Inmitten des über 1000 Kilometer langen Flusses Sepik in Papua-Neuguinea steht das Dorf Kandinge mit seinen Häusern auf Pfählen. Kanus sind das einzige Fortbewegungsmittel, um zum Dorf zu gelangen.
Florian Spring
Das indigene Volk, welches in Kandinge lebt, führt regelmässig die Krokodiljagd im Sumpf durch. Die bis zu vier Meter langen und 500 Kilogramm schweren Krokodile werden stets traditionell mit einem Speer erlegt.
Florian Spring
Krokodile sind nicht nur das Hauptnahrungsmittel der Dorfbewohner, sondern werden von diesem auch als spirituelle Schöpfungswesen verehrt.
Florian Spring
Alle drei bis fünf Jahre führt das Volk eine Krokodil-Zeremonie durch, bei welcher jungen Männern die Haut eingeschnitten wird. Die Wunden werden mit Wasser ausgewaschen und danach mit Palm-Öl eingerieben, damit die Schnitte nicht zusammenwachsen.
Florian Spring
Nach der Schnitt-Zeremonie versammeln sich die jungen Männer während mehreren Tagen in einem Haus, liegend auf den Rücken der Kanus.
Florian Spring
Damit sichtbare Narben entstehen, werden die Wunden immer wieder ausgekratzt. Der Körper wird dann mit Lehm eingerieben, damit die Wunden schneller austrocknen.
Florian Spring
Je nachdem, wie gut die Wunden verheilen, bleiben die Krokodilmänner drei Wochen bis drei Monate unter sich. Frauen und Kinder sind vom Ritual ausgeschlossen.
Florian Spring
Der Heilungsprozess der Narben dauert oftmals bis zu fünf Jahren. Die Vernarbung soll schliesslich ein krokodilähnliches Narbenmuster aufzeigen.
Florian Spring
Nachdem die Zeremonie seinen Abschluss gefunden hat, kehren die Krokodilmänner zurück in den Alltag, mit dem Kanu auf der Jagd nach Krokodilen.
Florian Spring
In einem Dorf im Norden von Papua-Neuguinea dokumentierte der junge Schweizer Fotograf Florian Spring ein indigenes Volk und ihr seltenes Krokodil-Ritual. Und wurde vom Schreiner zum Fotograf.
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Florian Spring (Fotos), Catherine Waibel (Text- und Bildredaktion)
Die Fotoreportage «Im Krokodilnest“ zeigt das besondere Leben eines indigenen Stammes, der bis heute noch an seine alten Traditionen festhält. Nebst der Krokodiljagd im Sumpf führen die Dorfbewohner eine dreiwöchige Zeremonie durch, bei welcher jungen Männern als Zeichen des Eintritts in die Erwachsenenwelt ein schuppenähnliches Muster in die Haut eingeschnitten wird.
Die Vernarbung soll später wie eine Krokodilhaut aussehen. Nach mehreren Besuchen in Papua-Neuguinea durfte der Berner Fotograf dieses aussergewöhnliche Ritual miterleben und fotografisch festhalten.
Vom Schreiner zum Fotografen
Florian SpringExterner Link, geboren 1990 in Bern, absolvierte zuvor eine Ausbildung in einer Schreinerei. Nachdem er diese abgeschlossen hatte, zog es ihn während einigen Jahren mit seiner Kamera im Gepäck auf diverse Reisen. Vor Ort bot er meist seine Erfahrung als Schreiner an und bekam dafür Kost und Logis.
Als er sich dem Zivildienst verpflichten musste, wurde er für ein paar Wochen nach Papua-Neuguinea geschickt, um dort Reparaturarbeiten an den Unterkünften der Schweizer Missionare durchzuführen. Dabei kam er mit Einheimischen in Kontakt und lernte ihre Kultur näher kennen.
Für sein Fotoprojekt «Im Krokodilnest“ erhielt Spring den Globetrotter World Photo 2017Externer Link. Der Förderpreis wurde im Jahr 2012 vom Schweizer Reiseunternehmer Globetrotter in Zusammenarbeit mit Nikon und dem bekannten Schweizer Fotografen Manuel Bauer ins Leben gerufen.
Jährlich werden damit zwei junge, ambitionierte Fotografen bei der Umsetzung einer Auslandsreportage mit journalistischer Relevanz unterstützt. Seit Spring den Fotopreis gewann, wagte er den Schritt in die Selbständigkeit als Fotograf.
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