscheinenden Büchern zeigte Globi plötzlich Interesse für den Umwelt- und Tierschutz.

Globi interessierte sich aber auch für die Feuerwehr, die Rettungsflugwacht, die Bahn. Die Bücher wurden mit sachlichen Informationen angereichert. «Globi bei der Post» erschien 1997 und erwies sich als ganz besonderer Hit. Er wurde auch von Lehrern im Realkunde-Unterricht eingesetzt.

Globi verlor langsam seine anarchischen Züge und sein cholerisches Temperament. Ihm wurde ein Vorbildcharakter verpasst. Dies machte ihn in den Augen vieler auch langweiliger.

Wie schon zu Anfang seiner Laufbahn wandte sich Globi wieder heimischen Themen zu. Er macht eine «Schweizer Reise» (1984), bereiste den Nationalpark (1993) und erlebte mit Wilhelm Tell Abenteuer in der Vergangenheit (1991).

Prägende Wertvorstellungen auch für Prominente

Globi ist tief ins kollektive Unterbewusstsein der Deutschschweizer eingedrungen. So schrieb 1952 ein Elfjähriger: «Lieber Globi! Ich habe Dir noch 15 Fr. beigelegt. Verteile sie unter den Armen. Ich habe sie selbst verdient. Dein Kaspar.»

Dieser Junge hat es in der Schweiz weit gebracht. Er ist heute Finanzminister. Villiger ist überzeugt, dass er mit Hilfe von Globi «Werte des Lebens verinnerlicht» hat.

Auch der alt-Bundesrat und heutige UNO-Sonderbotschafter Adolf Ogi hat 1992 – unwissentlich, wie er betont – den blauen Comic-Vogel zitiert. Der Ausspruch «Freude herrscht!» stürmte die Hitparade der Politikersprüche. «Dass sie in ‹Globi wird Soldat› vorkommen, war mir nicht bewusst», erklärte Ogi.

swissinfo, Etienne Strebel

100’000 Exemplare wurden durchschnittlich von jedem der 71 erschienenen Globi-Bände verkauft.
Spitzenreiter: Band 8 «Wie Globi Bauer wurde» mit 265’000 Exemplaren.
Letztes Buch: «Globi für alle Fälle» (Band 71)

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