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«Nobelpreis der Architektur» für Peter Zumthor

Eines der bekanntesten Werke von Peter Zumthor: die Felsentherme in Vals. Keystone

Der diesjährige, mit 100'000 Dollar dotierte Pritzker-Preis geht an den Schweizer Architekten Peter Zumthor, der unter anderem auch die Felsentherme im bündnerischen Vals entworfen hat.

Überreicht wird der Preis dem 66-jährigen Zumthor am 29. Mai in Buenos Aires, wie die Hyatt Foundation, die Stifterin der weltweit höchsten Auszeichnung für Architekten, in Los Angeles mitteilte.

Zumthor sei ein «Meisterarchitekt, der von seinen Kollegen in der ganzen Welt bewundert werde für ein Werk, das fokussiert, kompromisslos und aussergewöhnlich entschlossen» sei, zitierte Thomas J. Pritzker, Vorsitzender der Hyatt Foundation aus der Begründung der Jury für die Zuerkennung des Preises an Zumthor.

«Alle Bauten Zumthors haben eine starke, zeitlose Präsenz. Er hat ein seltenes Talent, klares und rigoroses Denken mit einer poetischen Dimension zu kombinieren. Dies führt zu Werken, die immer wieder inspirieren.»

Zumthor gilt als einer der eigenwilligsten und umstrittensten und doch auch renommiertesten Schweizer Architekten mit internationalem Ruf. Zu seinen bekanntesten Bauten gehören die Therme Vals und das Kunsthaus Bregenz, dessen strenger Kubus von manchen auch als Meilenstein zeitgenössischer Architektur betrachtet wird.

Auch der Schweizer Pavillon für die Weltausstellung Expo 2000 in Hannover sowie das neue Kunstmuseum Kolumba des Erzbistums Köln sind Zumthors Werke.

Autoren-Architekt

«Ich bin ein leidenschaftlicher Erfinder und Bauer von guten Häusern. Ein stimmiges Bauwerk, bei dem alles passt, nicht nur die Fassade, dafür nehme ich auch viel in Kauf: nicht reich zu werden, schwierig zu sein für Bauherren», sagte Zumthor in einem Interview im Credit Suisse Online-Magazin 2003.

Er gebe nichts aus der Hand, bevor er nicht das Gefühl habe, es stimme. Das sei mehr die Arbeitsweise und Denkart von jemandem, der ein Streichquartett oder ein Buch schreibe.

«Der Autor bestimmt, wann das Werk fertig ist, nicht der Verlag. Man kann sicher sagen, dass ich ein ausgeprägter Autoren-Architekt bin und deshalb ungeeignet für Leute, die denken, Architektur sei eine Dienstleistung» sagte Zumthor weiter.

Er bedauerte, dass es starke Tendenzen gebe, Architektur als Dienstleistung zu behandeln. «Aber in dieser Hinsicht bin ich nicht bereit, Kompromisse einzugehen.»

Zusammenklang von Ort und Gebrauch

Welche Bilder schwebten Zumthor vor, als er die Felsentherme Vals baute? «Bilder suche ich immer im Zusammenklang von Ort und Gebrauch. Das ist in Vals relativ einfach: Eine heisse Quelle entspringt aus einem Berg, aus dem Stein – Berg, Stein, Wasser, Höhle, den Berg aushöhlen. Heisses Wasser, das aus dem Berg kommt, ist eigentlich etwas ganz Verrücktes.»

So sah er für Vals etwas anderes als für ein Sportbad, in dem man Längen schwimme. Darauf überlegte er sich, was dieses andere denn sein könnte. «Ich glaube, da kämen wir alle mehr oder weniger auf die gleichen Gedanken. Man muss versuchen, ruhig zu werden, das warme Wasser geniessen. In Vals ist dieses Thema – heisses Wasser aus dem Berg – schon so stark, da war die Aufgabe relativ einfach.»

Danach spreche man natürlich über diese Bilder und entwickle daraus Ideen, sagte Zumthor im Credit Suisse-Magazin-Interview weiter.

Pritzker-Preis zum 2. Mal in die Schweiz

Der Pritzker-Preis geht damit erst zum zweiten Mal in die Schweiz. Im Jahr 2001 waren die Basler Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron als erste Schweizer mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet worden. Frühere Preisträger sind Architekten wie Frank Gehry, Norman Foster, Rem Koolhas oder Zaha Hadid. Jean Nouvel war der Preisträger des vergangenen Jahres.

Der Pritzker-Preis wird seit 1979 verliehen. Er wurde von dem Chicagoer Unternehmer Jay A. Pritzker und dessen Ehefrau Cindy gestiftet und seit deren Ableben von der Hyatt-Stiftung organisiert. Die Familie besitzt unter anderem die internationale Hyatt-Hotelkette.

swissinfo und Agenturen

1943 wurde Peter Zumthor in Basel geboren.
Er machte eine Lehre als Möbelschreiner, studierte anschliessend Innenarchitektur und Design an der Kunstgewerbeschule Basel sowie Architektur und Industrial Design am Pratt Institute in New York.
Zehn Jahre lang arbeitete er als Denkmalpfleger des Kantons Graubünden.
Er lebt und arbeitet in Haldenstein bei Chur.
Er ist mit Annalisa Zumthor-Cuorad verheiratet, einer Schriftstellerin von rätoromanischer Literatur, und hat mit ihr drei erwachsene Kinder.

– 1987 Auszeichnung guter Bauten im Kanton Graubünden
– 1989 Heinrich-Tessenow-Medaille, Technische Universität Hannover, Deutschland
– 1991 Gulam, European wiid-glue prize.
– 1992, 1995 und 1999 Internationaler Architekturpreis für Neues Bauen in den Alpen
– 1993 Best Building 1993 award from Swiss tc’s ’10 vor ’10
– 1995 International Prize for Stone Architecture, Fiera di Verona, Italien
– 1996 Erich-Schelling-Architekturpreis
– 1998 Carlsberg Architectural Prize
– 1998 Mies van der Rohe Award for European Architecture
2004 Ehrenmitgliedschaft/ Honorary Member of the AIA American Institute of Architects
– 2006 Prix Meret Oppenheim des Schweizer Bundesamt für Kultur (BAK)
– 2008 Praemium Imperiale
– 2008 Brick Award
– 2008 DAM Preis für Architektur in Deutschland 2008 für den Neubau des Kunstmuseums des Erzbistums Köln Kolumba
– 2009 Pritzker-Preis

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