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Konsequent Hochdeutsch

Ob die Lehrerin aus Basel wohl Hochdeutsch spricht? Keystone

An Zürcher Schulen wird künftig nur noch auf Hochdeutsch unterrichtet. Damit soll die Sprachkompetenz der Schüler verbessert werden.

Der Zürcher Bildungsrat hat die Verankerung der deutschen Standardsprache in allen Fächern und auf allen Stufen genehmigt, wie er am Dienstag mitteilte.

Die PISA-Studie 2003 bescheinigt den Schweizer Schülerinnen und Schülern eine mittelmässige Lesefähigkeit. In der anschliessenden Diskussion wurde immer wieder betont, dass in der Deutschen Schweiz Dialekt die Umgangssprache sei. Hochdeutsch jedoch werde nur in der geschriebenen Form verwendet. Deshalb sei Hochdeutsch in der Schweiz eine Fremdsprache.

Schule soll Sprachkompetenz verbessern

Nach der PISA-Studie wurde aber die Forderung nach einer umfassenden und gezielten Sprachförderung erhoben. Gefordert wurde die konsequente Verwendung des Hochdeutschen als Unterrichtssprache in der Schule. Zürich hat dies nun offiziell beschlossen.

«Die konsequente Verwendung der deutschen Standardsprache als Unterrichtssprache trägt zu einer Verbesserung der Sprachkompetenz bei», schreibt der Bildungsrat.

Die Erhebungen der letzten Jahre hätten gezeigt, dass die Deutschleistungen der Schülerinnen und Schüler teilweise zu wünschen übrig lassen. In der PISA-Studie 2003 etwa schnitten sie im Lesen nur mittelmässig ab.

Hochdeutsch werde nur dann konsequent verwendet, wenn die Lehrpersonen selber einen Paradigmenwechsel vollziehen, gab der Bildungsrat zu bedenken: Sie müssten gesprochenes Hochdeutsch im Unterricht als ein mündliches Register mit all seinen Merkmalen akzeptieren.

Keine unlösbare Aufgabe

Dieser Frage soll in der Grundbildung der Lehrkräfte deshalb einen höheren Stellenwert eingeräumt werden. Angeboten werden zudem praxisnahe Weiterbildungsmöglichkeiten und Informationen. Den Lehrplan der Volksschule im Bereich der deutschen Standardsprache hat die Pädagogische Hochschule Zürich überarbeitet.

Auf die Frage, ob die Lehrer hier nicht eine unlösbare Aufgabe übernehmen müssten, da ja im Alltag überall Dialekt gesprochen werde, sagte Ruedi Gysi, Leiter der Sektion Unterrichtsfragen im Kanton Zürich, dass die Lehrerinnen und Lehrer schon lange wüssten, dass sie konsequent und überall im Unterricht hochdeutsch sprechen sollten.

«Die Lehrer sind mit diesem Beschluss auch einverstanden, denn auch sie wissen, dass nur die Schule den Anfang machen und Sprachförderung betreiben kann», sagt Gysi.

Nicht im Kindergarten

Der Beschluss sei genau deswegen gefasst worden. «Hochdeutsch soll im Unterricht zur Selbstverständlichkeit werden.» Das sei gerade in multikulturellen Klassen dringend notwendig.

Die Zürcher Regelung gilt nicht für den Kindergarten, so Gysi, doch werde mit dem neuen Bildungsgesetz auch hier ein Lösung angestrebt. «Aber konsequent Hochdeutsch im Kindergarten wird es nicht geben.»

Auch wird der Kanton Zürich nicht vermehrt Lehrer aus Deutschland anstellen. Die würden ja hochdeutsch sprechen und auch nur diese Sprache verstehen. «Wir wollen kein Bühnendeutsch in Zürich, sondern ein dialekt-gefärbtes Hochdeutsch, wie das in Teilen von Deutschland ja auch der Fall ist», sagt Gysi.

swissinfo und Agenturen

Der Kanton Zürich verlangt, dass künftig in den Schulen konsequent Hochdeutsch gesprochen wird.

Damit soll die deutsche Standardsprache gefördert werden.

Nebst Zürich kennen auch die Kantone Schwyz, Zug, Thurgau und Uri diese Verordnung.

In der deutschsprachigen Schweiz wird Dialekt gesprochen und Hochdeutsch geschrieben.

Zeitungen und Zeitschriften erscheinen in Hochdeutsch.

In Radio und Fernsehen wird – ausser in Nachrichtensendungen – oft Dialekt gesprochen.

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