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Schweizer Kino feiert Bruno Ganz

Bruno Ganz erhält den Ehrenpreis 2017 des Schweizer Kinos und ist als bester Darsteller für den Schweizer Filmpreis nominiert. AFP

Seine Stimme ist unverwechselbar, die Leinwandpräsenz unvergleichlich: Bruno Ganz hat in der Rolle des Engels, Journalisten und Diktators das europäische Kino der vergangenen Jahrzehnte geprägt. Die Schweiz würdigt die Arbeit des 76-Jährigen mit dem Ehrenpreis des Schweizer Kinos.

Bruno Ganz hat die Begabung, sowohl auf der Bühne als auch auf dem Bildschirm Präsenz zu zeigen. Er spielt in jedem Film so, als ob es der einzige oder letzte Film seiner Karriere wäre. Es gelingt ihm, die Dualität des Menschen spürbar zu machen, wenn er beispielsweise im Film «Der Untergang» (2004) Adolf Hitler mimt.

Obwohl er von den besten Regisseuren Europas umschwärmt wird, hat Bruno Ganz keine Starallüren. Im Gegenteil: «Er ist ein zurückhaltender und eher einzelgängerischer Mensch, der viel Zeit für sich braucht», sagt der Schweizer Regisseur Norbert WiedmerExterner Link, der zwei Dokumentarfilme über Bruno Ganz gedreht hat. Für den Film «Behind me» begleitete Wiedmer den Schweizer Schauspieler während drei Jahren, als dieser sich für das Theaterstück «Faust» vorbereitete, das in der Gesamtversion 22 Stunden dauert. «Mich hat seine Disziplin und sein Organisationstalent beeindruckt: Drei Stunden Text auswendig zu lernen ist etwas Wahnsinniges. Er ist ein echter Profi!»

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Bruno Ganz wuchs als Sohn eines Schweizer Arbeiters und einer italienischen Bäuerin in der Zürcher Peripherie auf. Die Stadt an der Limmat wurde für den jungen Mann mit Schauspielambitionen aber schnell zu klein.

Im Jahr 1961 verliess der 20-Jährige die Heimatstadt, um in Deutschland zu studieren. Zusammen mit Peter Stein gehörte er zu den Mitbegründern der Berliner Schaubühne. Bald schon hatte er als Theaterschauspieler im deutschsprachigen Raum Erfolg.

Einem grösseren Publikum wurde er Ende der Siebzigerjahre bekannt, vor allem dank seiner Rolle im Film «Der amerikanische Freund» (1977). Einige Jahre später spielte er im Film «In der weissen Stadt» (1983) von Alain Tanner einen Seemann auf der Suche nach Freiheit und im Film «Der Himmel über Berlin» (1987) von Wim Wenders einen Engel.

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Der Mord an einem Juden im Gestern und Heute

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Geschichte beginnt im April 1942. Rund um die kleine Schweiz tobt in Europa der Krieg. In Payerne, einer Kleinstadt im Kanton Waadt, scheint dieser Krieg aber weit entfernt. Dort sorgt vor allem die Schliessung einer Fabrik für Aufregung. 500 Arbeiter haben ihren Job verloren. Das Städtchen zählt 5000 Einwohner. In den Bars sitzen viele…

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Bruno Ganz hat in seiner Karriere mit einigen der bekanntesten europäischen und amerikanischen Regisseure zusammengearbeitet, darunter Francis Ford Coppola, Theo Angelopoulos, Jonathan Demme und Giuseppe Bertolucci.

Was Bruno Ganz unverwechselbar macht, ist auch seine Stimme: Tief und irgendwie auch beruhigend. Ganz spricht fliessend Deutsch, Französisch und Italienisch und repräsentiert damit die multikulturelle und weltoffene Seite der Schweiz. Obwohl er schon seit 50 Jahren nicht mehr in der Schweiz wohnt, hat er eine enge Beziehung zu seinem Heimatland behalten und tritt auch häufig in kleinen Schweizer Produktionen auf.

Da Bruno Ganz sich für deutsche Geschichte interessiert, und besonders für die Zeit des Zweiten Weltkriegs, brauchte es nicht viel, um ihn für die Rolle im Film «Un Juif pour l’exemple» (2016) des Schweizer Regisseurs Jacob Berger zu überzeugen. Der Film handelt von einer wahren Geschichte: In der Schweizer Provinzstadt Payerne wurde 1942 ein jüdischer Viehhändler ermordet. Das Motiv: Die Täter wollten Hitler ein «Geschenk» machen.

Bruno Ganz erhält am 24. März in Genf den Ehrenpreis 2017Externer Link des Schweizer Kinos. Für seine Rolle als Arthur Bloch im Film «Un Juif pour l’exemple» ist er auch als bester Darsteller nominiert.

Kontaktieren Sie die Autorin auf Twitter: @stesummiExterner Link

Bester Spielfilm

Bester Dokumentarfilm

  • «CAHIER AFRICAIN», von Heidi Specogna
  • «DAS LEBEN DREHEN – WIE MEIN VATER VERSUCHTE, DAS GLÜCK FESTZUHALTEN», von Eva Vitija
  • «EUROPE, SHE LOVES», von Jan Gassmann
  • «JEAN ZIEGLER, L’OPTIMISME DE LA VOLONTÉ», von Nicolas Wadimoff
  • «RAVING IRAN», von Susanne Regina Meures

Beste Darstellerin

  • Marie Leuenberger (Nora) in «DIE GÖTTLICHE ORDNUNG»
  • Esmée Liliane Amuat (Lou) in «SKIZZEN VON LOU»
  • Tilde von Overbeck (Vera) in «ALOYS»

Bester Darsteller

  • Bruno Ganz (Arthur Bloch) in «UN JUIF POUR L’EXEMPLE»
  • Urs Jucker (Jonas) in «DER FROSCH»
  • Max Simonischek (Hans) in «DIE GÖTTLICHE ORDNUNG»

(Übertragung aus dem Italienischen: Sibilla Bondolfi)

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