Literatur-Tour zwischen Solothurn und Basel
Traum oder Stress für Leseratten und Literaturhörer: Erstmals finden die Solothurner Literaturtage und die Messe "BuchBasel" am selben Wochenende statt.
Während Solothurn eine Werkschau des schweizerischen Literaturschaffens bietet, regiert in Basel eher der Kommerz.
Mit dem Motto «Lüge und Verrat» zielen die Veranstalter der vom 6. bis 8. Mai stattfindenden Solothurner Literaturtage nicht etwa auf die Konkurrenz der «BuchBasel» mit ihrem parallel stattfindenden Literaturfestival.
Es geht vielmehr darum, wie es die Bücherschreibenden mit der Wahrheit halten. Kann sie sich in einer von Lügen geprägten Welt denn überhaupt halten? Muss sie als Lüge daherkommen, um sich Geltung zu verschaffen?
Zusammenarbeit statt Konkurrenz
Die beiden ungleichen Partner sehen sich also nicht als Konkurrenten. Vielmehr nutzen sie die Gleichzeitigkeit ihrer Literaturveranstaltungen, um Kräfte zu bündeln, gemeinsame Projekte zu realisieren.
Die Spanier Carlos Ruis Zafón und Enrique Vila-Matas, die Argentinier Juan José Saer und Tomás Eloy Martínez sowie Carmen Posadas aus Uruguay treten als «spanisches Paket» sowohl in Solothurn als auch in Basel auf.
Auch der Norweger Lars Saabye Christensen sowie die Schweizer Franz Hohler und Jürg Halter lesen an beiden Standorten.
In Solothurn und Basel ist man davon überzeugt, dass sich die parallelen Veranstaltungen nicht konkurrenzieren, da sie auf ein jeweils verschiedenes Zielpublikum setzen.
Trotzdem bringen Literaturbus-Verbindungen zwischen Basel und Solothurn Besucherinnen und Besucher an die Lesungen, Diskussionen, Ausstellungen, Signierstunden und anderen Highlights.
Unterschiedliche Schwerpunkte
Die Basler Autoren-Auswahl richtet sich nach einem möglichst breiten Publikumsgeschmack. So werden auch der als Winnetou in die Filmgeschichte eingegangene französische Schauspieler Pierre Brice und die emanzipierteste Frau Deutschlands, Alice Schwarzer, zu sehen und zu hören sein.
Dagegen lässt sich Peter Bichsel nicht aus seiner Wahlheimatstadt Solothurn herauslocken. Und Milena Moser ist extra aus San Francisco angereist.
In Solothurn sind aber auch Vertreter der anderen Landessprachen aktiv. Auf Französisch wird man unter anderen Francine Clavien, Anne Cuneo, Jean-Euphèle Milcé oder Eric Sandmeier hören können.
Anna Ruchat, Pierre Lepori, Fabio Pusterla oder Antonio Rossi gehören zu den Vertretern der italienisch-sprachigen Sprach-Künstler.
Weiter gedenkt man in Solothurn in einer Hommage an die vierte Landessprache dreier jung verstorbener rätoromanischer Autoren.
Attraktive Zusatzangebote
Die Sprachkultur wird auch nach der «literarischen Sperrstunde» der Veranstalter hoch gehalten. So bietet Solothurn am Freitagabend mit der 3. «Gägewärt-Mundartnacht» den Anhängern von rasantem Sprachwitz und Slampoetry ein literarisches Zusatzangebot an, während in Basel eine afrikanische Literaturnacht zelebriert wird.
swissinfo, Etienne Strebel
Programm 6. bis 8. Mai 2005:
27. Solothurner Literaturtage mit 50 zum Teil zweisprachigen Vorlesungen und Diskussionen als Werkschau des aktuellen schweizerischen Literaturschaffens.
Angegliedert ein Kinder- und Jugendliteratur-Programm.
Weitere Themen: «Lüge und Verrat», «Schreiben für Gross und Klein», «ecrire en exile», und Schreiben für die Bühne.
3. «BuchBasel» mit 405 Verlagen, 270 Autoren, Schauspielern und Musikern.
Angegliedert je ein Literatur-, Kinder- und Jugendliteratur- sowie Comicfestivalfestival. «BuchBasel» erwartet rund 34’000 Besucherinnen und Besucher.
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