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Hoffnung auf Wandel im Weissen Haus

Weltweiter Jubel - besonders in Kenia, von wo Obamas Vater stammt. Keystone

Weltweit wird die Wahl des ersten schwarzen US-Präsidenten gefeiert und bejubelt. Und Amerika selbst ist im Rausch. Mit Barack Obama werde der Wandel ins Weisse Haus einziehen, sagt Aussenministerin Micheline Calmy-Rey nach der historischen Wahl.

Dass sich die Amerikaner für einen schwarzen Präsidenten und einen katholischen Vizepräsidenten entschieden hätten, zeige, dass die USA im Stande seien, sich neuen Horizonten zu öffnen, sagte der Schweizer Bundespräsident Pascal Couchepin am Mittwoch Morgen.

Für den republikanischen Kandidaten John McCain sei das Alter ein Handicap gewesen. Nach Ansicht von Couchepin ist der neue Präsident besser als die gegenwärtige Regierung Bush in der Lage, auch die Interessen anderer Länder mit einzubeziehen.

Druck in Steuerfragen

In Bezug auf die Rolle der Schweiz in Steuerfragen räumte Couchepin aber auch ein, dass der Druck mit Obama nicht geringer werden dürfte. Auch die USA verteidigten in erster Linie ihre eigenen Interessen.

Auch die Schweizer Aussenministerin räumte trotz ihren Hoffnungen auf einen Wandel im Weissen Haus ein, dass man sich keinen Illusionen hinzugeben brauche: Als US- Präsident werde auch Barack Obama in erster Linie die Interessen seines eigenen Landes vertreten. Eine grundlegend neue Strategie in der Aussenpolitik erwarte sie deshalb nicht.

Micheline Calmy-Rey begrüsste die Wahl mit den Worten «er spricht wie wir». Sie verwies dabei auf Obamas Stichworte wie Dialog, Menschenrechte oder Klimawandel. Er bevorzuge Multilateralismus und wolle Konflikte diplomatisch lösen. Laut der Aussenministerin wird sich ein Mentalitätswandel einstellen.

Feiern auf allen Kontinenten

Die Wahl Obamas zum ersten schwarzen US-Präsidenten wurde auf allen Kontinenten gefeiert. In allen Erklärungen klang die Hoffnung an, dass sich die Zusammenarbeit mit den USA in Zukunft wieder verbessern möge.

Viel Hoffnung geben die internationalen Wurzeln des 47-jährigen designierten Präsidenten: Die Mutter eine weisse Amerikanerin, der Vater ein schwarzer Kenianer und die Jahre, die Obama als Kind in Indonesien verbrachte, nähren diese Hoffnung.

Für viele Kenianer ist die Wahl Obamas ohnehin ein Grund zum Feiern – nun erhalten sie auch die Zeit dafür: Präsident Mwai Kibaki erklärte den 6. November spontan zum Feiertag, berichtete der staatliche Fernsehsender am Mittwoch Morgen kurz nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses in den USA.

Gratulationen aus aller Welt

Unter den Staats- und Regierungschefs aus aller Welt, die dem 47-Jährigen gratulierten, befanden sich unter anderem Bundespräsident Pascal Couchepin, Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy («Brillianter Sieg») und der britische Premier Gordon Brown («Obamas fortschrittliche Werte und seine Visionen für die Zukunft»).

Deutschlands Bundespräsident Horst Köhler gratulierte Obama per Telegramm: «Sie stehen vor grossen Herausforderungen, für Ihr Land, aber auch für unsere Welt insgesamt.»

Für Italien, das sich den USA eng verbunden fühle, sei dies ein grosser Tag, sagte der Staatspräsident Giorgio Napolitano.

Afghanistan, Irak, Israel und Palästina

Auch der Irak und Afghanistan, beides Länder, in denen die USA derzeit militärisch im Einsatz sind, reagierten auf den anstehenden Einzug eines Demokraten ins Weisse Haus.

Der Wahlsieg Obamas werde «keinen raschen amerikanischen Abzug mit sich bringen», sagte der irakische Aussenminister Hoschjar Sebari in Bagdad. Er rechne diesbezüglich nicht mit einem «brüsken politischen Wandel» in den USA.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai erklärte, mit der Wahl Obamas beginne eine neue Ära. Die USA sind seit Ende 2001 mit der Regierung Karsai verbündet.

Israel hofft laut Aussenministerin Zipi Livni auf eine Fortsetzung der Sonderbeziehungen zwischen beiden Ländern. Die Regierung Bush mit ihrer von den Neokonservativen geprägten Aussenpolitik war ein starker Anwalt der Interessen des jüdischen Staates.

Gratulationen kamen auch von palästinensischer Seite. Er freue sich darauf, gemeinsam mit der neuen US-Regierung grösseres Tempo in die Friedensverhandlungen zu bringen, sagte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas.

Freudentränen und Tränen der Trauer

Als sich die Nachricht vom Sieg Barack Obamas wie ein Lauffeuer quer durch die USA verbreitete, brachen bei vielen Menschen alle Dämme. Ein unbeschreiblicher, befreiter Jubel breitete sich unter den Millionen von Menschen aus, wildfremde Menschen fielen sich auf Plätzen und Strassen in die Arme.

Andere begannen zu tanzen, wieder andere schwenkten die amerikanische Flagge – und sehr, sehr vielen liefen die Tränen übers Gesicht.

Tränen gab es auch bei den Konservativen, aber nicht aus Freude. «Jeder ernsthafte Republikaner muss sich fragen: Wie sind wir in dieses Schlamassel geraten?», klagte unlängst Newt Gingrich, politisches Schwergewicht der Republikaner. «Wir sind nicht da, wo wir sein sollten und müssen. Das war nicht nur Pech.»

Schon werden Stimmen laut, dass der Sieg Obamas und der Ausbau der Macht der Demokraten im Kongress den Anfang vom Ende des konservativen Zeitalters bedeutet, das einst mit der Wahl Ronald Reagans 1980 in den USA begonnen hat.

swissinfo und Agenturen

Barack Obama, 1961 in Honolulu auf Hawaii geboren, ist Jurist. Seit 2004 ist er Senator für Illinois.

Er ist auch der erste afroamerikanische US-Präsident.

Am 10. Februar 2007 verkündete er vor 18’000 Zuhörern in Springfield (Illinois) seine Präsidentschaftskandidatur.

In den Vorwahlen gewann Obama in 29 der 50 US-Bundesstaaten. Dass sich seine Hauptkonkurrentin Hillary Clinton dennoch bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit ihm lieferte, lag vor allem daran, dass Obama in den meisten bevölkerungsreichen Staaten schwächer abschnitt als sie.

Am 3. Juni 2008 erreichte Obama die notwendige Zahl von Delegiertenstimmen, um sich eine Mehrheit für die Nominierung zum Präsidentschafts-Kandidaten seiner Partei zu sichern.

Der designierte Vizepräsident Joseph R. Biden, Jr., geboren 1942, ist Professor für Rechtswissenschaft und Senator für Delaware.

Am 23. August 2008 wählte ihn Obama als Kandidat aus.

Biden wurde 1973 erstmals Senator und gewann seitdem fünf weitere Wahlen.

Aussenpolitisch war er bereits früh Anhänger einer aktiven und notfalls gewaltsamen US-Aussenpolitik im Balkan und nannte Slobodan Milosevic schon früh einen Kriegsverbrecher.

2004 galt Biden als möglicher Aussenminister unter Kandidat Kerry.

swissinfo.ch

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