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H.R. Giger und der gescheiterte «Dune»-Film

H.R. Giger
H.R. Giger posiert in seinem Studie mit seinen Bildern für Jodorowskys "Dune". Copyright © ©sony Pictures/everett Collection / Everett Collection

Alejandro Jodorowskys nie realisierte Version von "Dune" beschäftigt die Welt bis heute: Letzte Woche wurde sein Storyboard für 2,75 Millionen Franken verkauft. Unter den "spirituellen Kriegern", die er damals für sein Projekt zusammen suchte, war auch H.R. Giger. 

Letzte Woche ersteigerte eine anonyme Investorengruppe, die sich Spice DAO, nennt, ein Storyboard einer nie veröffentlichten Version des Films «Dune». Der chilenische Regisseurs Alejandro Jodorowsky plante  in den 1970er-Jahren, lange vor David Lynch, eine erste Verfilmung des Romans von Frank Herbert. Spice DOA waren bereit, für seinen Entwurf des Films 2,2 Millionen Pfund zu bezahlen.

Grund dafür war ein Missverständnis: Sie gingen irrigerweise davon aus, dass ihnen der Kauf des Buches auch die Urheberrechte einträgt und wollten das Buch in Einzelteilen als NFTs verkaufen oder die Ideen an einen Streaming-Dienst verkaufen – und das Buch danach verbrennen.  

Doch der überrissene Preis zeigt auch: Jodorowskys nie veröffentlichter Film ist eine cineastische Legende. Der Regisseur produzierte 1970 mit «El Topo» einen verschrobenen Kult-Western, der in den 1970er Jahren neben Filmen wie «Rocky Horror Picture Show» oder «Pink Flamingos» ein treues Gefolge an Zuschauer:innen in Mitternachtsvorstellungen lockte.

Ein Fan von Jodorowsky war unter anderem John Lennon, der sich um die Finanzierung des Filmes «Der heilige Berg» kümmerte –  eine blasphemische Bildorgie, in der unter anderem als aztekische Könige verkleidete Echsen in die Luft gesprengt werden und Vögel aus Schusswunden flattern.

Mitte der 1970er-Jahre nahm sich Jodorowsky vor, Frank Herberts «Dune» zu verfilmen. Der Dokumentarfilm «Jodorowksys Dune» beschreibt, wie Jodorowskys um den Globus jagte, um «spirtuelle Krieger» und «Genies» für seinen Film zu finden.

Er klopfte bei Pink Floyd an, umwarb Mick Jagger und Salvador Dali – er war bereit, dem Surrealisten 100’000 Dollar pro Minute zu zahlen (und einen brennenden Giraffen auftreten zu lassen).

Dali hatte ihm in Paris Zeichnungen von Giger gezeigt. Jodorowsky war begeistert: Er sagte dem Schweizer Künstler, er brauche seine «kranke Kunst» unbedingt. Giger sollte eine Art Architekt des Bösen werden, seine Zeichnungen sollten später als Kulissen modelliert werden. Jodorowsky liess Giger völlig freie Hand – und der Schweizer Künstler schuf einige Airbrush-Zeichnungen, die Teil der Projektpräsentation wurden. 

Er sagte über seine Entwürfe von Schloss Harkonnen, dem Sitz der Bösewichte im Plot von «Dune»: «Der Kopf von Harkonnen ist eine gigantische Verteidigungsanlage, die das Schloss vor Angriffen zu Land und in der Luft schützen soll. Der vordere Teil des Kopfes lässt sich mechanisch absenken und enthüllt einen befestigten Schädel, der Tod und Zerstörung spuckt.»

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Doch trotz der Entwürfe von Giger und anderer grossartiger Zeichner wie z.B. den Comiczeichner Moebius wurde aus dem Projekt nichts. Hollywood konnte mit einem Megalomanen wie Jodorowsky nicht umgehen, was wohl auch daran lag, dass er ihnen schon bei Präsentationen damit drohte, dass sein Film unter Umständen 12 Stunden dauern würde. «Dune» kam dann erst 1984 in die Kinos, gedreht von David Lynch.

Das Storyboard, das nun  verkauft wurde, hat etliche spätere Filme beeinflusst. Eine weitere Leistung des Flops war es, H.R. Giger zum Film zu bringen – er sollte dann mit «Alien» Weltrum erlangen zusammen mit Dan O’Bannon, der bei Jodorowskys Dune-Projekt mit dabei war.

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