Am Donnerstag ist es wieder so weit: Die Art Basel, die grösste Kunstmesse der Welt, öffnet ihre Tore. Mit Betonung auf Messe, denn der Event dreht sich um Kunstwerke, Händler und Käufer. Die Künstlerinnen und Künstler sind nur Nebendarsteller. Das war nicht immer so.
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Geboren in São Paulo, Brasilien, Mitglied der portugiesischen Redaktion und verantwortlich für die Kulturberichterstattung von swissinfo.ch. Studium der Film- und Wirtschaftswissenschaften. Er arbeitete bei Folha de S. Paulo, einer der führenden Tageszeitungen Brasiliens, bevor er 2000 als internationaler Korrespondent für verschiedene brasilianische Medien in die Schweiz zog.
Von Zürich aus arbeitete Simantob mit Print- und Digitalmedien, bei internationalen Koproduktionen von Dokumentarfilmen und im Bereich visuelle Kunst (3. Biennale von Bahia; Johann Jacobs Museum/Zürich). Zudem war er Gastdozent für Transmedia Storytelling an der Hochschule Luzern, Design & Kunst (HSLU, Camera Arts, 2013-17).
Als sie 1970 startete, war die Art Basel eine geniale Idee einer Gruppe von Galeristen. Ihr Ziel: die verschiedenen Akteure der damals expandierenden Kunstwelt zusammen zu bringen und für sie einen Marktplatz zu schaffen.
Der Erfolg war sofort spürbar. Bereits 1976 erhielten rund 300 Galerien das Privileg eines Messestandes. Das ist bis heute die obere Limite. Aktuell belegen 291 Galerien die über 27’000 Quadratmeter der Ausstellungsfläche. Im letzten Jahr kamen 95’000 Besucher.
Doch als die Art Basel mehr und mehr zum festen Bestandteil des kommerziellen Kunstbetriebs wurde, blühten parallele Initiativen rund um die Hauptausstellung auf.
Diese rückten jüngere Künstler, Performer und Galerien in den Mittelpunkt. Ein solches Projekt ist LISTE, 1995 von einer Gruppe junger Galeristen im Werkraum Warteck gegründet, der sich im alten Industriequartier befindet. Protagonisten wie Peter Kilchmann und Eva Presenhuber aus Zürich sind heute selbst zu bekannten Grössen geworden. 1997 schlossen sie eine Partnerschaft mit der Zürcher Privatbank E. Gutzwiller & Cie.
Gute Voraussetzungen also dafür, dass LISTE für die begeisterten Kunstfans bald zu einem Fixpunkt wurde, und so zu einer Art Dépendance der Art Basel. 2005 startete eine Gruppe von unabhängigen Händlern VOLTA – die Basler Kunstmesse für neue internationale Positionen. Ziel der Gründer war es, «eine Plattform für internationale Galerien ausserhalb der jungen LISTE zu schaffen und das Schwergewicht der Art Basel zu vermarkten».
Ein paar Tramhaltestellen von der Art Basel entfernt, hat das Kunstmuseum der Stadt die Antwort für alle jene parat, die dem Messerummel der Art Basel entkommen wollen. Das international renommierte Haus hat soeben die Ausstellung «Black Madonna» von Theaster Gates eröffnet.
Der Aktivist, Performer und Stadtplaner aus Chicago stellt seine Kunst in einen sozialen Kontext. Gates will mit seinen Interventionen etwa die Lebensbedingungen von Menschen in Armenvierteln verbessern oder die Gründung eines Archivs für afroamerikanische Kulturgeschichte anstossen. Was die Besucher im Kunstmuseum sehen und erleben können, ist bei der Messe nicht im Angebot.
Die Giganten
Aber zurück an die Messe: Es gibt eine grosse Anzahl an Kunstwerken, die zu gross, zu konzeptionell oder zu weit weg vom klassischen Angebot am Verkaufsstand sind. Für diese Grossskulpturen, Videoprojektionen, Live-Performances und Gemälde schufen die Betreiber die spezielle Plattform «Unlimited». Kuratiert wird sie von Gianni Jetzer, dem ehemaligen Direktor des Swiss Institute – Contemporary Art in New York.
Das Wachstum in allen Bereichen – vor allem an Volumen der Verkäufe – liess die Art Basel zunehmend wie einen grossen offenen Markt mit einer bunten, verwirrenden und überwältigenden Anhäufung von Kunstwerken erscheinen. Raum für Reflexionen, Meinungen, Positionen und Debatten zwischen Künstlern, Galeristen, Vermittlern und dem Publikum blieb keiner mehr übrig.
Um diese Lücke zu füllen, zeigt Art Basel nun neben dem eigentlichen Kerngeschäft – den ausstellenden Galerien – spezifische, engagierte Programme. So etwa «Conversations», wo Künstler, Sammler und Kuratoren öffentliche Debatten führen. «Feature» stellt Projekte von etablierten und klassischen Künstlern vor. «Statements» präsentiert Soloprojekte aufstrebender Künstler, die sich um den Bâloise-Kunstpreis bewerben. Der lokale Versicherungsriese wählt Kunstwerke aus und vermacht die Gewinner an europäische Kunstinstitutionen.
Mit «Parcours» bespielt die Art Basel öffentliche Plätze in der ganzen Stadt mit eigens für den Standort geschaffenen Skulpturen, Interventionen und Performances. Sehr populär ist das Nachtprogramm, das meist in Partiy und Clubbing mündet.
Rock’n Roll in den Kassen
«Edition» schliesslich ist der Ort, um nach Kunstbüchern und -drucken, Sonderausgaben und raren Publikationen von führenden Verlagen zu stöbern. Aber auch Filmfreunde kommen auf ihre Rechnung. Art Basel hat ein einwöchiges Programm mit Experimentalfilmen auf die Beine gestellt.
Fast allem, was an der Art Basel gezeigt wird, ist etwas gemein: Das Preisschild. Die Art Basel ist und bleibt in erster Linie eine Messe, wo die Kassen klingeln. Und das tun sie auch.
Umsätze kommunizieren die Veranstalter keine. Aber im Vorjahr wechselten schon am Tag vor der offiziellen Eröffnung Werke für rund 60 Mio. Dollar die Besitzer.
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(Übertragung aus dem Englischen: Renat Kuenzi)
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