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Der Schrei-, Hauch- und Polter-Slampoet aus dem Thurgau schnappt sich den Sieges-Rum

Mit spitzen Reflexionen in spitzem Thurgauer Dialekt über Johann Schneider-Ammann, Adolf Ogi und Jean "Hans" Ziegler zum Rum als Poetry-Slam-Sieger: Raphael Kaufmann. #DearDemocracy

Sprechen – Schreien – Flüstern – Reden – Artikulieren – Betonen – Erörtern – Auseinandersetzen – Diskutieren: Poetry Slam ist mehr als einfach einen Text vorzulesen mit hohem Unterhaltungspotential. Das hat der Abschlussabend von #DearDemocracy bewiesen.

Von «keiner Leide was zur Fliege tun» über «die Valiumtablette als Bundespräsident» bis hin zu «es git nüt womi plagt – bis uf es paar Plakat»: Dies ein paar herausgegriffene Sequenzen der drei Slammer und zwei Slammerinnen, die vor dem knapp 100-köpfigen Publikum um den Sieges-Ruhm performten – eine Flasche Rum. Mit Worten und Gedanken bewaffnet, schlängelten sie sich durch den Dschungel der grenzgängigen, aber friedlichen Auseinandersetzung und schmissen gezielt mit Phrasen um sich. Valerio Moser, Moderator des Abends, leitete das Publikum performend von einem verbalen Gefecht zum nächsten über.

Veranstaltung an einer Demokratie-Woche? Aber sicher! #DearDemocracy hat die fast 400 Teilnehmenden auch so richtig durchgeschüttelt – vor Lachen! Bild vom Poetry Slam. #DearDemocracy

Begeistert und überrascht von der Wortgewandtheit der Künstler aus der Schweiz und aus Deutschland, hatten die Zuschauer die Chance, sich die Demokratie aus der Sicht der Wortkünstler anzuschauen. In der finalen Runde lieferten sich Raphael Kaufmann und Lasse Samström ein Kopf-an-Kopf-Rennen, und entsprechend schwer fiel es den Zuhörern, einen Gewinner auszumachen. Sie fällten den Entscheid per Lautstärke des Applauses. Und der fiel für Raphael Kaufmann noch etwas ohrenbetäubender aus als für seinen Finalgegner.

Kaufmann überzeugte mit einer Reihe entwaffnend reflektierter Zitate von Schweizer Politikern und vielen pikanten Wortschöpfungen wie das spindeldürre «worldvision-zertifizierte Meitli» aus Afrika. Verlierer gab es weder am Slam noch während der ganzen Woche. Ist es nicht so, dass in einer direkten Demokratie jedermann die Chance hat, ein Gewinner zu sein?!

Magdalena Waeber, Fabienne Anliker, Michelle Meier, #DearDemocracy

So erlebten zwei Studentinnen ihre Premiere als Publikum eines Poetry Slams

Charlotte Joller (21, links), Studentin der Biologie an der Universität Freiburg, und Flavia Zihlmann (21), Physiotherapie-Studentin in Bern: 

Liessen sich gleich von Silben-Verschieber Lasse Samström inspirieren: Charlotte Joller (links) und Flavia Zihlmann. #DearDemocracy

«Schaller Jorlotte und Slavia Fiehlmann sind erfreut, euch ein kleines Statement (in real Jugend-Slang.ch – vo wäge, da simmer scho z’aut defür.com) zum Abend zu geben, an welchem wir ganz im Sinne Johann Schneider-Ammans viel für unsere Gesundheit (im Speziellen Abdominalmuskulatur-Aufbautraining) getan haben.

Im Rahmen der Studienwoche des Lehrstuhls Soziologie, Sozialpolitik und Sozialarbeit der Universität Freiburg hatten wir die Ehre, unseren ersten Poetryslam-Contest mitzuerleben: von Adolf Ogi und Facebook (alias Bacefook), über Flüchtlings- und andere Menschheitskrisen, zu Jean (oder Hans) Ziegler und dem wunderhübschen, ach so charmanten Thurgauer Dialekt wurde uns allerhand zugetraut und nahegebracht. Wir bedanken uns bei den Sprachkünstlern und Wortjongleurinnen für den gelungenen Abend!!!»

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