Lucerne 2003 wieder mit eigenem Orchester
Das "Lucerne Festival, Sommer" eröffnete am 14. August unter dem Motto "ICH".
Unter der Leitung von Claudio Abbado hat das Lucerne Festival nach zehnjähriger Pause wieder sein eigenes Orchester.
Mit wagnerischem Feuerzauber aus der «Walküre» ist am Donnerstagabend das «Lucerne Festival, Sommer» eröffnet worden. Der Traditionsanlass geht bereits in die 65. Saison. Das renommierteste Musikfestival der Schweiz dauert über fünf Wochen, bis zum 20. September.
Die gegen hundert Veranstaltungen stehen dieses Jahr unter dem Motto «ICH». Dieses Leitmotiv ist der zweite Teil einer Trilogie zum Thema Mensch, die im letzten Jahr mit «Verführung» begann. Erneut erhält die zeitgenössische Musik viel Gewicht.
30 Symphoniekonzerte
Wie immer praktisch ausverkauft sein werden die 30 Symphoniekonzerte, für die 16 renommierte Orchester eingeladen wurden.
So genannte «orchestras-in-residence» sind neben dem Lucerne Festival Orchestra die Berliner und die Wiener Philharmoniker, das Chicago Symphony Orchestra, das Koninklijk Concertgebouw-Orkest Amsterdam und das Pittsburgh Symphony Orchestra.
Der Themenschwerpunkt «ICH» zieht sich durchs ganze Programm hindurch: In den Konzertzyklen «Wanderer», «Spiegel», «Grenzen» und «Portrait». Zusätzlich soll es in einem dreitägigen Symposium vertieft werden.
Vom 5. bis 7. September werden unter anderen der Soziologe Ralf Dahrendorf, der Schauspieler Klaus Maria Brandauer und der Bergsteiger Reinhold Messner über das Thema diskutieren.
Erstmals zwei «artistes étoiles»
Thomas Demenga und Ingo Metzmacher sind die ersten «artistes étoiles», die «Lucerne» eingeladen hat. Der Schweizer Cellist Demenga «eröffnet mit seinen Programmen interessante Perspektiven zur zeitgenössischen Musik», wie die Festivalleitung mitteilt.
Der Hamburger Generalmusikdirektor Metzmacher wird eines der eindrücklichsten Werke des 20. Jahrhunderts dirigieren: das «Requiem für einen jungen Dichter» von Bernd Alois Zimmermann.
Als «composer-in-residence» kommen Heiner Goebbels und Isabel Mundry nach Luzern. Der Deutsche hat mit seiner Arbeit die Weichen für das Musiktheater neu gestellt.
Die ebenfalls aus Deutschland stammende Isabel Mundry «beeindruckt in ihren Werken durch einen originellen Umgang mit Zeit, Raum und Klang», so die Mitteilung.
17 Uraufführungen
«Lucerne Festival» hat für die Saison «Sommer 2003» 13 Werkaufträge an Komponisten vergeben. Insgesamt kommen in Luzern 17 Kompositionen zur Uraufführung.
Das Festival will sich aber nicht nur an ein etabliertes Publikum wenden. Auch Kinder und Jugendliche sollen angesprochen werden.
Dazu gehören ein Wettbewerb für junge Solisten und Projekte im «Children’s Corner». Dort werden zum Beispiel Workshops mit Bobby McFerrin (bekannt vom Song «Don’t Worry Be Happy») angeboten.
Luzern zieht weitere Kreise
Am 29. und 30. August findet die zweite Ausgabe von «Fringe» statt, einem Festival innerhalb des Festivals. Angekündigt ist es als «bunte Party der Künste» in der Luzerner Altstadt.
Auf vier Bühnen werden Individualisten aus aller Welt vorgestellt, die sich am Rand (Fringe) der konventionellen Kunst bewegen. Die Fringe-Veranstaltungen passen auch ins schmale Budget: Sie sind gratis.
Einige Luzerner Kunstinstitutionen haben sich vom Festival inspirieren lassen. So spielt das Luzerner Theater Richard Wagners «Fliegenden Holländer» als Beitrag zum Festival.
Und das Kunstmuseum zeigt eine Ausstellung zum Thema «me & more». 14 international bekannte Künstlerinnen und Künstler setzen sich in ihren Werken mit dem Thema «ICH» auseinander.
Zwischen dem 24. August und dem 6. September wird schliesslich die «Lucerne Festival Preview Academy» durchgeführt. Es ist das Vorprojekt für die 2004 startende «Lucerne Festival Academy» unter Pierre Boulez. Die Academy wendet sich an junge Musiker, die sich für zeitgenössische Musik engagieren.
swissinfo, Christian Raaflaub
Lucerne Festival, Sommer 2003
14. August – 20. September
Besucher 2002: Über 78’000
«orchestras-in-residence» (je 3 Konzerte):
– Lucerne Festival Orchestra unter Claudio Abbado (14., 19. und 20.8.)
– Pittsburgh Symphony Orchestras unter Mariss Jansons (21., 22. und 23.8.)
– Koninklijk Concertgebouw-Orkest unter Riccardo Chailly (26. und 27.8.)
– Wiener Philharmoniker unter Bobby McFerrin und Pierre Boulez (10., 11. und 12.9.)
– Chicago Symphony Orchestra unter Daniel Barenboim (13., 14. und 15.9.)
– Berliner Philharmoniker unter Simon Rattle (17., 19. und 20.9.)
Die andern Orchester:
– Gustav Mahler Jugendorchester unter Ingo Metzmacher (24.8.)
– City of Birmingham Symphony unter Sakari Oramo (29. und 30.8.)
– Philharmonisches Staatsorchester Hamburg unter Ingo Metzmacher (31.8.)
– Budapest Festival Orchestra unter Ivan Fischer (1.9.)
– Israel Philharmonic Orchestras unter Zubin Metha (2. und 3.9.)
– Radio Sinfonieorchester Stuttgart unter Heinz Holliger (4.9.)
– Münchner Philharmoniker unter James Levine (5. und 6.9.)
– Academy of St. Martin-in-the-Fields unter Murray Perahia (7.9.)
– Tonhalle-Orchester Zürich unter David Zinman (14.9.)
– WDR-Sinfonieorchester unter Heinz Holliger (16.9.)
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch