James Bond beim Melken, oder Bundesrat Adolf Ogi im Kopfstand: Der Fotoreporter Siegfried Kuhn fotografierte während 33 Jahren für das Verlagshauses Ringier. In der Fotopublikation "Siegfried Kuhn Pressefotograf 1959-1995" verrät er einige Geschichten hinter seinen Bildern.
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Thomas Kern wurde 1965 in der Schweiz geboren. Er wurde in Zürich zum Fotografen ausgebildet und begann 1989 als Fotojournalist zu arbeiten. 1990 Mitbegründer der Schweizer Fotografenagentur Lookat Photos. Thomas Kern hat zweimal einen World Press Award gewonnen und wurde in der Schweiz mit mehreren nationalen Stipendien ausgezeichnet. Seine Arbeiten wurden vielfach ausgestellt und sind in verschiedenen Sammlungen vertreten.
Bilder und Texte von Siegfried Kuhn, Thomas Kern Bildredaktion
Fotografen fotografieren. Manchmal jedoch schreiben sie auch, etwa wenn sie zu ihren Reportagen nicht nur die Fotos, sondern auch die Texte liefern. Oder, wie im Fall von Siegfried Kuhn, nach Abschluss der Karriere ihre Erfahrungen und Erlebnisse zu Papier bringen. Anhand von Fotos, Reportagen und vielen anderen Dokumenten schrieb Kuhn über 140 längere und kürzere Geschichten aus der Perspektive des Mannes hinter der Kamera.
Die Publikation ist Schau- und Leseerlebnis und zugleich eine fotohistorische Informationsquelle einer Epoche, für die Monografien noch rar sind. Als erfrischende Autobiografie der anderen Art gibt der Bildband einen Einblick in die Entstehung von Pressefotografien und ihren Weg in die Illustrierten.
Siegfried Kuhn erinnert sich an seine Anfänge: «Knapp zehn Jahre vor meiner Geburt kauften meine Eltern, Alfred und Alice Kuhn-Bodmer, beides gelernte Berufsleute, in Lyss das dortige Fotogeschäft von Roman Hohl. Nun waren es mein Vater und meine Mutter, die im glasbedachten Atelier mit einer fahrbaren Studiokamera Familiengruppen, Hochzeitspärchen und weinende, nackte Säuglinge auf Schaffellen fotografierte. Alle defilierten sie vor dem gemalten Hintergrund mit Eiger, Mönch und Jungfrau und liessen sich für Porträts, Passfotos und Erinnerungsstücke ablichten.»
Traumberuf Pressefotograf
«Den Weg zum Pressefotografen wies mir schliesslich meine Mutter. Ich war gerade zurück von einer Reise, als Sie mir in der ‹Photo-Rundschau›, der damaligen Zeitschrift der Schweizer Fotobranche, ein Inserat des ‹A.T.P. Bilderdienstes› in Zürich zeigte. Ausgeschrieben war die Stelle für einen Reporter. Allerdings nicht in Zürich, sondern im Büro Bern. Ich reagierte sofort, bewarb mich und wurde auch sogleich engagiert, mit einer Bedingung: Ich sollte schnellstens Autofahren lernen!»
«Der Traumberuf begann prosaisch. Im Hauptsitz der ‹A.T.P.› in Zürich machten mich die Kollegen mit dem Reporterleben bekannt. Einmal wurde ich hinausgeschickt, durch die Strassen Zürichs zu flanieren, um auffällige und bemerkenswerte Sujets zu fotografieren. Erst nachträglich bemerkte ich, dass ich blindlings am Blumenverkäufer Hans Krüsi, dem uns später freundschaftlich verbundenen Kunstmaler, vorbeigelaufen war.»
James Bond im Kuhstall
«Im Rahmen einer grossen Geschichte über Roger Moore, alias James Bond in Gstaad, war ich mit meiner Bildausbeute noch immer unzufrieden, ich wollte mit dem Weltstar noch etwas anderes ausprobieren. Spontan fragte ich ihn, ob er sich beim Melken fotografieren lassen würde. Roger Moores Reaktion war erstaunlich. Einerseits fand er die Idee keineswegs abwegig. Andererseits konnte er melken!»
«Das einzige Problem war nur noch, eine Kuh respektive einen Bauern zu finden, und das alles in der knappen Zeit, die uns zur Verfügung stand, über die Runden zu bringen. Moore freute sich spritzbübisch, dass er uns mit seinen Melkkünsten überraschen konnte, und erklärte, dass er sich diese als Kind auf der Farm seines Onkels angeeignet hatte. Unterdessen beeilte ich mich, die Szenerie einzufädeln.
Der Landwirt Hans Zingre, früherer Skifahrer, war hocherfreut und fand es toll, einer seiner Kühe von ‹James Bond› melken zu lassen. Um Melchkäppi sowie Melchrock und Melchhstuhl mit Zingres Hilfe bereitzustellen, fuhr ich voraus. Meine Frau setzte sich zu Moore ins Auto, um ihn auf den Bauernhof zu lotsen. Es klappte alles bestens. Beim Eintreffen der beiden war alles griffbreit. Der Schauspieler setzte sich auf den Melkstuhl und begann mit dem Melken, eine Fliege landete auf seinem Rücken und – welch Glück – die Kuh ‹Meieli› guckte auch noch in Richtung Kamera. Roger Moore grinste, ich drückte auf den Auslöser der Kamera, das Titelbild der ‹Schweizer Illustrierten› war perfekt!»
Siegfried Kuhn
Geboren 1931, absolvierte 1947–1950 seine Lehre als Fotograf in Lyss. Von 1959 bis 1962 arbeitete er als Fotoreporter für den ‹A.T.P. Bilderdienst› in der Niederlassung in Bern, von 1962 bis 1995 war er hauptsächlich für die ‹Schweizer Illustrierte› tätig. Seine Reportagen und Fotos erschienen jedoch in über zwanzig verschiedenen Illustrierten, Magazinen und Tageszeitungen.
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