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«Grenzenlose Sympathie» für Schweizer

Das deutsche Magazin "Der Spiegel" hat in seiner jüngsten Ausgabe eine 50-seitige Extrabeilage über die Schweiz herausgegeben.

Ein umfangreicher Artikel ist den Schweizern in Deutschland gewidmet: Diese stossen laut «Spiegel» auf «grenzenlose Sympathie».

Die jüngste Extra-Beilage im deutschen Nachrichten-Magazin «Der Spiegel» hat den Titel «Weltmacht Schweiz». Sie erscheint zu einem Zeitpunkt, in dem zahlreiche Deutsche von der Freizügigkeit im Personenverkehr profitieren und auf dem ausgetrockneten Schweizer Arbeitsmarkt eine Stelle suchen.

Dabei weckt die inzwischen auf rund 180’000 Deutsche gewachsene «Auslandkolonie» in gewissen Kreisen der Deutschschweiz auch noch Arbeitsplatz-Neidgefühle.

Diesem Spiegel-Extra sind Negativschlagzeilen in der Schweizer Presselandschaft vorausgegangen: Die Wochenzeitung «Cash» und das Magazin «Facts» werden eingestellt.

Einmalig oder regelmässig?

Dem Spiegel-Verlag wird seit längerem nachgesagt, er wolle ein eigenes, aus Deutschland gesteuertes Schweiz-Magazin lancieren.

«Ob wir noch ein weiteres Extra für die Schweiz herausgeben werden, oder ob das regelmässig wird, ist noch nicht entschieden», sagt Spiegel-Pressesprecher Hans-Ulrich Stoldt gegenüber swissinfo.

«Falls aus dem Extra eine regelmässige Beilage wird, würde sie sicher anders konzipiert werden.»

«Alle lieben uns»…

…heisst der Titel eines Beitrags über Schweizer in Deutschland, der bei jenen Schweizern wie Balsam wirken dürfte, die ob der jüngsten innerhelvetischen Presse-Polemik gegen die Deutschen ein ungutes Gefühl haben:

Zwölf nach Deutschland ausgewanderte Deutschschweizer berichten begeistert über die Deutschen als Arbeitskollegen und Mitmenschen.

«Liebe ist etwas anderes», relativiert Peter Kaul die Aussage im Titel. «Wir Schweizer haben einen Vertrauensbonus, mit dem wir sehr vorsichtig umgehen sollten», sagt der Vize-Präsident der Auslandschweizer-Organisationen in Deutschland und Präsident des schweizerisch-deutschen Wirtschafts-Clubs in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Vorurteile sind am Abklingen

Gestützt auf eine eigens dafür in Auftrag gegebene Umfrage kommt der «Spiegel» zum Schluss, dass die gegenseitigen Vorurteile «Deutsche sind arrogant, Schweizer sind fleissig aber langweilig» ein wenig abklingen.

In der Umfrage zeigt sich auch, dass die Antworten der Schweizer und Deutschen in aktuellen Fragen ähnlich sind:

Bei den Eigenschaften «fleissig», «friedlich», «weltoffen» bis «unhöflich» und «arrogant» qualifiziert man sich gegenseitig meist übereinstimmend.

Sogar das «Drüben Wohnen» wird ähnlich eingestuft: 65% der Deutschen können sich vorstellen, in der Schweiz zu wohnen – und 63% der Schweizer, in Deutschland zu wohnen.

Erstaunlich viele Deutsche, nämlich 45%, sind ausserdem der Meinung, die EU dürfe die Schweiz in Steuersachen nicht zu Zugeständnissen zwingen.

Unterschiede bei Kultur und EU-Beitritt

Grosse Unterschiede ergeben sich bei der kulturellen Abgrenzung: Nur 33% der jungen Schweizer, aber 48% der jungen Deutschen haben das Gefühl, Deutschschweizer seien kulturell gesehen eigentlich Deutsche.

Ausserdem haben sehr viel weniger Deutsche als Schweizer Verständnis dafür, dass die Schweiz nicht in die EU will.

Bankgeheimnis bis Treibhaus-Fürze

Auch Fussball mit Urs Siegenthaler, dem Chefscout der deutschen Fussball-Nationalmannschaft, und Allgemeinplätze wie das Bankgeheimnis, Bundesrat Blocher, Schweizer Garde, Thomas Borer, DJ Bobo und die schöne Berner Hollywood-Hoffnung Yangzom Brauen dürfen im Spiegel-Extra nicht fehlen.

Wenig Sympathien verschafft sich der Spiegel bei traditionsbewussten Schweizern mit dem Artikel über die Verdauungsgase der Milchwirtschaft, in dem er ausgerechnet die Kuh, ein Schweizer Symboltier, zum «Klima-Killer» abstempelt.

Fast 29% des weltweiten Ausstosses von Methan, einem Treibhausgas, das zur Klimaerwärmung beiträgt, werde durch die Blähungen von Wiederkäuern verursacht, schreibt der Spiegel.

Er stützt sich dabei auf die Forschungsresultate über Tierernährung der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH). Zitiert wird dabei Michael Kreuzer, ein «Zürcher Professor mit gemütlichem bayerischen Akzent».

Kreuzer hatte schon vor 20 Jahren auf den negativen Klimaeffekt des Gas produzierenden Verdauungstraktes der Kuh aufmerksam gemacht. Damals sei er aber nur ausgelacht worden. Jetzt – mit der aktuellen Klimadiskussion – verspürt er endlich Aufwind.

swissinfo, Alexander Künzle

72’000 Schweizer leben in Deutschland. 180’000 Deutsche leben in der Schweiz.

Beide Gemeinden sind dank offener Arbeitsmärkte und guter Konjunktur am Wachsen.

Das Extra «Weltmacht Schweiz» des Nachrichten-Magazins «Der Spiegel» wird nur in der Schweiz mit einem halben Cover-Blatt und einer Auflage von 50’000 herausgegeben.

Es wendet sich laut Pressesprecher Hans-Ulrich Stoldt an die Schweizer und an die Deutschen in der Schweiz.

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