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«Kulturengagement in Italien bleibt»

Ein Student arbeitet im Lesesaal des Schweizer Instituts in Rom an seiner Dissertation. Keystone

Der künstlerische Leiter des Schweizer Instituts in Rom, Domenico Lucchini, gibt sein Amt auf Ende Jahr auf. Er befürchtet eine Zurückstufung des kulturellen Engagements der Schweiz in Italien.

Doch die zuständigen Stellen, vom Stiftungsrat des Istituto Svizzero (ISR) über Pro Helvetia bis zum Bundesamt für Kultur, dementieren. Das ISR in Rom erhält allerdings eine neue Leistungsvereinbarung.

Am Ende dieses Jahres läuft die Leistungsvereinbarung zwischen der Eidgenossenschaft, der Kulturstiftung Pro Helvetia und dem Stiftungsrat des ISR in Rom aus. Im Jahr 2004 waren dem Institut die gesamten kulturellen Aktivitäten der Pro Helvetia in Italien anvertraut worden.

Das Institut erhielt damals mit Domenico Lucchini einen Leiter für kulturelle Aktivitäten, dem auch die Kulturzentren der Pro Helvetia in Mailand und Venedig unterstellt waren. Der Altphilologe Christoph Riedweg wurde mit der Leitung des Gesamtinstituts und des wissenschaftlichen Programms beauftragt.

Diese doppelte Führung hat offenbar nicht immer bestens funktioniert. Zumindest räumt dies Jean-Frederic Jauslin, der Direktor des Bundesamtes für Kultur (BAK), gegenüber swissinfo ein. «Es gab Probleme.» Künftig wird es wieder nur einen Direktor geben – die Kulturarbeit wird in die Hände eines «Verantwortlichen» gelegt – einer Person ohne Direktorenstatus.

Stellenwert der Kultur

Die Veränderungen gefallen dem bisherigen künstlerischen Leiter nicht. Und so hat Domenico Lucchini mitgeteilt, dass er sein Amt nach Ablauf des Mandats Ende Jahr nicht fortführen wird. Seine Begründung: «Ich befürchte, dass die kulturelle Arbeit im Vergleich zu den wissenschaftlichen Aktivitäten zurückgestuft wird.»

Lucchini glaubt, dass ein Grossteil der kulturellen Aufbautätigkeit der letzten Jahre womöglich nicht fortgeführt werden kann. Das Institut läuft seiner Meinung nach Gefahr, sich wieder zu stark als Wissenschaftsinstitution zu positionieren.

ISR-Stiftungsratspräsident Renzo Respini teilt diese Auffassung nicht: «Die Befürchtungen Lucchinis sind völlig haltlos.» Man beabsichtige, die wissenschaftlichen und künstlerischen Aktivitäten in Zukunft weiterhin gleichwertig zu behandeln.

Neuer Leistungsauftrag

Der anhaltend hohe Stellenwert der Kultur werde auch im neuen Leistungsauftrag zwischen dem ISR und der Eidgenossenschaft/Pro Helvetia festgehalten. Die Gespräche laufen. Der Vertrag soll in Kürze unterzeichnet werden.

Dies bestätigt die Sprecherin von Pro Helvetia, Sabine Schwarzenbach: «Wir haben keine Bedenken, dass die Kulturarbeit in Italien zu kurz kommt.» Gleich tönt es von BAK-Direktor Jauslin: «Das kulturelle Engagement in Italien bleibt wichtig.»

Allerdings kann es laut Jauslin durchaus zu Veränderungen kommen. Beispiel Mailand: Das dortige Centro Culturale Svizzera (CCS), das dieses Jahr sein 10-jähriges Bestehen feierte, könnte beispielsweise seinen Sitz im Schweizer Zentrum an der Piazza Cavour verlieren.

CCS noch zwei Jahre mietfrei

Die Räume wurden der Pro Helvetia mietfrei zur Verfügung gestellt. Doch wie lange dies so bleibt, ist nicht klar. Denn der Bund strebt eine Ertragssteigerung der Immobilie an, nachdem die Veräusserung des Schweizer Zentrums nach heftigen Protesten vorläufig vom Tisch ist.

Allerdings hat das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) soeben beschlossen, für die kommenden zwei Jahre auf die Miete verzichten zu wollen, wie Jauslin erklärt. Ob damit das CCS als Ausstellungsraum und Veranstaltungsort langfristig gesichert ist, bleibt allerdings fraglich.

Denn immer wieder stehe zur Diskussion, die Kulturarbeit in Mailand an verschiedenen Örtlichkeiten zu organisieren und damit auf das CCS zu verzichten, wie der Schweizer Vizekonsul in Mailand, Marzio Tartini, erklärt.

Laut ISR-Stiftungsratspräsident Respini soll die kulturelle Präsenz in Mailand und Venedig unbedingt aufrecht erhalten werden. Aber er macht zugleich einen entscheidenden Zusatz: «Solange dies finanziell tragbar ist.»

swissinfo, Gerhard Lob

Das 1949 gegründete Schweizer Institut in Rom (ISR) hat seinen Sitz in der repräsentativen Villa Maraini im Herzen der italienischen Hauptstadt.

Getragen wird das Institut von einer Stiftung. Die finanziellen Mittel stammen fast ausschliesslich von der Eidgenossenschaft. Der Bund trägt auch die Kulturstiftung Pro Helevetia.

Pro Helvetia hat dem ISR im Jahr 2004 per Leistungsauftrag ab 2005 die gesamte Kulturarbeit für Italien anvertraut. Damit hat das Institut neben der Betreuung von Stipendiaten und seiner wissenschaftlichen Arbeit eine äusserst wichtige Aufgabe erhalten.

Für 2008 bis 2011 wird das ISR einen neuen Leistungsauftrag von der Eidgenossenschaft erhalten. Die doppelte Leitung des Instituts (Wissenschaft/Kultur) wird nicht mehr weiter geführt.

Der bisherige kulturelle Leiter, Domenico Lucchini, hat sein Mandat nicht verlängert. Er befürchtet einen Rückschritt bei der Kulturarbeit. Die Stiftung teilt diese Befürchtungen nicht.

Der 53-jährige Domenico Lucchini hat Philosophie an der Univerisität Pavia studiert. Er war Kulturdelegierter der Gemeinde Chiasso, bevor er 2001 die Leitung des Centro Culturale Svizzero (CCS) in Mailand übernahm.

Mit dem neuen Leistungsauftrag übernahm das ISR 2005 die gesamte Kulturarbeit der Pro Helvetia für Italien. Lucchini wurde für drei Jahre – bis Ende 2007 – zum Leiter der kulturellen Aktivitäten ernannt.

Lucchini wird das ISR verlassen und hat offenbar einen neuen Job in Aussicht. Doch schweigt er sich darüber im Moment noch aus.

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