Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

«Parlez-vous suisse?»

Mit dem Logo auf Werbetour: "Parlez-vous suisse?" Parlez-vous suisse?

Die Mehrsprachigkeit hat ihre Lobby: "Parlez-vous suisse?" engagiert sich für die Wiederaufnahme des nationalen Sprachengesetzes im Parlament.

Die Plattform, der 15 Organisationen aus den 4 Sprachregionen angehören, setzt sich für die Vielfalt der Kulturen ein.

Ihren Ursprung hat die Arbeitsgemeinschaft «Parlez-vous suisse?» im Kanton Tessin.

Nachdem die Stiftung Sprachen und Kultur im Jahr 2001 im Rahmen des Gesetzes über die Landessprachen und die Verständigung zwischen den Sprachgemeinschaften konsultiert worden war, veröffentlicht «Parlez-vous suisse?» nun eine Publikation zur Unterstützung ihres Anliegens.

«Wir repräsentieren eine Gruppe von 15 privaten Organisationen ohne finanzielle Zielsetzung und ohne grosses Budget,» erklärt Paolo Barblan vom Forum Helveticum.

«Wir haben uns aufgrund einer gemeinsamen ideellen Basis zusammengeschlossen», fährt Barblan fort. «Wir sind offen für weitere Mitglieder.»

Ein Gesetz fehlt

Zuerst will sich «Parlez-vous suisse?» bei den Politikern Gehör verschaffen.

Obwohl die Schweiz häufig als Beispiel für Vielsprachigkeit gilt, sind die verschiedenen Sprachen nur in einem einzigen Verfassungsartikel erwähnt. Ein entsprechendes Gesetz, welches sich davon ableiten liesse, existiert immer noch nicht.

Im April dieses Jahres zog der Bundesrat das Projekt zum Sprachengesetz zurück, mit der Begründung, die bereits bestehenden Mittel seien ausreichend.

Die absehbaren Kosten für die strukturellen Massnahmen von 17 Mio. Franken ab dem Jahr 2008 rechtfertigen zusätzlich den Entscheid des Bundesrates.

Der aus dem zweisprachigen Kanton Freiburg stammende Nationalrat Christian Levrat (SP) war mit diesem Entscheid überhaupt nicht einverstanden und lancierte eine parlamentarische Initiative. Darin fordert er die Wiederaufnahme des Sprachengesetzes.

Ende letzter Woche entschied sich die nationalrätliche Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur einstimmig, diese Initiative anzunehmen.

Vorteilhafte Bedingungen

«Was die Sprachen anbelangt, müssen wir aus einer rein berechnenden und administrativen Logik aussteigen, zugunsten einer politischen Aktion, die ein solides Erbe an die nachkommenden Generationen weitergibt», argumentiert der freisinnige Tessiner Nationalrat Fabio Abate.

Der ehemalige Tessiner Nationalrat Fulvio Caccia fasst die Situation der Italienisch- und Romanischsprachigen scherzhaft zusammen: «Die Schweiz hat drei offizielle Sprachen: Deutsch und Französisch.»

«Ich würde gerne Rätoromanisch sprechen, aber keiner würde mich verstehen», fügt der CVP-Parlamentarier Sep Cathomas an.

Seine Muttersprache könne sich nicht mit Quellen aus dem Ausland behelfen. «Schulmaterial beispielsweise müssen wir selber kreieren, was entsprechende Kosten nach sich zieht. Ohne politische Unterstützung können wir nichts erreichen», erklärt der Nationalrat aus dem Kanton Graubünden.

Auch die grüne Luzerner Nationalrätin Cécile Bühlmann ist dafür, dass das Sprachengesetz in der nächsten Legislaturperiode vor das Parlament kommt.

Diese Unterstützung zeigt Paolo Barblan, dass die Situation günstig ist. «Der Gesetzesentwurf ist in seiner jetzigen Form zufriedenstellend», freut sich der Geschäftsführer des Forum Helveticum.

«Do you speak Swiss?»

Die Arbeitsgemeinschaft hat eine Publikation herausgegeben, an der sich Wissenschafter, Schriftsteller und Persönlichkeiten aus den vier Sprachregionen beteiligt haben.

Die an die Parlamentarier verteilte Broschüre enthält Texte in Deutsch, Französisch, Italienisch, Romanisch und…… in Englisch.

Genau so wenig wie die Initianten die Sprachen der Migranten ausschliessen wollen, können sie die «fünfte Landesprache» ignorieren.

In der Frage des Fremdsprachenunterrichts an den Schulen lehnt sich «Parlez-vous Suisse?» an die Position der kantonalen Erziehungsdirektoren an. Das heisst: Englisch plus eine zweite Landessprache auf Primarschulebene. Die Reihenfolge ist zweitrangig.

Das Ziel besteht nämlich darin, die Schweizerinnen und Schweizer zum Erlernen von Sprachen zu motivieren.

«In den letzten Jahren hat die Sprachkompetenz der Schweizer Jugendlichen kontinuierlich abgenommen. Dagegen müssen wir etwas unternehmen», betont Paolo Barblan.

swissinfo, Marc-André Miserez
(Übertragung aus dem Französischen: Antonia Renggli)

«Parlez-vous suisse?» ist eine Arbeitsgemeinschaft von 15 Organisationen.

Diese setzen sich für die Förderung der sprachlichen und kulturellen Vielfalt in der Schweiz sowie für die Verständigung zwischen den Sprach-Gemeinschaften ein.

Mit ihrer Gründung will die Arbeitsgemeinschaft einen Beitrag zur Belebung der öffentlichen Diskussion über diese Themen-Bereiche leisten.

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