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Die Schweiz ging lange auf Distanz zu ihrem berühmten Architekten

Le Corbusier - der Meister mit Brille. AFP

Nach zwei vergeblichen Anläufen ist das architektonische Werk von Le Corbusier Weltkulturerbe geworden. Die UNESCO nahm am Sonntag in Istanbul 17 Bauten des schweizerisch-französischen Architekten in sieben Ländern auf die Liste des Welterbes auf. Wieso aber tat sich die Schweiz so schwer, die Genialität "ihres" Architekten anzuerkennen? Diese Frage hatte swissinfo.ch 2012 anlässlich des 125. Geburtstags von Le Corbusier einigen Schweizer Künstlern gestellt. 

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Sein Bildnis mit der prägnanten Brille ziert die heutige 10-Franken-Banknote. «Eine wunderbare Ehrerbietung für 5 x 2 Franken», sagt der Zeichner und Humorist Plonk ironisch, der weiss, dass die Schweiz lange gebraucht hat, bis sie das Talent des grössten helvetischen Künstlers des 20. Jahrhunderts anerkannt hat. «Das ist hier üblich», betont sein Künstler-Partner Replonk. «Die Schweiz anerkennt ihre Künstler erst dann, wenn diese vorher im Ausland berühmt geworden sind.»

Ähnlich tönt es bei Nicolas Verdan. Der Schriftsteller aus Vevey, Autor des Romans «Saga, Le Corbusier», erklärt: «Die Schweiz ist lange auf Distanz zu ihrem berühmten Architekten gegangen. Und der hat es seinem Land heimbezahlt.» Das sehe man in seinen Memoiren und Privatnotizen. «Im Munde Le Corbusiers, der 1887 als Charles-Edouard Jeanneret in La Chaux-de Fonds geboren wurde, war das Wort ‹Schweiz› oft verziert mit Kritik oder desillusionierten Erwägungen. Seine Frustrationen verstärkten sich, als man ihm das Bauprojekt des Palais des Nations in Genf verweigerte», sagte Verdan, der Le Corbusier als «mysteriösen, rätselhaften Menschen» bezeichnet.

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Le Corbusiers Haus in der Siedlung Weissenhof in Stuttgart, Deutschland. Keystone
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Schweizer Lichtgestalt der Moderne

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Seinen internationalen Einfluss machte der Neuenburger, der 1930 die französische Staatsbürgerschaft annahm, auch als Architekturtheoretiker, Stadtplaner und bildender Künstler geltend. Seine Entwürfe als Möbeldesigner, entstanden in Zusammenarbeit mit Charlotte Perriand und seinem Cousin Pierre Jeanneret, gehören zu den erfolgreichsten Möbelklassikern der Geschichte und werden nach wie vor produziert. Nicht Prunkbauten für Schwerreiche, sondern funktionale Wohnmaschinen,…

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Charles-Edouard Jeanneret, genannt Le Corbusier, ist am 6. Oktober 1887 in La Chaux-de-Fonds, Kanton Neuenburg, geboren. Nach einer Ausbildung als Radierer und Steinbildhauer an der Kunstschule der Stadt sattelt er auf Architektur um.

1912 baut er in La Chaux-de-Fonds sein erstes Haus.

1917 lässt er sich in Paris nieder, wo er ein Architekturbüro eröffnet.

1919 gründet er die Zeitschrift L’Esprit Nouveau.

Ab 1920 steht der «Purismus» (nach dem «Kubismus), eine neue Kunst, im Mittelpunkt seiner Arbeit.

Von 1929 an richtet er seine Arbeit auf die Probleme der städtebaulichen Verdichtung.

1965 stirbt Le Corbusier in Roquebrune-Cap-Martin, an der Côte d’Azur, wo er sich ein Ferienhaus gebaut hatte. 

Auswahl seiner Werke

1930-1932: Pavillon Suisse der Cité Universitaire in Paris

1946-1952: Cité radieuse in Marseille

1950: Wiederaufbau der Chapelle Notre-Dame du Haut in Ronchamp

1950er-Jahre: Entwurf von Chandigarh, neue Hauptstadt des indischen Bundesstaates Punjab

1960: Einrichtung der Strandpromenade in Algier

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