Internet-Nutzer fürchten Verlust des Copyrights
Nach Protesten Zehntausender Facebook-Mitglieder hat das Internet-Portal die umstrittene Änderung seiner Nutzungsbedingungen vorläufig zurückgenommen. Dies schreibt Facebook-Gründer Mark Zuckerberg in einem Blog.
Man wolle die neuen Nutzungsbedingungen in einer verständlicheren Sprache formulieren, bis dahin gelten weiterhin die alten Nutzungsbedingungen, so Zuckerberg.
Das Online-Netzwerk, das in der Schweiz von einer Million und weltweit von über 150 Mio. Personen genutzt wird, feierte am 4. Februar seinen fünften Geburtstag. Am gleichen Tag änderte es seine Nutzungsbedingungen – vorläufig, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.
Erst als der Verbraucherschutz-Blog consumerist.com zehn Tage später darauf hinwies, erhob sich ein Proteststurm. Zehntausende Facebook-Nutzer formulierten in Gruppen und Foren ihre Ablehnung der Nutzungsänderungen.
Wer sich bei Facebook registriert, überlässt dem Portal ausdrücklich das unwiderrufliche, unbefristete und weltweit gültige Nutzungsrecht an allen veröffentlichten Daten, Fotos und Videos. Damit kann Facebook all diese Daten selber benutzen, kopieren, veröffentlichen. Dies gilt seit jeher.
Facebook untersteht US-Recht
Der eidgenössische Datenschützer Hanspeter Thür sagte am Dienstag gegenüber dem Schweizer Fernsehen, dass dies nach Schweizer Recht nicht erlaubt sei, Facebook unterstehe aber amerikanischem Recht.
Neu sollte die Überlassung der Rechte an Facebook auch gelten, nachdem der Nutzer seinen Account gelöscht hat. Wenn jemand sein Facebook-Account kündigt, wird nur sein Profil inaktiv gesetzt, seine Daten bleiben jedoch auf den US-Servern von Facebook.
«Das Problem ist, dass jemand, der schon früher bei Facebook war, damals nicht wusste, dass er seine Rechte verlieren wird. Ich könnte mir vorstellen, dass dies auch unter amerikanischem Recht nicht in Ordnung ist», sagte Thür weiter.
Problematisches Urheberrecht im Internet
Auch wenn die Wogen der Entrüstung durch die Mitteilung von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg fürs erste beruhigt sind, das Problem bleibt: Die Kontrolle der Urheber über ihre Werke im Internet sind beschränkt.
Zudem verwischen sich die Interessen von Nutzern und Urhebern, wenn Autoren im Internet selbst recherchieren und so zu Nutzern werden.
Ein bekanntes Problem ist das Herunterladen von Musikstücken und Filmen. Gerade Jugendliche kaufen sich kaum noch eine CD, sie holen sich die Musik im Internet. Noch unbekannte Musiker stellen ihre Songs gern gratis im Netz zur Verfügung, um sie so schneller zu verbreiten.
Wenn die Songs allerdings urheberrechtlich geschützt sind, macht man sich strafbar, wenn man sie illegal herunterlädt.
In Stockholm stehen derzeit vier Mitarbeiter der Internet-Tauschbörse The Pirate Bay vor Gericht, die des Verstosses gegen das Urheberrecht angeklagt sind. Ihnen drohen bis zu zwei Jahre Haft und Schadenersatzforderungen der Film- und Musikindustrie.
Bald Google-Bibliothek?
Im Konflikt mit dem Urheberrecht sind auch die Betreiber der Suchmaschine Google. Sie wollen im Internet mit Hilfe der Google-Buchsuche die grösste Bibliothek der Welt schaffen. Vor vier Jahren begann das Informationsimperium in den US-Bibliotheken Bücher zu scannen.
Mit den amerikanischen Verlegern und Autorenverbänden hat sich Google vor Gericht auf die Zahlung von 125 Mio. Dollar geeinigt. Der Internet-Gigant verspricht in dem Vergleich, Urheber mit berechtigten Ansprüchen an der kommerziellen Nutzung zu beteiligen, mindestens mit 60 Dollar pro Werk.
Doch die Europäer, insbesondere die deutschsprachigen, stellen sich quer. «Im deutschsprachigen Raum treten österreichische, schweizerische und deutsche Verlage als Allianz gegen Google auf», schreibt die «Neue Zürcher Zeitung (NZZ)».
Gleichzeitig scheuten die Verlegerverbände einen Rechtsstreit mit dem amerikanischen Internet-Giganten. Und die NZZ fragt, ob es auch für europäische Autoren nicht vielleicht besser wäre, «sich bei Google zu registrieren und gegebenenfalls Vergütungen einzustreichen».
swissinfo, Susanne Schanda
Das Online-Netzwerk wurde am 4. Februar 2004 von Mark Zuckerberg gegründet.
Weltweit tauschen 150 Mio. Personen über Facebook Informationen, Fotos und Videos aus. In der Schweiz ist es rund eine Million.
Facebook ist hauptsächlich bei Jugendlichen verbreitet, findet aber inzwischen immer mehr Eingang in den Berufsalltag.
Im Januar 2009 haben die Schweizerische Post und die Schweizerischen Bundesbahnen SBB Facebook für ihre Mitarbeiter gesperrt, weil es zu stark für private Zwecke genutzt werde.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch