Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Nationentag der Schweiz an der Expo 08 in Spanien

Feuerlöscher leiten die Besucher zum Eingang des Schweizer Pavillons. swissinfo.ch

Spielerisch, technologisch, meditativ, ohne Pathos: So präsentiert sich die Schweiz in Saragossa an der Weltausstellung zum Thema "Wasser und nachhaltige Entwicklung". Am Nationentag der Schweiz hält Bundespräsident Pascal Couchepin die Festansprache.

Sie sind seit Tagen hier, haben die ganze Expo gesehen. – Nun wollen die beiden Deutschen noch den Schweizer Pavillon besuchen. Ihre Erwartungen sind bescheiden: «Schokolade und Folklore».

Nach dem Rundgang stehen sie an der Bar und urteilen: «mutig, ruhig, innovativ» und «für den durchschnittlichen Expo-Besucher anspruchsvoll».

In vielen Länderpavillons dominieren die touristische und wirtschaftliche Selbstvermarktung. Folkloristische Musikgruppen besingen die Schönheit ihrer Länder. Lautsprecher und Texte loben Wasser als kostbares Gut, auf das wir künftig besser aufpassen müssen.

Bilder und Videos preisen die Attraktivität realer Flusslandschaften. Springbrunnen und künstliche Seen dekorieren. Wasserfälle ergiessen sich aus grosser Höhe. Wasserspiele sollen darüber aufklären, dass Wasser ein kostbares Gut ist. Belgien preist seine Bierkultur, Portugal seinen Portwein, der an den Hängen des Douro wächst. Andere Länder verkaufen Kaffee und Kunsthandwerk.

Deutschland hat einen Fluss durch das «innere der Erde» angelegt und lädt zu einer Flossfahrt ein. Die Besucher treiben auf Booten durch einen Wasserkanal und sehen so die «Höhlen des Grundwassers», Versorgungsleitungen, natürliche und technische Reinigungsverfahren. Eine virtuelle Frauenstimme erklärt und mahnt.

Wasser-, statt Musik-Berieselung

Die Schweiz setzt mit einem ruhigen, puren und im Vergleich wenig spektakulären Auftritt einen angenehmen Kontrast. Der Raum ist schwarz. An der Decke hängt ein Segel. Darauf projiziert eine Lichtanimation fliessende, an Wasserspiele oder Wolken erinnernde Animationen. Wasser rieselt auf das Segel, tönt wie Regen auf Sonnenstoren und rinnt in ein Becken. Die übliche Musikberieselung fehlt.

Für das angenehme Raumklima sorgt keine konventionelle Klimaanlage, sondern ein auf dem Prinzip der Verdunstungskühlung beruhendes Wasser-Luft-System. Zwei Systemventilatoren sorgen für den Luftaustausch.

Technologien, sorgfältiger Umgang mit dem Wasser, Kreisläufe, das sind auch die Themen der interaktiven Wand in der Bar. Texte und Lichtbilder erklären das Wassermanagement der Schweiz: Weniger Dünger in der Landwirtschaft, Phosphatverbot, Speicherseen, Wasserkraftwerke, Restwassermengen, Kläranlagen, Überwachungssysteme.

Schweizer Clubs und Couchepin

«Die Besucherzahlen liegen über den Erwartungen. Wir hatten bisher bis zu 8000 Besucherinnen und Besucher pro Tag. Wir gingen von 4000 Besuchern aus», erklärt Clelia Kanai von der staatlichen PR-Agentur «Präsenz Schweiz».

Am 27. Juni hat die Schweiz ihren offiziellen Nationentag. Bundespräsident Pascal Couchepin besucht mit einer Delegation aus Politik, Diplomatie und Wirtschaft die Expo. Auch der Schweizer Club aus Madrid wird dabei sein. «Zahlreiche spanische Schweizer Clubs besuchen unseren Pavillon», so Kanai.

Saragossa erwartet Wachstum

Couchepin wird am frühen Morgen von Madrid her kommen und für die 320 Kilometer im Hochgeschwindigkeitszug weniger als anderthalb Stunden benötigen. Der neue Bahnhof wurde rechtzeitig für die Expo fertig und wirkt noch etwas einsam. Die riesigen Baumaschinen lassen aber keinen Zweifel: Hier wird weiter gebaut.

Die Region Saragossa verspricht sich einen Wachstumsschub. Schon im Vorfeld hat Spanien neben den 700 Millionen Euro für die Expo 1,5 Milliarden Euro in die Infrastruktur investiert.

Spanische Raumplanung bedeutet auch hier: grossräumige Umfahrungsstrassen, ein grosszügiges Netz an Verteilstrassen und riesige Parkplätze. Gebäude werden später gebaut.

Stadt und Wasser rücken zusammen

Wie Barcelona von den olympischen Spielen 1992 und Valencia vom «America’s Cup» 2007 profitiert Saragossa von der Expo und bringt das Wasser näher an die Stadt. Am rechten Ebro-Ufer gibt es neu eine Flanierzone. Das linke Ufer bleibt unbeachtetes Brachland. Über den Fluss führen fünf neue Übergänge.

Die Fussgänger-Brücke der irakischen Architektin Zaha Hadid ist eines der neuen Wahrzeichen der Stadt. Der geschlossene Brückenpavillon ist vor allem bei Sonnenuntergang im Innern eine spektakuläre Lichtskulptur. Von aussen sieht er aus wie ein Raumschiff oder – so sieht es Hadid – wie eine sich gegen das Expo-Gelände hin öffnende Gladiole.

swissinfo, Andreas Keiser, Saragossa

Die Weltausstellung findet vom 14. Juni bis zum 14. September in der nordspanischen Stadt Saragossa statt.

Mehr als 120 Länder sind vertreten.

Das Ausstellungsgelände liegt in einer Schlinge des Flusses Ebro und umfasst 250’000 Quadratmeter.

Die Gesamtinvestitionskosten belaufen sich auf rund 9 Milliarden Euro.Die Verantwortlichen rechnen mit 6 Millionen Besuchern.

Nach Ablauf der Ausstellung soll das Areal in einen Business-Park umfunktioniert werden.

Spanien ist einer der 10 wichtigsten Handelspartner der Schweiz.

Schweizer Exporte: 7 Mrd. Franken.

Schweizer Importe: 4 Mrd. Franken.

Die Schweiz gehört zu den 10 wichtigsten Direktinvestoren in Spanien.

In Spanien leben rund 23’000 Schweizerinnen und Schweizer.

In der Schweiz leben rund 70’000 Spanierinnen und Spanier.

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft