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Junge Schweizer Kunst an der Biennale von Venedig

Keystone

Am Sonntag ist die 52. Kunstbiennale von Venedig eröffnet worden. Die Schweiz ist im Pavillon mit Christine Streuli und Yves Netzhammer, in der Kirche San Stäe mit Ugo Rondinone und Urs Fischer präsent.

Die vom Amerikaner Robert Storr eingerichtete Messe läuft unter dem Titel «Denk mit den Sinnen, fühl mit dem Verstand».

An der Eröffnung bildeten sich lange Schlangen vor dem deutschen, holländischen, amerikanischen, französischen und britischen Pavillon. Sie zeigen Arbeiten von Isa Genzken, Aernout Mik, Felix Gonzalez-Torres, Sophie Calle und Tracey Emin.

Gut besucht war auch der Schweizer Pavillon. Andere Häuser blieben praktisch unbeachtet, obwohl auch sie ebenfalls Sehenswertes bieten.

Belgien etwa zeigt ein Spiegellabyrinth mit umwerfend komischem Video und Rumänien ein starkes Low-Budget-Projekt, an dem die beiden Schweizer Christoph Büchel und Giovanni Carmine mitbeteiligt sind.

Filmisch verspielte Bildergeschichten

An der letzten Biennale vor zwei Jahren zeigte die Schweiz im Pavillon in den Giardini eine von einem Kurator konzipierte Gruppenausstellung. Das Echo blieb gering, so dass das Bundesamt für Kultur das Heft nun wieder den ausstellenden Kunstschaffenden selbst in die Hand gelegt hat.

Yves Netzhammer und Christine Streuli haben die Aufgabe überzeugend gelöst. So unterschiedlich ihre Werkkomplexe sind, sie kommen sich nicht in die Quere.

Dank einem luftigen Zwischenraum im Eingangsbereich des Pavillons sind Netzhammers mit harten Soundtracks unterlegte fliessende Videoprojektionen und Streulis raumfüllende Malereien so säuberlich getrennt, dass auch die «stille Kunst» ihre Wirkung störungsfrei entfalten kann.

Besonders auffällig ist Netzhammers architektonischer Eingriff. Eine schräge, mit Zeichnungen und Videos bespielte Holzebene überragt und öffnet das Gartenareal des Pavillons. Sie ist aber auch begehbar und bildet den Boden eines geschlossenen Kinoraums.

Hier stellt der Künstler filmisch verspielt, mit drastischen, schattenhaften, bisweilen auch zärtlichen Bildergeschichten Fragen nach Identität, nach der Wechselwirkung des Eigenen und Fremden.

Coole Atmosphäre in der Kirche

Vierzig Schiffsminuten entfernt, in der barocken Kirche San Stäe am Canale Grande, haben Urs Fischer und Ugo Rondinone interveniert, und zwar radikal.

Hier, wo vor zwei Jahren Pipilotti Rists paradiesische Nackedeien die gläubige Gemeinde in Zorn versetzten, ist der barocke Schnörkel gänzlich verschwunden: Hinter den geschlossenen Wänden eines White Cube, den Fischer und Rondinone in den sakralen Raum hineingebaut haben.

Im Innern dieses Kunstraums zeigt Fischer drei riesige Siebdrucke mit Malereien auf Aluminium – Staubbilder – und Rondinone auf einem groben Bretterboden drei weisse, kahle Bäume ebenfalls aus Aluminium.

Fahles Kunstlicht von oben verstärkt die coole Atmosphäre, die, wenn auch charmant, den Zerfall, die Vergänglichkeit alles Irdischen verkündet.

So nimmt der karge Raum der ausgesperrten Kirche die Kraft. Hoffnungen auf ewiges Leben zerfallen zu Staub. Als freche sinnliche Kompensation für gebrochene religiöse Gefühle lassen die Künstler durch eine in die Wand eingelassene Kanüle magere Weihräuchlein in den Raum einringen.

Die Gemeinde wird die künstlerische Provokation diesmal wohl verkraften.

swissinfo und sfd (Karl Wüst)

Die 52. Kunstbiennale Venedig dauert bis zum 21. November 2007.
Sie versammelt 77 Länderbeiträge.
Die Schweiz wird von Christine Streuli, Yves Netzhammer, Ugo Rondinone und Urs Fischer vertreten.
28 Pavillons befinden sich in den Giardini, der afrikanische, italienische, türkische und chinesische Pavillon im Arsenale.
Die anderen Beiträge gastieren in den Palazzi der Stadt.

Neben der Biennale von Venedig öffnet die internationale Kunstmesse ART Basel am 12. Juni ihre Tore. Sie dauert bis 18. Juni 2007.

Die Documenta 12 in Kassel (Deutschland) wird am 15. Juni eröffnet und schliesst am 23. September 2007.

Skulptur Projekte Münster dauert vom 17. Juni bis 30. September.

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