Tate Modern und Biennale ehren Giacometti und seine «Frauen»
Die Tate Modern zeigt Alberto Giacomettis berühmte "Frauen von Venedig" erstmals seit 1956 zusammen.
Keystone
London und Venedig erweisen dem Schweizer Künstler Alberto Giacometti die Ehre. Die Tate Modern in London richtet eine grosse Ausstellung aus. Der Schweizer Pavillon an der Biennale in Venedig erinnert an die Beziehung des Bündner Bildhauers mit der venezianischen Kunstmesse.
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Simona Verrazzo
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Giacometti et ses «Femmes» à la Tate Modern et à la Biennale
Was verbindet die Lagune von Venedig, die Ufer der Themse und den Protagonisten, einen der wichtigsten Meister des zwanzigsten Jahrhunderts? Mehr, als man auf den ersten Blick denken könnte.
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Auszüge aus der Eröffnungsrede von Bundesrat Alain Berset für den Schweizer Pavillon an der Kunstbiennale in Venedig.
In London widmet das Museum Tate ModernExterner Link Alberto Giacometti die grösste Ausstellung der letzten 20 Jahre in der britischen Hauptstadt. Über 250 ausgestellte Werke, darunter Bronzeskulpturen und Gipsabgüsse, Gemälde, Zeichnungen und unveröffentlichte Werke aus der Fondation Alberto et Annette GiacomettiExterner Link werden gezeigt. Die Ausstellung dauert bis am 10. September.
Nach 1965 ist es erst die zweite Giacometti-Ausstellung im weltweit meistbesuchten Museum für moderne Kunst. Sie schlägt einen Bogen über seine Schaffenszeit von 40 Jahren, angefangen mit dem «Frauenkopf» von 1926 über das Porträt «Caroline» von 1965 bis zu seinem Lebensende 1966.
Unter den ausgestellten Werken finden sich auch jene, die er seinem ein Jahr jüngeren Bruder Diego gewidmet hat. So etwa die Bronzebüste von 1955 und das Ölgemälde von 1956. Nicht fehlen dürfen natürlich die ikonischen Skulpturen, die den Stil des Bündner Künstlers weltberühmt gemacht haben: «Zeigender Mann» von 1947 und «Der schreitende Mann» von 1960.
«Frauen von Venedig» wieder vereint
Die Ausstellung in der Tate Modern schlägt die Brücke nach Venedig gleich selber, denn erstmals seit 1956 werden dort die sechs Gipsskulpturen der Gruppe «Femmes de Venise» (Frauen von Venedig) gemeinsam gezeigt. An diesem Werk hing Giacometti besonders, weil die Skulpturen ihm als Modelle für seine berühmten Bronzestatuen dienten.
Während Jahren versuchte die Schweiz, den Bildhauer zu überzeugen, das Land an der Biennale in Venedig zu vertreten. Doch nicht einmal seinem jüngsten Bruder Bruno, der den Schweizer Pavillon von 1952 entworfen hatte, gelang es, ihn zu überzeugen. Giacometti akzeptierte erst nach längerer Zeit, entschloss sich aber, seine Arbeiten im französischen und nicht im Schweizer Pavillon zu zeigen.
Dass die Frauen von Venedig in London ausgestellt werden, machte Schlagzeilen in den grössten Zeitungen des Landes, so auch in der Financial Times. Die wichtigste Wirtschaftszeitung der Stadt bezeichnete es als «Tates grossen Coup», die erst kürzlich restaurierte Gruppe der sechs Gipsskulpturen von der Fondation Alberto et Annette Giacometti auszuleihen.
Venezianische Hommage
Wie wichtig die «Femmes de Venise» sind, zeigt der Schweizer PavillonExterner Link an der Architekturbiennale in Venedig, der mit der Ausstellung «Women of Venice» an das Werk erinnert. Die BiennaleExterner Link dauert bis am 26. November.
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Aus dem Bergell in die Tate Modern
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In einer grossen Retrospektive über Alberto Giacometti zeigt die Tate Modern in London erstmals seit 1956 eine weltberühmte Gruppe von Gipsfiguren.
Gemäss dem Berner Kuratoren Philipp Kaiser ist die Ausstellung eine explizite Hommage an die Skulpturengruppe von 1956. Kaiser, einer der bedeutendsten Kuratoren der Welt, war von der Stiftung Pro Helvetia berufen worden. Diese ist für die Teilnahme der Eidgenossenschaft an der Biennale verantwortlich.
Zwar sind seither 61 Jahre vergangen und vieles hat sich verändert, doch der Titel der Ausstellung führt die Besuchenden zurück in die Vergangenheit. Kaiser hinterfragt die Beziehung zwischen Giacometti und der Biennale von Venedig, unter der Perspektive der Wirkung der Schweiz auf die Welt. Um den Bündner Künstler zu feiern, lud Kaiser das Künstlerduo Teresa Hubbard/Alexander Birchler und die Genfer Bildhauerin Carol Bove ein.
(Übertragen aus dem Italienischen: Christian Raaflaub)
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