Pole Position für den Oscar
Die US-Schweizerin Renée Zellweger wurde als beste Hauptdarstellerin mit dem Golden Globe geehrt.
Das Musical «Chicago» ist der grosse Gewinner der diesjährigen Golden Globe-Verleihung. Ein Indikator für die Oscar-Auszeichnungen in einem Monat?
Bei der Gala am Sonntagabend in Beverly Hills erhielt «Chicago» den Preis als bester Film in der Kategorie Musical und Komödie, und die beiden Hauptdarsteller Richard Gere und Renée Zellweger wurden als beste Schauspieler in dieser Kategorie ausgezeichnet.
Zellweger ist eine der gefragtesten Schauspielerinnen Hollywoods. Sie dreht einen Film nach dem anderen. Die heute 33-Jährige wuchs in Texas auf, ihr Vater ist Schweizer aus Au (St. Galler Rheintal), ihre Mutter Norwegerin.
Nach der Auszeichnung für ihre Rolle in «Nurse Betty» (2000) hält Zellweger zum zweiten Mal die begehrte Golden-Globe-Trophäe in den Händen.
Damals wurde sie in aller Welt bekannt, weil sie bei der Verleihung der Golden Globes 2000 zunächst nicht auffindbar war: Auf der Bühne musste der Überreicher Hugh Grant Witzchen improvisieren, bis sie schliesslich verwundert auftauchte. Sie war auf die Toilette gegangen. «Ich dachte nicht im Traum daran, Gewinnerin zu sein.»
Dank an Konkurrentin
Diesmal klappte es nun auf Anhieb. Bei ihrer kurzen Ansprache dankte Zellweger ihrer Kollegin und Konkurrentin Catherine Zeta-Jones, die ebenfalls in dem Musical mitgespielt hatte und nominiert worden war. «Du bis eine Göttin», sagte Zellweger in Richtung Zeta-Jones.
Die Golden Globes werden alljährlich von der Hollywood-Auslandspresse (HFPA) verliehen. Wie in jedem Jahr gilt die Verleihung als Indikator für die Oscar-Auszeichnungen einen Monat später.
Auferstehung der Musicals
«Chicago», das Remake des populären Bob-Fosse-Musicals, entstand unter der Regie von Rob Marshall, einem preisgekrönten Broadway-Choreografen und früheren Fosse Mitarbeiter, und wurde vom US-Publikum und Kritikern begeistert aufgenommen.
Damit gilt «Chicago» als heissester Tip im Rennen um die begehrten Oscar-Trophäen – eine überraschende Wende für ein Genre, das bis vor kurzem noch als altmodisches Relikt aus der Filmkiste an den Kinokassen floppte. Sicherlich haben Filmmusicals wie «Shakespeare in Love» und «Moulin Rouge» den Weg geebnet. Doch die Filme waren eher Nischenerfolge als echte Kassenschlager.
Mit «Chicago» könnte das Filmmusical, dieses merkwürdige Zwitterwesen zwischen Theaterbühne und Kinoleinwand, in den Mainstream zurückkehren.
Das Musical basiert auf einem Theaterstück aus dem Jahre 1926. Damals, nach der Aufhebung der Prohibition, erblühte in Chicago die Nachtclub-Szene. Und Amerikas Mittelklasse vergnügte sich nach Jahren der Sittenstrenge hemmungslos.
«Die Tanznummern waren eine Herausforderung»
Renée Zellweger spielt in «Chicago» ein naives Showgirl (Roxie Hart), das von einer grossen Revue-Karriere träumt. Sie erschiesst dann allerdings im Affekt ihren Liebhaber und landet im Gefängnis. Dort buhlt sie – zusammen mit einer Konkurrentin – um einen Anwalt. Der rettet das Leben der beiden Mörderinnen und Hart wird zum gefeierten Medienstar hinter Gittern.
In einem Interview mit der Boulevard-Zeitung «Blick» erzählt Zellweger von den Dreharbeiten: «Nach den Proben taten mir Muskeln weh, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie habe. Und statt abends todmüde auf die Couch zu fallen, bin ich noch auf dem Laufband gejoggt. Die Tanznummern waren wirklich eine grosse Herausforderung für mich. Doch es hat auch riesigen Spass gemacht.»
Der Schweizer Filmstart von «Chicago» ist für März vorgesehen.
swissinfo und Agenturen
Den ersten Golden Globe erhielt Zellweger für ihre Rolle in «Nurse Betty».
Mit ihrem grossen Publikumserfolg «Bridget Jones’s Diary» ging sie bei den Globes wie bei den Oscars leer aus.
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