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Monti: Der schönste Zirkus der Schweiz

swissinfo.ch

In der Schweiz hat die Zirkus-Saison begonnen. Und dieses Jahr feiert ein ganz besonderer Zirkus ein Jubiläum: der Monti.

Mit seinem Regie-Konzept hat er die Schweizer Zelt-Welt revolutioniert.

«Das ist ein wirklicher Clown!», schrieb Max Frisch, als er zum ersten Mal Dimitri spielen sah. «Das ist ein wirklicher Zirkus!» denkt man beim ersten oder zehnten Mal im Zirkus Monti, den Duft des Sägemehls in der Nase, süffigen Zirkus-Jazz im Ohr und den Blick gebannt auf das gerichtet, was in der poetisch ausgeleuchteten Manege passiert.

Jedes Jahr anders – und jedes Jahr gleich in seiner Qualität und Farbigkeit. Schöne Nummern, schnelle Nummern, Poesie, Farben, Licht, Witz, Überraschungen. Können.

Neue Existenz mit Kind und Kegel



Der Zirkus Monti wurde vor zwanzig Jahren vom Realschullehrer Guido «Monti» und seiner Frau Hildegard Muntwyler gegründet. Der sehr motivierte und motivierende Lehrer war schon über 40 Jahre alt und Vater von schulpflichtigen Kindern – doch es reizte ihn nach langen Jahren Schule etwas Neues. Und es reizte ihn und die Familie der Zirkus.

Eine Sommersaison im Zirkus wurde geplant, als «Ferienabenteuer» mit der ganzen Familie. Aus dem Abenteuer wurde bald ein eigener Zirkus – der nun schon lange kein Insider-Tipp mehr ist. Die drei Söhne wurden alle Zirkus-Artisten – der eine Tierbändiger, der andere Jongleur, der dritte Seiltänzer – und führen den Zirkus nach dem Tod des Vaters 1999 zusammen mit Hildegard Muntwyler weiter.

Am 12. März 2004 konnte der Zirkus in Muntwylers Heimat und Winterquartier im aargauischen Wohlen seine 20. Premiere feiern.

Innovativ und traditionell

20-jähriges Bestehen – kein Alter für einen Zirkus (Knie feierte kürzlich sein 200-jähriges) – und doch ein Jubliäum, das wichtig ist: Denn Monti hat mit seiner Art die Schweizer Zirkuswelt sanft revolutioniert: Mit seiner Liebe fürs Detail und seinem Konzept, das vorsieht, dass jedes Jahr ein von Grund auf neues Programm gestaltetet und angeboten wird.

Hierfür engagiert die Familie Muntwyler jedes Jahr einen Regisseur oder eine Regisseurin, welche(r) das Programm aus verschiedenen Solonummern und aus bunten Gruppen-Nummern zusammenwebt. So ensteht aus einzelnen Darbietungen eine bunte, pulsierende Einheit, ein fulminantes Gesamtprogramm, das den Zirkus Monti jedes Jahr neu kennzeichnet.

Nebst einem Regisseur wird auch jedes Jahr ein Musik-Komponist engagiert, der für jede Darbietung eigene Musik schreibt. Und jedes Jahr neu werden ebenfalls sämtliche Kostüme entworfen. Wie auch ein spezielles Plakat und ein Programmheft.

Zirkus ins Kulturprogramm



Alles in allem viel Aufwand – der sich jedoch lohnt, weil viele, die den Monti einmal gesehen haben, gerne immer wieder kommen. Das ist auch das Ziel: Dem Namen Zirkus Ehre geben und zum festen Bestandteil des Kulturprogramms zu werden in den vielen Dörfern und Städten der Schweiz, die sich Jahr für Jahr an einem neuen Programm erfreuen.

Das sei vielleicht auch die Quintessenz des Zirkus, sagt Johannes Muntwyler, Sohn von Gründer Guido Muntwyler und heute Mitinhaber: dass der Zirkus zum Publikum fahre, aufs Dorf und in die Städte.

Jubiläumsprogramm mit Dimitri



Für die Regie im Jubiläumsjahr wurden Clown Dimitri und seine Tochter Masha Dimitri angefragt. Die beiden haben schon mehrere Male die Regie im Zirkus Monti übernommen.

Es ist – wie zu erwarten war – auch dieses Jahr ein wundervolles Programm. Besonders schön ist etwa die Eröffnungsnummer, in welcher der jüngste Spross der Muntwylers wie ein kleiner Kosake mit einem grossen schwarzen Pelzhut durch die Manege reitet – und auf dem galoppierenden Pony mit unglaublicher Grazie waghalsige Kunstücke vorführt.

Sehr schön auch die andere Nummern der Montis – etwa die Pferdenummer von Niklaus Muntwyler, dem Tierdresseur und anderen Sohn von Guido Muntwyler. Seine weissen Camargue-Pferde mit ihrer in der dunklen Manege hell wehenden Mähne dirigiert er vom Pferd aus – ein Novum.

Ein Hit ist auch die Diabolo-Nummer, die Johannes Muntwyler mit seinen beiden Söhnen vorführt – im Schwarz des Abends katapultieren die drei gekonnt weisse Diabolos durch die Luft.

Auch die auswärtigen Artisten sind erstklassig. So begeistert etwa eine Trapeztanz-Nummer oder die eindrückliche Handstand-Darbietung einer verschmitzt lächelnden finnischen Zirkus-Zora. Oder die Clowns. Oder die ungewöhnliche Ping Pong-Nummer eines gewitzten Schweden, oder die poetische Kunstrad-Darbietung einer kanadischen Künstlerin. Und. Und. Und. Und auch die Zirkus-Musik groovt einfach toll – gespielt wird sie wie immer von der begnadeten polnischen Monti-Jazz-Band.

Zirkus bis ins letzte Detail



Pause – heisst es nun in der geschwungenen Handschrift von Dimitri auf einem Plakat. Und beim Monti ist, soviel sei zum Schluss noch geschwärmt, sogar die Pause einfach «wirklicher Zirkus».

Ein alter Kiosk-Holzwagen mit Tausend und einer Leckerei warten, daneben steht ein Crèpe-Stand, weiter hinten gibt es Zuckerwatte. Bratwürste brutzeln, und mitten im Pausenzelt steht eine Bar. Und nicht einmal die Werbung kommt hier plump daher – die Sponsoren-Namen baumeln als Mobile von der Decke! Das ist Poesie – das ist Zirkus.

Der Zirkus Monti gastiert im Land – dies der wärmstens empfohlene Geheim-Tipp für aktuelle und kommende Schweiz-BesucherInnen.

swissinfo, Anita Hugi

Monti-Tournee: Vom 12.3. bis 24.10.2004

Das Jubiliäums-Programm wurde von Clown Dimitri und seiner Tochter Masha Dimitri konzipiert und choreographiert.

Der Zirkus Monti feierte am 12. März 1985 seine erste Premiere.

Gründer Guido Monti Muntwyler war zuvor lange Realschullehrer im aargauischen Wohlen und erfüllte sich und seiner Familie mit dem Zirkus einen Traum.

Was zuerst als Ferienerlebnis geplant war, endete mit einem eigenen Zirkusunternehmen.

Der Zirkus wird heute von Hildegard Muntwyler und den beiden Söhnen Niklaus und Johannes geführt.

Mit den Grosskindern steht bereits die dritte Generation der Montis in der Manege.

Der Zirkus Monti pflegt in Artistik und Erscheinung die Liebe zum Detail, das Spiel mit allen fünf Sinnen.

Jedes Jahr wird das Zirkus-Programm von einem Regisseur entworfen und choreographiert.

Für jede Nummer und das ganze Programm wird jedes Jahr neue Musik komponiert. Auch die Kostüme werden alljährlich neu entworfen und gefertigt.

Als erster Zirkus gewann der Monti 1998 den Schweizer Show- und Unterhaltungs-Oscar «Prix Walo» – und mit seiner Tournee 2000 ein zweites Mal.

Clown Dimitri und seine Tochter Masha führen im Jubiläumsjahr Regie.

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