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Menuhin Festival spielt mit Harmonie unter Rivalen

Am Festival zu sehen: Der Stardirigent Vladimir Ashkenazy swissinfo.ch

Einige der weltgrössten Komponisten erneuern während der nächsten Wochen in Gstaad ihre alten Rivalitäten.

Unter dem Motto «Musikerfreundschaften und -feindschaften» präsentiert das Menuhin Festival Gstaad Symphonien aus den letzten 200 Jahren.

Während der nächsten Wochen wehen klassische Töne durch das ganze Saanenland. Das Menuhin Festival Gstaad dauert vom 18. Juli bis zum 6. September.

Die grossen Komponisten der letzten Jahrhunderte treten an – zum Teil sogar gegeneinander. Ein Konzert trägt beispielsweise den Namen «Beethoven und sein Rivale Anton Eberl».

«Dieses Konzert ist mein ganz spezieller Favorit», sagt Festivaldirektor Christoph Müller gegenüber swissinfo. «Es spielt an einem Abend im Jahre 1805, als Beethovens Eroica erstmals öffentlich aufgeführt wurde. Am gleichen Anlass war auch die Premiere einer Symphonie von Eberl.»

Doch für Beethoven wurde dieser Abend zu einem Fiasko. «Eroica erlitt beim Publikum Schiffbruch. Es war eine Katastrophe. Und um alles noch schlimmer zu machen, war Eberls Stück ein Riesen-Erfolg.»

Zwei Jahre später starb Eberl mit 42 Jahren. Doch auch wenn sein Name nicht sehr bekannt ist, hat er doch auch heute noch eine treue Fangemeinde. Seine Symphonie (Opus 33) und die Eroica wurden am Samstagabend vom Orchester Concerto Köln interpretiert.

Am Samstag darauf werden dann die beiden Rivalen Richard Strauss und Igor Strawinsky aufeinander losgelassen. Es spielt das Orchester der Menuhin School London.

Phantastischer Schauplatz

Das Menuhin Festival Gstaad findet seit 1956 jeden Sommer in und um Gstaad statt. Es ist ein phantastischer Schauplatz für schöne Musik und ein Magnet für bekannte Orchester.

Bevor das Festival Anfang September zu Ende geht, werden Kammermusik, Symphonien sowie experimentelle Projekte (z.B. Jazz, Klassik und Barock) zu hören sein. Gespielt wird in den Kirchen des Saanenlands und in einem riesigen Zelt in Gstaad.

Das Festival konnte den jugendlichen Geist erhalten, den ihm sein Gründer, der Weltklasse-Geiger Yehudi Menuhin in die Wiege gelegt hatte. Menuhin lebte während vieler Jahre in Gstaad.

Bereits zum zweiten Mal tritt Mitte August das European Union Youth Orchestra auf. Unter dem Motto «Fünfzehn Nationen – eine Sprache» dirigiert sie Vladimir Ashkenazy.

Empfängliche junge Musiker

«Diese jungen Musiker sind sehr offen», so Ashkenazy gegenüber swissinfo. «Auch wenn sie es noch nicht sind, verhalten sie sich wie Profis. Was ich auch von ihnen verlange, sie versuchen es und geben ihr Bestes.»

Askenazy bezeichnet das Orchester als wunderbar. «Wenn ein Jugendorchester so gut ist, wollen auch die einzelnen Musiker immer besser werden. Der Enthusiasmus und die Aufmerksamkeit der Jugendlichen ist fantastisch.»

Auch dabei unter den Künstlern ist Mstislaw Rostropowitsch. Er wird als Dirigent das Russische Nationalorchester unter anderem durch Rachmaninows drittes Klavierkonzert führen.

Christoph Müller, der im Alter von 33 Jahren selber schon viel Erfahrung als Cellist, Dirigent und Kulturmanager vorweisen kann, bestreitet sein zweites Jahr als Festivaldirektor.

«Eines habe ich 2002 gelernt», sagte er. «Nur die Qualität zählt bei diesem Festival. Und dies werden wir weiterführen.»

swissinfo, Richard Dawson, Gstaad
(Übertragen aus dem Englischen: Christian Raaflaub)

Das Menuhin Festival Gstaad wurde 1956 vom Weltklassegeiger Yehudi Menuhin ins Leben gerufen.
Es dauert vom 18. Juli bis 6. September 2003.
Das Festival findet jeden Sommer in und um den alpinen Ferienort Gstaad statt.
Lord Yehudi Menuhin lebte von 1916 bis 1999, seit 1956 in Gstaad.

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