Hightech-Archivierung für Montreux Jazz
Die Technische Hochschule Lausanne sorgt dafür, dass das einzigartige Videoarchiv des Jazzfestivals Montreux der Nachwelt in bester Qualität erhalten bleibt. Das Projekt kostet 22 Millionen Franken.
Als Weltpremiere wird das audiovisuelle Material aus 40 Jahren Jazzfestival in einer Auflösung digitalisiert, die viermal besser ist als die bisher gebräuchliche Technik.
Für den Festivalgründer und -leiter Claude Nobs ist es wichtig, dass die Bänder gesichert werden. Zum einen läuft die Lebensdauer des Bandmaterials ab, zum andern werden die alten Abspielgeräte langsam Mangelware.
Die Archivierungsarbeiten haben schon begonnen. «Die ersten Versuche sind sehr ermutigend», sagte Eric Merk von der Technischen Hochschule Lausanne, EPFL. «Es ist uns gelungen, auch sehr alte Aufnahmen in einem Labor von Sony im südfranzösischen Dax zu visionieren.»
Die Art und Weise der Wiederherstellung erstaunt: «Die haben die Bänder in einem Ofen aufgeheizt, das hat mich schon sehr überrascht!», erklärt Touradj Ebrahimi, Professor am EPFL.
Weltpremiere
«Das ist natürlich nicht das erste Mal, dass audiovisuelles Material digitalisiert wird», sagt Ebrahimi. «Aber es ist weltweit das erste Mal, dass es in Super High Definition geschieht. Einer Auflösung, die vier Mal besser ist als die handelsübliche High Definition. Das ist eine ungeheure technische Herausforderung!»
Um den Qualitätssprung zu schaffen, leistet die EPFL Pionierarbeit und nimmt Recherchen in Angriff, die allein schon mehrere Mio. Franken verschlingen. Vorgesehen ist nämlich auch, Schwarzweiss-Aufnahmen zu kolorieren und Mono-Ton zu «verräumlichen».
«Alle Originale werden auf Bändern gelagert», sagt Ebrahimi. «Das Ausgangsmaterial wird aber ausserdem auf Harddisc kopiert, damit es bis zum Abschluss der Recherchen verwendet werden kann.» Wo die Archive gelagert werden, wird geheimgehalten.
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ETHZ/EPFL
Als nächstes Olympiade archivieren
Seit seiner Gründung 1967 hat das Jazzfestival mehr als 4000 Gruppen in Montreux empfangen. Das entspricht fast 5000 Konzertstunden – ein einmaliger Schatz. «99% der Künstler wurden gefilmt», schätzt Thierry Amsallem, ein Mitarbeiter des Festivals.
Die Konservierung dieses unbezahlbaren Vermächtnisses ist für die EPFL ein Grossprojekt, ähnlich jenem für Alinghi. Die Hochschule besitzt eines der grössten Zentren zur Bearbeitung von digitalen Aufnahmen. Zwanzig Professoren und Assistenten werden am Projekt mitarbeiten.
Nach Abschluss des Montreux-Projekts will die EPFL ihr erworbenes Know-how auch anderen nutzbar machen. Zur Zeit laufen bereits Verhandlungen mit dem Internationalen Olympischen Komitee, das 32’000 Stunden audiovisuelles Material archiviert hat.
Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 22 Mio. Franken. Die vorwiegend private Finanzierung sei auf gutem Weg, sagt Eric Merk. «Das ist eine Investition in die Zukunft. Dieses Material muss bewahrt werden, bevor die Bänder zerfallen».
swissinfo und Philippe Triverio, SDA
Das Montreux Jazzfestival wurde 1967 gegründet. In 40 Jahren traten mehr als 4000 Gruppen an den Gestaden des Genfersees auf.
Von Anfang an insistierte der Direktor des Festivals, Claude Nobs, auf die Aufzeichnung aller Konzerte.
99% der Auftritte wurden audiovisuell aufgezeichnet. Damit kamen fast 5000 Stunden Videomaterial zusammen – eine einzigartige Dokumentation über 40 Jahre Musikgeschichte.
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