Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

«Helvetiq» lanciert ein Sprachen-Bilderspiel

50 Wörter in 5 Sprachen ab 5-jährig lernen – das ist Pictolingua. helvetiq.ch

Nach dem Erfolg seines Spiels "Do you speak Swiss?" lanciert der algerische Schweiz-Fan Hadi Barkat das Wortspiel "Pictolingua". Im November soll zudem "Cantuun" erscheinen, eine Schnitzeljagd durch die Schweizer Kantone.

Die Idee zu «Pictolingua» kam ihm beim Frühstück: Als er eine Schachtel mit Frühstücksflocken anschaute, die ihren Inhalt dreisprachig anpries.

«Milch, Lait, Latte: In der Schweiz kennen wir alle einige Wörter in mehreren Sprachen. Warum nicht dazu noch das rätoromanische Latg und das englische Milk nehmen?», fragt Hadi Barkat.

«Es ist eine Gelegenheit, die vierte Landessprache ein wenig kennenzulernen und Englisch zu integrieren, das ja die fünfte im Land gesprochene Sprache ist.»

Mit seinen Mitarbeitern Yves Barbey und Nils Rinaldi, wie er Ingenieure an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL), wurde der heute 34-jährige Informatiker 2008 mit dem Gesellschaftsspiel «Helvetiq» bekannt, einer Art «Trivial Pursuit» über die Schweiz. Es umfasst Fragen zu diversen Aspekten von Geschichte, Politik, der Schweiz und des Lebens im Land.

Erfolgsgeschichte

Der junge Mann, der aus der Stadt Algier stammt, ist fasziniert von der Schweiz: «Mich hat die Schweiz schon immer angezogen, mehr als alle anderen Orte auf der Welt. Mich fasziniert das meist positive und friedliche Zusammenleben, trotz der politischen Reibereien wegen Ausländern und den letzten Abstimmungen.»

Schon als Kind kam Barkat in die Ferien zu seinem Onkel in der Genfersee-Region. «Mit 14 besichtigte ich die EPFL und beschloss darauf, dass ich hier studieren würde. 1995 habe ich einen Informatik-Studiengang angefangen, dann arbeitete ich in verschiedenen Projekten und Startups im Innovationszentrum der EPFL. Schliesslich habe ich mich zwischen 2005 und 2007 um meine Einbürgerung bemüht.»

Zu diesem Zweck musste Barkat eine Prüfung ablegen, die generelle Fragen zur Schweiz umfasste, bei denen manchmal auch Einheimische kapitulieren. Dies merkte er, als er einige der Fragen seinen Schweizer Bekannten stellte. So wurde er praktisch «auf die Idee gestossen», ein Spiel über die Schweiz zu entwerfen.

Übersetzt auf Deutsch, komplettiert mit speziellen Ausgaben zu Städten oder Regionen (es gibt sogar Versionen über Wintersport oder «die Schweiz in der Welt» usw.), ist «Helvetiq» eine wahre Erfolgsgeschichte: 23’000 Stück gingen bis heute über den Ladentisch. Für ein Spiel in der Schweiz ist das viel. Und es ist sehr selten, das ein Spiel in allen kulturellen Regionen ankommt.

Liebe zu Wörtern und Sprachen

«Seither haben meine Freunde und ich Freude am Experimentieren, um andere Spiele zu entwickeln. Es war der Beginn eines echten Abenteuers», sagt der Mitbegründer des Startups, das heute «Helvetiq» heisst.

Seither haben die Ingenieure ihre Palette um topografische Puzzles (gegenwärtig von Zürich und Lausanne) sowie witzige T-Shirts mit Schweizer Sujets erweitert.

Letzten Frühling kam «Contre-sagesses suisses» heraus, ein «kleines, rotes Buch», das sich direkt vom roten Buch Maos inspirieren liess und verschiedene Sprachperlen in französischer Sprache zum Besten gab.

Hadi Barkat liebt Humor und Sprache: «Ich bewundere die Wörter, die Versprecher und andere lustige Redewendungen, die Politiker von sich geben, sobald sie ein Mikrofon erblicken. Ich habe den ‹Grand Prix du Maire de Champignac› (ein Wettbewerb in der Romandie, der den grössten Lapsus des Jahres prämiert) schon immer geliebt, dachte aber, er sei zu wenig bekannt. Daher die Idee, zusammen mit den Organisatoren ein schönes Buch zu machen, das die Schweiz aus einem absurden und witzigen Blickwinkel zeigt.»

«Pictolingua» und «Cantuun»

Diese Leidenschaft für Wörter geht nun mit «Pictolingua» weiter, das von der Lausanner Künstlerin Karen Ichters illustriert wurde. Barkat will damit aber nicht eine Sprachlehrmethode einführen oder den Lehrer spielen. Nein, «es ist in Wirklichkeit ein reines Wortspiel».

Im Rahmen seiner Abklärungen stiess er auf eine Studie, nach der ein 5-jähriges Kind 100 Wörter kenne sollte. Für sein Spiel hat er 50 ausgewählt. «Wir sind alle fünfjährig, wenn wir eine neue Sprache lernen», lacht er.

Der Erfolg zeichnet sich bereits auch bei diesem neuen Spiel ab: «Ich hatte Kontakt mit einem Linguisten, der mir von den Möglichkeiten der Bildersprache bei der Sprachschulung von erwachsenen Ausländerinnen und Ausländern oder von Behinderten erzählte. Er schlug mir vor, ein Spiel mit 5000 Karten zu entwerfen, um damit Deutsch zu lernen!»

Und mit «Pictolingua» ist die Entwicklung noch nicht zu Ende: «Helvetiq» will Anfang November «Cantuun» lancieren, eine spielerische Reise durch die Schweizer Kantone.

«Vier Freunde aus vier Ecken der Schweiz müssen sich beispielsweise in der Zentralschweiz zu einem Fondue treffen. Sie müssen durch alle 26 Kantone reisen und spezifische Fragen beantworten, um von einem in den nächsten Kanton zu kommen.»

Hadi Barkat hat seinen Weg gefunden. Drei der vier Mitglieder von «Helvetiq» erhalten einen Lohn. «Finanziell gesehen erreiche ich lediglich einen Drittel meines bisherigen Einkommens», so Barkat. «Aber ich amüsiere mich ganz toll, und so ist es eine bewusste Wahl.»

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50 Wörter in 5 Sprachen müssen möglichst gut einem entsprechenden Bild zugeordnet werden. Zum Spiel gehören 50 Bildkärtchen, 10 Spieltafeln und 125 Jetons.

Das Spiel kann in einer einfachen Variante mit kleinen Kindern oder in einer schwierigeren für grössere Kinder und Erwachsene gespielt werden.

Die erste Person, die fünf Wörter auf der Spieltafel in einem gewissen Muster (horizontal, vertikal, diagonal, Kreuz) zudecken konnte, ruft «Lingua» und hat die Partie gewonnen.

(Übertragung aus dem Franzöischen: Christian Raaflaub)

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