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Herzog & de Meuron erhalten «Nobelpreis» der Architektur

Der Umbau eines Londoner Industriewerkes in die Ausstellungshalle Tate Modern machte die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron weltbekannt. Keystone

Das Basler Architektenteam Herzog & de Meuron erhielten in Charlottesville (USA) am Montag (7. Mai) den Pritzker Architekturpreis. Der Pritzker-Preis ist eine Art Nobelpreis für Architekten. Herzog & de Meuron sind die ersten Schweizer Architekten, die die begehrte Auszeichnung erhalten.

Das Basler Architekturbüro Herzog & de Meuron ist weit über die Schweiz hinaus bekannt. Es hat verschiedene prestigeträchtige Gebäude wie die neue Tate Gallery of Modern Art in London, das Stellwerk in Basel oder das Dominus Weingut im californischen Nappa Valley entworfen. Immer wieder überraschen und faszinieren ihre wegweisenden und spektakulären Projekte.

Herzog & de Meuron verstehen es, heisst es entsprechend in der Jurybegründung des Pritzker-Preises, die Fertigkeit einer jahrhundertealten Kunst mit der Annäherung an neue technische Möglichkeiten zu kombinieren.

Für Dolf Schneebli, Architekturprofessor und ehemaliger Lehrer der Basler, ist es die künstlerische Intelligenz von Herzog & de Meuron, die die Architekten auszeichnet. «Sie verbinden optimal logisches Denken mit der Bildenden Kunst», sagt Schneebli. Mit jeder Arbeit würden sie auf die städtebauliche und landschaftliche Umgebung eingehen und ein eigenständiges Werk entwickeln. «Sie besitzen keine eindeutige formale oder stilistische Handschrift. Ihre Merkmale sind differenzierter und feiner.»

Jahrelange Zusammenarbeit

Die Karrieren von Jacques Herzog und Pierre de Meuron verliefen quasi parallel. Sie sind beide in Basel 1950 geboren, besuchten diesselben Schulen, studierten gemeinsam Architektur an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich – unter anderem bei Dolf Schneebli – und eröffneten 1978 zusammen das Architekturbüro Herzog & de Meuron. Die Bürogemeinschaft der beiden Architekten wuchs unterdessen auf etwa 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zweigstellen führen sie in London, München und San Francisco.

Zur Zeit sind die beiden Architekten in England, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Japan und in der Schweiz tätig. In Minneapolis beispielsweise bauen sie einen Erweiterungsbau des Walker Art Centers, in San Francisco das Young Museum im Golden Gate Park, in Barcelona das Universal Forum of Cultures. In Zusammenarbeit mit dem Niederländer und letztjährigen Pritzker-Preisträger Rem Koolhaas entwerfen sie ein Hotel in New York sowie Verkaufsboutiquen des italienischen Modehauses Prada.

Nobelpreis der Architektur

Der Pritzker Preis wird seit 1979 jährlich an international bekannte Architekten vergeben und ist mit 100’000 US $ dotiert. Finanziert wird er durch die Hyatt Foundation in Los Angeles, da der Preis vom amerikanischen Hotelketten-Chef Jay A. Pritzker und dessen Ehefrau Cindy ins Leben gerufen wurde.

Geehrt werden gemäss der Stiftung Architekten, deren Werk Talent, Vision und Hingabe vereint. Deren Architektur soll ein Beitrag an die Menschheit und die Umwelt sein. Herzog und de Meuron sind die ersten Schweizer Architekten, welche den begehrten Preis erhalten. Unter den Laureaten befinden sind unter anderem die Italiener Renzo Piano und Aldo Rossi, der Japaner Tadao Ando, die Amerikaner Frank G. Ghery, Richard Meier, Philip Johnson oder der Mexikaner Luis Barragan.

Carole Gürtler

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