Chaplins grösster Fan hält in Indien die Erinnerung wach
![Asholk Aswani und zahlreiche Chaplin-Lookalikes](https://www.swissinfo.ch/content/wp-content/uploads/sites/13/2017/04/2e1fc150a7d0ddb0511627cadca2ccb3-main-data.jpg?ver=3aa8a7ab)
Ist der 67-jährige Inder Ashok Aswani der grösste Fan von Charlie Chaplin? Ein Blick auf die jährliche Parade, die er organisiert, und auf seinen Besuch im Chaplin-Museum über dem Genfersee.
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Es war das Jahr 1966. Ashok Sukhumal Aswani war auf dem Weg zur Arbeit, als er ein Plakat des Chaplin-Films «Goldrausch»Externer Link sah. Er kaufte sich ein Ticket und ging ins Kino. Und schaute sich den Film gleich noch einmal an, weil er ihm derart gefallen hatte. Seinen Job vergass er total. Die Kündigung folgte auf dem Fuss.
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Sieben Jahre später entschied er sich, den Geburtstag Chaplins am 16. April mit einem Kuchen und einer kleinen Feier im Familienkreis zu feiern. Im Lauf der Zeit entwickelte sich daraus eine ausgewachsene Parade zu Ehren des Schauspielers, die jährlich in AdipurExterner Link mit etwa hundert Teilnehmenden durchgeführt wird.
«Damals wussten viele Leute nicht einmal, wer er war. Sie dachten, er habe Charlie Champion geheissen», sagt Aswani.
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Der unscheinbaren Stadt im westindischen Bundesstaat Gujarat hat die Parade auf jeden Fall zu etwas mehr Aufmerksamkeit verholfen. Jedes Jahr fallen die Medien in Scharen in der Stadt ein.
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Die Parade verfügt über keine oder nur wenig finanzielle Unterstützung und muss jedes Jahr wieder einige Hürden überwinden. Aswani selber gibt etwa 1500 Franken (100’000 indische Rupien) aus der eigenen Tasche dafür aus, und noch einmal so viel, um Besucherinnen und Besucher zu beherbergen, weil er diese als seine Gäste betrachtet.
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Vor vier Jahren liess er die Charlie Chaplin Foundation offiziell eintragen, um die Parade zu unterstützen.
«Doch auch wenn wir diese Stiftung ins Leben gerufen haben, ist niemand bereit, auch nur eine Rupie zu spenden. Wir haben Ausgaben für Wasser, Nahrungsmittel, DJs, Licht, Kostüme, Hüte, Stöcke und die Halle. Jedes Jahr werden viele Hüte und Kostüme nicht mehr oder beschädigt zurückgegeben», sagt er.
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Aswani berappt die Ausgaben durch seine Arbeit als ayurvedischer Heilpraktiker.
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Während die Einheimischen überzeugt von Aswanis Heilkräften sind, erklärt er, Chaplin habe ihm geholfen, sein eigenes Leiden zu überwinden.
«Gott wie auch Chaplin lehren den Normalbürger, wie er leben soll», sagt Aswani. «Sie lehren ihn, wie zu lachen, verbessern seine Willenskraft und zeigen ihm, wie sein Leiden auszuhalten ist und wie er weiterkommen kann. Deshalb glaube ich so stark an ihn.»
Schweizer Traum
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2016 besuchte die spanische Künstlerin Cristina de Middel die Parade in Adipur. Sie startete eine Crowdfunding-Aktion und ermöglichte so, dass Aswani die Schweizer Stadt Vevey am GenferseeExterner Link besuchen konnte, wo Chaplin seine letzten Jahre im Exil verbracht hatte und sich seit einem Jahr das Chaplin-Museum (Chaplin’s WorldExterner Link) befindet.
De Middel wurde ebenfalls nach Vevey eingeladen, wo sie letzten September ihre Chaplin-Arbeiten am «Festival Images»Externer Link präsentieren durfte, während Aswani in den Fusstapfen seines grossen Idols durch Vevey fegte und das Publikum auf Trab hielt.
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«Mir stellen sich heute noch die Nackenhaare auf, wenn ich an meinen Schweizer Besuch denke», sagt Aswani. «Ich kann mit Worten nicht beschreiben, wie ich mich damals gefühlt habe. Ich war wie in Trance.»
Er besuchte das Chaplin-Museum in voller Montur und erntete nur positive Reaktionen von den anderen Besuchenden. Für ihn war es sehr bewegend, sich in seinem «Traumland» zu bewegen. Er erinnert sich, wie er die Objekte im Museum berührte und sich deren Verbindung zu seinem Helden vorstellte. Nachdem er sich in Chaplins Bett gesetzt hatte, war er von seinen Gefühlen übermannt worden und in Tränen ausgebrochen.
«Meine Augen füllten sich mit Tränen, und zwei Besucherinnen mussten ebenfalls weinen», erzählt er.
Aswani zeigte sich begeistert von seinem Museumsbesuch und will nun in Adipur eine Mini-Version namens «Charlie Bhavan» bauen. Im Haus sollen ein kleines Museum, Räume für Performances und Unterricht wie auch Gästezimmer für Fans und Künstler Platz finden.
Der Heilpraktiker hat bereits ein Stück Land gekauft. Und trotz der finanziellen Schwierigkeiten träumt er davon, dass Adipur eines Tages ein eigenes Chaplin-Hauptquartier hat.
«Jemandem ein Lachen ins Gesicht zu zaubern, ist sehr schwierig. Doch wenn Du es immer wieder versuchst, wirst Du ganz sicher dafür belohnt», sagt Aswani.
(Übertragung aus dem Englischen: Christian Raaflaub)
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