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Paléo feiert Stimmen der Frankophonie

Musik unter dem Regenbogen bietet das Paléo Festival 2007. Keystone

Kaum ist in Montreux das mondäne Jazz Festival ausgeklungen, beginnt am Mittwoch in Nyon das regionalere Paléo Festival. In diesem Jahr dreht sich viel um Musik aus dem französischsprachigen Raum.

Neben Vertretern des neuen französischen Chansons gehören die Kanadier von Arcade Fire sowie die schillernde Björk am Genfersee zu den Magneten.

«Wir sind glücklich, so viele neue französischsprachige Talente im Programm zu haben, die mit Tonarten, Humor, Poesie, Unverfrorenheit und Energie experimentieren», sagt Festival-Chef Daniel Rossellat.

Er nennt Adrienne Pauly, Emily Loizeau, Renan Luce, Rose, Katel und Ridan, aber auch gestandene Vertreter wie Jean-Louis Murat, Arno, Zazie oder Lynda Lemay.

Die Bühne ist aber nicht nur der Musik vorbehalten, denn der Komiker Gad Elmaleh sucht die Herausforderung, 30’000 Menschen zum Lachen zu bringen – und dies nicht in einem Theatersaal, sondern unter freiem Himmel.

Seine Chancen stehen gut, denn im Paléo-Publikum stellen die Romands die klare Mehrheit. Vor drei Jahren ergab eine Untersuchung, dass die «Einheimischen» zwei Drittel der insgesamt 220’000 Besuchenden ausmachen, ausländische Besucher nur 10% und Musikfans aus der Deutschschweiz gar nur 6%.

Gut so

Damit können die Organisatoren ganz gut leben. «Wir haben weder ein Mandat der Tourismus-Branche noch Subventionen, welche uns zwingen würden, auch ein entfernteres Publikum abzuholen», sagt Daniel Rossellat.

Das Wichtigste seien aber treue und begeisterungsfähige Zuschauer, egal, woher sie stammten. Sollte der Ticket-Vorverkauf eines Tages nachlassen, «werden wir die Werbung halt etwas ausdehnen», wie Rossellat sagt.

Darüber muss er sich aber vorderhand keine Gedanken machen, denn das Festival ist jeweils in einem rekordverdächtigen Tempo ausverkauft.

Nachbarn, für einmal begeistert

«In diesem Jahr waren zwei Abende bereits nach zwei Stunden ausverkauft, und nach fünf Stunden vier Abendprogramme.» Wenn die Informationen in der Deutschschweiz und im Ausland ankämen, sei es bereits zu spät, sagt Chef Rossellat.

Auf eines ist der Festival-Gründer besonders stolz: Den Rückhalt bei der lokalen Bevölkerung. «Der Bezirk Nyon zählt 60’000 Menschen, und sie allein kaufen 40’000 Tickets. Sie sind jeweils die Ersten, welche Billette kaufen!»

Starke Konkurrenz

Die schwächere Vertretung des Publikums aus der Deutschschweiz hängt auch damit zusammen, dass mit Frauenfeld und dem Berner Gurtenfestival starke Konkurrenz besteht. Diese Festivals weisen manchmal sogar dieselben Stars als Magnete auf.

Markenzeichen des Paléo Festivals ist sein betont multikultureller Charakter. Die Menschen kommen nicht allein der Musik wegen, der Anlass ist vielmehr ein soziokultureller Event.

Für viele der jungen Westschweizer – die Hälfte des Publikums ist weniger als 24 Jahre alt – ist das Paléo gar eine Art Initiationsritus in die Welt der Erwachsenen, oder ein Abschied aus der Jugendzeit.

Von Musen und jungen Göttern

Neben dem neuen französischen Chanson ist ein Schwerpunkt der Musik Nordafrikas gewidmet, mit Auftritten von Rachid Taha, den Touaregs von Tinariwen und Natacha Atlas.

Die Sparten Rock vertreten neben Arcade Fire Ayo, Muse und der Italiener Zucchero, während die Young Gods und der Rapper Stress die Speerspitze des heimischen Musikschaffens darstellen.

swissinfo, Pierre-François Besson
(Übertragung aus dem Französischen: Renat Künzi)

Das Paléo Festival ist das grösste Open Air der Schweiz
Zahlen 2006:
225’000 Besuchende an sechs Abenden mit sechs Bühnen
120 Konzerte
100 Essensstände
5 Restaurants
Gratis-Zeltplatz
19 Mio. Franken Budget
50 Angestellte
3700 freiwillige Helfer

1976 fand das Paléo Festival in Nyon zum ersten Mal statt. Dieses Jahr dauert es vom 24. bis 29 Juli.

Das Festival ist im Prinzip ausverkauft, ausser 1000 Tickets, die für jeden Abend noch erhältlich sind (im Internet, ab jeweils 9 Uhr morgens).

Das Programm zeichnet sich durch seinen Stilmix aus, aber auch durch seine entspannte Atmosphäre, zu der auch die vielen Essensstände mit Spezialitäten aus aller Welt beitragen.

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